Vergangenheit holt Lloyds Banking Group erneut ein
hip – Die Lloyds Banking Group hat zwar mit ihrem bereinigten Ergebnis für das erste Halbjahr die Analystenschätzungen übertroffen. Die schottische Großbank, die in der Finanzkrise mit gut 20 Mrd. Pfund gestützt werden musste, stellte aber 1,05 Mrd. Pfund für die Entschädigung von Kunden zurück, denen nutzlose Versicherungen verkauft worden waren. Alles in allem hat der branchenweite PPI-Skandal (Payment Protection Insurance) Lloyds bislang rund 18 Mrd. Pfund gekostet – mehr als jede andere Bank, die daran beteiligt war. Die Financial Conduct Authority gab betroffenen Kunden bis August 2019 Zeit, ihre Entschädigungsforderungen einzureichen. Böse Zungen sprechen längst von “Quantitative Easing für alle”.Damit nicht genug: In den vergangenen sechs Monaten fielen weitere 540 Mill. Pfund für sonstiges Fehlverhalten der Vergangenheit an. Das Geschäft entwickelte sich aber offenbar dennoch so gut, dass sich das Vorsteuerergebnis auf 2,54 (i.V. 2,45) Mrd. Pfund erhöhte. Das bereinigte Ergebnis stieg auf 4,49 (4,16) Mrd. Pfund. Analysten hatten im Schnitt mit 4,0 Mrd. Pfund gerechnet. Joseph Dickerson, Branchenexperte von Jefferies, sprach von “soliden” Zahlen. Für Laith Khalaf, Analyst bei Hargreaves Lansdown, wird das Halbjahresergebnis durch die Kosten der Vergangenheitsbewältigung “verschandelt, aber nicht überschattet”.Chief Executive António Horta-Osório, der zeitweise als möglicher Nachfolger von HSBC-Chef Stuart Gulliver gehandelt wurde, will den Anteilseignern 1,0 (0,85) Pence Dividende je Aktie zahlen. Die Eigenkapitalrendite (ROTE) erreichte 8,2 (9,7) %. Bereinigt lag sie bei 16,6 (15,1) %. Der nahezu vollständig auf den Heimatmarkt ausgerichteten Bank kommt zugute, dass Großbritannien im ersten Halbjahr zwar langsamer gewachsen ist, der befürchtete Absturz in die Rezession jedoch ausblieb. Lloyds Banking Group ist der größte Hypothekenanbieter des Landes.Die Nettozinsmarge stieg auf 282 (274) Basispunkte. Für das Gesamtjahr rechnet das Institut, das im vergangenen Jahr das britische Kreditkartengeschäft von Bank of America erwarb, mit 285 Basispunkten. Der Investec-Bankanalyst Ian Gordon geht davon aus, dass sich dadurch das Gewicht des Verbraucherkreditgeschäfts im Kreditbuch vergrößern wird. Mit einem Wachstum der Bilanzsumme rechnet er dagegen nicht. Gordon erwartet, dass seine Kollegen ihre Gewinnschätzungen für das Institut erhöhen werden.Das Kredit-Einlagen-Verhältnis belief sich zuletzt auf 109 (109) %.