Es wird Richtlinien für Emittenten geben

US-Stablecoin-Gesetz nimmt Hürde im Senat

Der US-Senat hat den Genius Act zur Stablecoin-Regulierung verabschiedet. Ziel ist es unter anderem, die Dollar-Dominanz zu stärken und die Nachfrage nach US-Staatsanleihen zu steigern.

US-Stablecoin-Gesetz nimmt Hürde im Senat

US-Stablecoin-Gesetz nimmt Hürde im Senat

Finanzminister Bessent verspricht sich erhöhte Nachfrage für US-Staatsanleihen

bg Frankfurt

In den USA ist es dem Senat im zweiten Anlauf gelungen, die für die Stablecoin-Regulierung maßgebliche Gesetzesvorlage (Genius Act) zu verabschieden. Der Genius Act werde die Dollar-Dominanz der USA zementieren und für zusätzliche Nachfrage bei US-Staatsanleihen sorgen, so der federführende Senator Bill Hagerty. US-Finanzminister Scott Bessent stieß ins selbe Horn: Ein lebendiger Stablecoin-Markt würde die Nachfrage des privaten Sektors nach US-Staatsanleihen stützen, was die Refinanzierungskosten des Staates senken und damit die Verschuldung im Zaum halten könne.

Die Augen richten sich nun auf das Repräsentantenhaus, das entscheiden muss, ob es seine eigene Gesetzesvorlage vorantreibt oder die Initiative des Senats unterstützt. Die Trump-Regierung dürfte Druck ausüben, dass die Vorlage vom Senat schnell verabschiedet wird. In Arbeit ist außerdem ein Gesetz zur Finanzmarktinfrastruktur, was Digital Assets auf DLT-Systemen marktgängig machen soll. Europa und Singapur sind bislang die einzigen Rechtsräume, die eine umfassende Krypto-Regulierung haben – und da wollen die USA nun die Führung übernehmen, um die Kapitalallokation anzuziehen.

Regelmäßige Risikoprüfungen für große Emittenten

Verabschiedet wurde der Genius Act im Senat mit 68 zu 30 Stimmen. Stablecoins müssten dann vollständig in Dollar oder ähnlich liquiden Assets gedeckt sein. Vorgeschrieben wären dann auch jährliche Audits für Emittenten mit einem Volumen ab 50 Mrd. Dollar. Auch Richtlinien für ausländische Emittenten soll es geben – was dann zum Beispiel die aus El Salvador agierende Tether betrifft, die mit einem Volumen von mehr als 150 Mrd. Dollar Marktführer ist vor Circle. Für Nicht-Banken soll es spezielle Kriterien geben, die den Verbraucherschutz sicherstellen.

Nachteile für Banken bei der Liquiditätsquote?

Die Banken wehren sich dagegen, dass Akteure aus dem Nicht-Banken-Sektor (Amazon, Tether) als Emittenten von Stablecoins tätig werden. Die Gründe dafür sind vielfältig, es geht vor allem darum, dass Stablecoins die Depositen-Basis der Kreditinstitute negativ beeinflussen können. In einem aktuellen Paper des EZB-Spezialisten Charles-Enguerrand Coste heißt es, dass nur traditionelle Retail-Einlagen eine stabile Funding-Basis für die Geschäftsbanken darstellen. Depositen von Stablecoin-Emittenten müssten als Notenbank-Reserven gehalten oder in risikoarme Assets (wie Staatsanleihen) fließen. Und da seien Stablecoins als letztlich volatiles Finanzinstrument weniger geeignet, damit die Banken ihren Aufgaben als Kreditmotor der Wirtschaft über die Fristentransformation nachgehen können.

Unbesichertes Funding

Und da Stablecoin-Depositen für Kreditinstitute wohl als unbesichertes Funding gelten müssten, würde dies die Liquidity Coverage Ratio (LCR) schwächen. Auch wenn eine Bank ihren eigenen Stablecoin ausgibt, aber den Halter nicht kenne, würde dies als unbesichertes Funding gelten, heißt es in dem Papier „Toss a stablecoin to your banker“. Wenn die Bank aber den Haltertypen identifizieren könne, sei das vorteilhaft, um die sogenannte „outflow rate“ zu bestimmen. Würden solche Mechanismen für die kontinuierliche Identifizierung von Stablecoin-Haltern installiert, würden Banken von vorteilhaften Liquiditätsanforderungen profitieren.

Mit was für einer Geschwindigkeit die Banken Stablecoin-Projekte vorantreiben, zeigt eine neue Partnerschaft: J.P. Morgan will einen Deposit Token (JPMD) in Zusammenarbeit mit der Layer-2-Blockchain Base marktfähig machen im Einsatz für institutionelle Kunden. Dabei geht es wohl vor allem um die beschleunigte Verbuchung von B2B-Transaktionen. Verbrieft in dem Stablecoin sind Geschäftsbank-Guthaben, also Giralgeld. Die Pilotierung dafür beginnt jetzt, wobei das aufseiten von J.P. Morgan über die Blockchain-Tochter Kinexys läuft. Base ist eine Tochter von Coinbase, die per DLT ein blitzschnelles Settlement zu minimalen Kosten ermöglichen will. Auf Base als öffentliche Blockchain befinden sich derzeit Assets im Umfang von 3,7 Mrd. Dollar.

Aktienhandel soll über die Blockchain gehen

Coinbase hat derweil bei der SEC beantragt, den Aktienhandel per Blockchain aufnehmen zu dürfen. Auch Robinhood plant eine solche Aktivität und will zum Beispiel so US-Aktien in Europa handeln lassen. Das zeigt, mit welcher Vehemenz DLT-Infrastruktur in den Wertpapierhandel vordringt. Der Stablecoin-Sektor gilt als attraktiv, da die Betreiber mit Tether an der Spitze über USDT ein sehr profitables Geschäft betreiben können – wobei Tether neben den hohen Verzinsungen von US-Staatsanleihen davon profitiert, dass sie offshore ist und im Grunde ein Narrow Banking (nur Staatsanleihen als Reserve und keine Kreditvergabe) betreibt – aber eben ohne Banklizenz. Für einen US-Markteintritt müsste Tether da nachlegen.

Was den Sektor weiter beflügelt, ist der enorm erfolgreiche Börsengang von Tether-Konkurrent Circle. Die Aktie haussiert seit der Erstnotiz und hat Circle auf eine Marktkapitalisierung von gut 31 Mrd. Dollar katapultiert.

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