Im GesprächLars Hille

V-Bank will Gewinn binnen drei Jahren verdoppeln

Die V-Bank aus München hat einen guten Lauf. Die Depotbank für unabhängige Vermögensverwalter erhält zusätzlichen Schwung durch die Zinswende. Vorstandschef Lars Hille erwartet Ergebnissprünge.

V-Bank will Gewinn binnen drei Jahren verdoppeln

Im Gespräch: Lars Hille

V-Bank will Gewinn bis 2025 verdoppeln

Zinswende beflügelt Ausblick des CEO der Depotbank für Vermögensverwalter – Bilanzsumme deutlich ausgeweitet

Von Stefan Kroneck, München

Die V-Bank arbeitet sich dank eines zügigen Wachstums in eine höhere Ertragsdimension vor. Die in München ansässige Depotbank für bankenunabhängige Vermögensverwalter erhält dabei Rückenwind von den gestiegenen Marktzinsen als Folge der Abkehr der Notenbanken von ihrer ultraexpansiven Geldpolitik. Das stimmt den Vorstandsvorsitzenden Lars Hille optimistisch. „Die Zinswende wird uns deutlich beflügeln. Wir rechnen damit, in den nächsten drei Jahren das Ergebnis vor Steuern auf über 40 Mill. Euro zu verdoppeln“, sagt er im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Ausgangsbasis für seine Prognose ist das Resultat des vergangenen Jahres. Das Institut steigerte sein Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit um 63% auf 18,1 Mill. Euro. Das ist ein bisheriger Bestwert in der Geschichte des vor 15 Jahren an den Start gegangenen Anbieters.

In diesem Jahr will die V-Bank neue Rekorde erreichen. Hille signalisiert, 2023 die Gewinndynamik noch erhöhen zu können. „Im laufenden Jahr erwarten wir ein Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit oberhalb von 30 Mill. Euro.“ Das entspräche einem Zuwachs von rund 70%.

„Stresstest hinter uns“

Angesichts der Zinswende hat die V-Bank eine zähe Durststrecke in der Ertragskraft überwunden. „Wir haben den langen ,Stresstest‘ im Ergebnis aufgrund des Zinstiefs hinter uns. Unser Geschäftsmodell hat sich in der zurückliegenden Phase als krisenfest erwiesen. Wir gleiten endlich in ein Umfeld mit normalem Zinsszenario“, schlussfolgert Hille. Das frühere Vorstandsmitglied der DZ Bank führt das Unternehmen seit Juli 2020. Seinerzeit folgte der Manager auf Jens Hagemann, der die V-Bank mit aufgebaut hatte.

Das Wachstum des vergangenen Jahres sorgte für eine deutlich ausgeweitete Bilanzsumme. Die Zinswende führt zu einer radikalen Änderung der Ertragsstruktur der V-Bank. „Aufgrund der steigenden Zinsen verzeichnen wir einen Transformationsprozess bei den Kundeneinlagen. Diese machen mit 4,2 Mrd. Euro einen Großteil der Aktivseite der Bilanzsumme aus. Letztere betrug Ende vergangenen Jahres 4,5 Mrd. Euro.“ Hille zufolge sollen sich künftig auf der operativen Ertragsseite der Zinsüberschuss und das Provisionsergebnis die Waage halten. Dabei werde das wachsende Lombardgeschäft auch künftig einen bedeutenden Beitrag leisten, berichtet der Chef der V-Bank. Zum Vergleich: 2022 überwog mit 45 Mill. Euro der Überschuss aus Provisionen noch deutlich das Zinsergebnis, welches 6,5 Mill. Euro betrug. Das Provisionsergebnis machte somit 87% der Erträge aus, der Zinsüberschuss nur 13%.

Auf Branchenplatz 2

2022 legte die Bilanzsumme deutlich um 1,5 Mrd. Euro zu. Das Unternehmen erklärt den großen prozentualen Sprung von 50% vor allem mit dem Kundenwachstum und den damit zusammenhängenden Kundeneinlagen. Hille berichtet von einem schwungvollen Jahr 2022 trotz der hohen Volatilität an den Kapitalmärkten: „Den Leistungsdämpfer infolge der Turbulenzen an den Kapitalmärkten konnten wir 2022 durch Wachstum abfedern. Es gelang uns, die Assets under Custody um 4% auf 38,3 Mrd. Euro zu steigern. Dazu trug die erhöhte Zahl unserer Geschäftspartner bei. Allein die Kooperation mit dem Vermögensverwalter Liqid aus Berlin hat uns zu einem deutlichen Schub verholfen. Von den über 11.000 neuen Kundendepots brachte allein Liqid rund 5.700 ein.“

Das verwahrte Kundenvermögen, im Fachjargon Assets under Custody genannt, zählt in der Branche als Gradmesser für Marktanteile. In Deutschland steht die V-Bank auf dem zweiten Platz nach dem Branchenprimus DAB BNP Paribas mit geschätzten rund 50 Mrd. Euro Assets under Custody (Stand Ende 2022). Auf Platz 3 steht der Online-Broker Comdirect mit 17 Mrd. Euro, dicht gefolgt von der Deutschen Bank (12 Mrd. Euro). Zur Erinnerung: Im Jahr 2015 verzeichnete die V-Bank ein verwahrtes Kundenvermögen von etwas über 13 Mrd. Euro. Binnen sieben Jahren konnte das Institut also seine Assets under Custody mehr als verdoppeln.

Mit Blick auf 2023 strotzt Hille vor Optimismus. „In allen wesentlichen Punkten befinden wir uns im Plan.“ Im laufenden Zwölf-Monats-Berichtsturnus peilt er 41 Mrd. Euro Assets under Custody an. Dieses Plus von 7% soll die 111 (i.V. 93) Mitarbeiter zählende V-Bank organisch, also aus eigener Kraft schaffen. Die Zahl der Depotkunden soll auf 58.000 zulegen nach einem Zuwachs von 29% oder 11.300 auf 50.800 im Jahr 2022. Die V-Bank will die Zahl der mit ihr kooperierenden bankenunabhängigen Vermögensverwalter auf 485 erhöhen. Im vergangenen Jahr steigerte sie die Zahl um 20 auf 458. Nach Unternehmensangaben entspricht das einer Marktdurchdringung von vier Fünfteln.

Die V-Bank ist finanziell solide aufgestellt. Ende 2022 lag die harte Kernkapitalquote bei 18,2%. Die Eigentümerstruktur ist heterogen. 82% an der Bank halten Vermögensverwalter und Family Offices, davon allein die FS V-Bank Holding gut 48%. Hinter dem größten Einzelaktionär steckt der Milliardär Lutz Helmig, Gründer der Helios Kliniken. 15% befinden sich in der Hand des Stuttgarter Finanzdienstleisters Wüstenrot & Württembergische, knapp 3% halten das Management beziehungsweise Mitarbeiter.

Für die V-Bank ist die Erntezeit angebrochen. Die Depotbank für unabhängige Vermögensverwalter profitiert deutlich von der Zinswende. Vorstandschef Lars Hille will den Gewinn in drei Jahren verdoppeln.

Lars Hille führt die V-Bank als Vorstandsvorsitzender seit Juli 2020. Unter der Regie des 60-Jährigen wächst die Depotbank für unabhängige Vermögensverwalter in eine neue Dimension.