Furcht vor Defaults

US-Banken wappnen sich gegen Kreditausfälle

Die US-Großbanken überraschen im zweiten Quartal mit einer robusten Gewinnentwicklung. Treiber sind dabei vor allem höhere Zinseinnahmen – zugleich geht die Sorge davor um, dass die restriktive Geldpolitik mehr Kreditausfälle zur Folge hat.

US-Banken wappnen sich gegen Kreditausfälle

US-Banken wappnen sich gegen Kreditausfälle

Geldhäuser bauen Risikovorsorge trotz robuster Gewinnentwicklung deutlich aus

xaw New York
Bericht Seite 5

Die Gewinnentwicklung der US-Großbanken übertrifft die Erwartungen der Wall Street, doch Sorgen vor steigenden Kreditausfällen treiben die Manager um. Bei den fünf führenden Geldhäusern, die seit Freitag ihre Bücher geöffnet haben, sind im zweiten Quartal zusammengenommen 3 Mrd. Dollar in die Risikovorsorge geflossen. Der Löwenanteil entfällt mit 1,5 Mrd. Dollar auf Branchenprimus J.P. Morgan – allerdings vermeldeten am Dienstag auch Bank of America und Morgan Stanley, deutlich mehr als noch im Vorjahr für faule Kredite beiseitegelegt zu haben.

Denn an der Wall Street setzt sich zunehmend die Ansicht durch, dass die Federal Reserve auch nach ihrer Sitzung in der kommenden Woche zu mindestens einer weiteren Zinserhöhung im laufenden Jahr greifen und den Leitsatz anschließend länger als bisher angenommen auf hohen Niveaus belassen dürfte. In Kombination mit einem anhaltend unsicheren Konjunkturumfeld weckt dies Befürchtungen, dass eine wachsende Zahl an Schuldnern mit niedriger Bonität ihren Verpflichtungen nicht mehr nachkommen kann. Bereits im zweiten Quartal sind die Abschreibungen auf Kredite deutlich gestiegen.

Für Anleger ist die Marktlage unübersichtlich, weil die restriktive Geldpolitik den US-Banken zugleich anziehende Netto-Zinserträge beschert. Bei Bank of America kletterten diese zwischen April und Juni um 14% auf 14,2 Mrd. Dollar und waren damit maßgeblicher Treiber der Erlöse, die um 11% auf 25,2 Mrd. Dollar zulegten. Der Nettogewinn fiel mit mit 7,4 Mrd. Dollar 19% höher aus als im Vorjahr.

Zudem punktete das Geldhaus aus North Carolina mit einem Aufschwung im Kapitalmarktgeschäft. Die Gebühreneinnahmen aus dem Investment Banking, die zum Jahresauftakt noch stark unter Druck gestanden hatten, stiegen im zweiten Quartal um 7% auf 1,21 Mrd. Dollar.

Bei Morgan Stanley, die trotz eines Gewinnrückgangs um 13% auf 2,18 Mrd. Dollar besser abschnitt als befürchtet, fielen die Investment-Banking-Erträge mit 1,08 Mrd. Dollar geringfügig höher aus als im Vorjahreszeitraum. CEO James Gorman betonte, gerade zum Quartalsende hin „konstruktivere Töne“ von Kunden vernommen zu haben. Finanzchefin Sharon Yeshaya sprach von einem Rückstau an Kapitalmarkttransaktionen.

Analysten befürchten indes, dass Goldman Sachs den Hoffnungen auf einen Aufschwung im Investment Banking am Mittwoch bereits einen Dämpfer verpassen wird. Die Wall Street rechnet damit, dass das New Yorker Geldhaus sein schlechtestes Quartal seit Jahren vermelden muss.

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