Privates Bankgewerbe

Verdi droht mit bundes­weiten Warn­streiks

Der Teufel steckt in den Laufzeiten: Trotz eines ersten Gehaltsangebots der Arbeitgeber ist auch die dritte Tarifrunde für die 140000 Beschäftigten der privaten Banken ergebnislos geblieben.

Verdi droht mit bundes­weiten Warn­streiks

lee Frankfurt

Die Tarifverhandlungen für die rund 140 000 Beschäftigten des privaten Bankgewerbes sind auch in der dritten Runde ergebnislos geblieben. Wie der Arbeitgeberverband (AGV) Banken am Freitag mitteilte, hat die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi die Gespräche nach einer Stunde abgebrochen. Obwohl die Arbeitgeber erstmals ein Gehaltsangebot vorgelegt hätten, seien die Verhandlungsführer der Gewerkschaft nicht mehr gesprächsbereit gewesen. Bei Verdi hieß es indessen, dass es sich um ein „unverschämtes Angebot“ gehandelt habe. Laut AGV sieht das Gehaltsangebot eine Erhöhung der Tarifgehälter um insgesamt 3,2 % in drei Stufen bei einer Laufzeit von 36 Monaten vor. Verdi fordert eine Gehaltserhöhung um 4,5% bei einer Laufzeit von zwölf Monaten.

Differenz in den Details

Was gemessen an den Prozentpunkten wie eine Differenz aussieht, die im Rahmen von Verhandlungen überbrückbar ist, klafft deutlich weiter auseinander, wenn man den Beginn der Laufzeiten berücksichtigt. Während Verdi davon ausgeht, dass die Erhöhungen zeitnah nach der Tarifeinigung in Kraft treten, sollen nach den Vorstellungen der Arbeitgeber die Tarifgehälter erst am 1. April 2022 in einem ersten Schritt um 1,2 % steigen. In den beiden Folgejahren ist dann jeweils zum selben Stichtag ein Anstieg um weitere 1% vorgesehen. „Bei einer Laufzeit von 36 Monaten und neun Nullmonaten wäre das weniger als 1% pro Jahr“, rechnet Verdi-Verhandlungsführer Jan Duscheck vor. Insbesondere vor dem Hintergrund der zuletzt steigenden Inflation hat die Gewerkschaft kein Interesse an langen Laufzeiten, zumal bei nur moderaten Erhöhungen. Auf der Arbeitgeberseite beschwört man dagegen die Gefahr von Zweitrundeneffekten, die über steigende Löhne die Inflation weiter anheizen könnten.

Auch bei den anderen Themen wie dem Recht auf mobiles Arbeiten oder einer Erstausstattungspauschale für den Heimarbeitsplatz vermisst die Gewerkschaft den Angaben zufolge „ernsthafte Verhandlungsbereitschaft“ auf der Arbeitgeberseite. „Da die privaten Arbeitgeber unsere Forderungen ganz offensichtlich ignorieren, werden die Beschäftigten nun entsprechend reagieren“, ließ sich Duscheck zitieren. „Wir gehen daher von baldigen bundesweiten Warnstreiks aus.“