US-Pensionsfonds verklagt Allianz

Knapp 800 Mill. Dollar wegen schlechter Anlageperformance in Krise gefordert

US-Pensionsfonds verklagt Allianz

mic München – Die Volatilität der Aktienmärkte infolge der Coronakrise hat schmerzhafte Folgen für Allianz Global Investors (AGI). Arkansas Teacher Retirement System hat die Allianz-Fondstochter am Dienstag in New York auf Schadenersatz in Höhe von 770 Mill. Dollar verklagt.Der US-Pensionsfonds argumentiert, die AGI-Investmentstrategie sei auf stabile Renditen und auf eine Absicherung auch in Abschwungphasen ausgerichtet gewesen. Tatsächlich aber sei der Wert der strittigen Alpha-Fonds bis Ende des ersten Quartals um rund die Hälfte gesunken. Zusätzlich habe die Fondsgesellschaft gegen ein Anhalten der Marktvolatilität gewettet. Die Allianz will sich gegen den Pensionsfonds verteidigen. Dessen Klage gehe von falschen Voraussetzungen aus und sei unbegründet, da die strittigen Fonds nicht von ihrer vorgesehenen Anlagestrategie abgewichen seien.Der US-Pensionsfonds war nach eigenen Angaben investiert in die Structured-Alpha-Fonds US Equity 250, Global Equity 350 und Global Equity 500. Die Strategie des Trios zielt darauf, Renditen über den jeweils relevanten Indizes (S&P 500 bzw. MSCI weltweit) zu erreichen. Die angestrebte Outperformance von 2,5 bis 5,0 Prozentpunkten soll etwa durch Stillhalteroptionen (Put- und Call-Varianten) erreicht werden. Der Pensionsfonds für Lehrer dürfte vor den Kursturbulenzen mit rund 1,5 Mrd. Dollar investiert gewesen sein. Fondsfamilie mit 8 Mrd. DollarStatistiken zufolge betrugen die Investments aller Anleger in die drei nun beklagten Fondsstrategien Ende vergangenen Jahres mehr als 4,3 Mrd. Dollar. In der gesamten Structured-Alpha-Familie der AGI waren rund 8 Mrd. Dollar angelegt: Weitere 1,5 Mrd. Dollar in anderen Fonds der 250/350/500-Reihe und rund 2 Mrd. Dollar in den Fondstyp der 1000er-Reihe, der eine Zielrendite von 10 Prozentpunkten Outperformance zum jeweiligen Index anvisierte. Die Structured-Alpha-1000-Fonds, die im Frühjahr einen Kursverlust von teilweise mehr als 90 % erlitten, wurden mittlerweile von der Allianz eingestellt. Bisher sind gegen AGI keine weiteren Einzelklagen bekannt geworden, auch eine Sammelklage gibt es nicht.Arkansas Teacher Retirement System wirft der Allianz einer Mitteilung zufolge vor, die eigenen Verluste seien eine Folge von Fahrlässigkeit sowie Verstößen gegen treuhänderische und vertragliche Pflichten von AGI. Die Fondsgesellschaft sei dramatisch von ihrer marktneutralen Strategie abgewichen. Nachdem die Alpha-Fonds im Februar erste Verluste erlitten hätten, habe die Allianz mit einer Serie von Investmententscheidungen die eigenen Risikomanagement-Vorschriften verletzt und den Verlust vergrößert. Ende März habe das Minus je nach Fonds gut 40 % bis mehr als 70 % betragen.Die Allianz erklärte auf Nachfrage, dass die Verluste des Portfolios während des extremen Marktrückschlags im März zutiefst enttäuschend gewesen seien. Es gebe jedoch keine Grundlage für eine rechtliche Haftung: Denn: “Unsere eigene Analyse hat ergeben, dass das Portfolio jederzeit gemäß seinen Zielen und in Übereinstimmung mit den Investment-Richtlinien gemanagt wurde.” Um das Risiko zu verringern, hat das Fondsmanagement dem Vernehmen nach im März Put- und Shortpositionen restrukturiert – mit entsprechenden Kosten. Existierende Hedgepositionen scheinen keinen ausreichenden Ausgleich geschaffen zu haben, weil sie auf Einbrüche an einem Handelstag, aber nicht auf eine wochenlange und starke Abwärtsbewegung ausgerichtet waren. In der Folge entwickelten sich die Alpha-Fonds im März deutlich schlechter als ihre Benchmarks. Beispielsweise betrug die Differenz von Alpha 250 zum S&P 500 mehr als 15 Prozentpunkte. – Wertberichtigt Seite 6