Fondsabsatz

Verkauf von Publikums­fonds gewinnt an Tempo

Während das Geschäft mit Spezialfonds in der Coronakrise noch nicht ganz zu alter Stärke zurückgefunden hat, läuft der Absatz der Publikumsfonds wieder rund, wie aus Zahlen der Bundesbank hervorgeht. Allmählich profitiert die Branche somit von den hohen Geldsummen, die Privatleute in der Krise aufgestaut haben.

Verkauf von Publikums­fonds gewinnt an Tempo

jsc Frankfurt

Der Fondsabsatz in Deutschland kommt nach einem durchwachsenen Coronajahr wieder in Fahrt: Im ersten Quartal flossen deutschen Fonds unterm Strich 33,3 Mrd. Euro zu, wie die jüngste Statistik der Deutschen Bundesbank zeigt. Während der Absatz von Spezialfonds netto leicht unter dem langjährigen Durchschnitt liegt, sind Publikumsfonds gefragt. 9,4 Mrd. Euro sammelten sie unterm Strich im Startquartal ein, mehr als doppelt so viel wie im Durchschnitt der ersten Jahresviertel in den fünf vorangegangenen Jahren. Die überdurchschnittliche Leistung im Vertrieb zeigt sich auch dann noch deutlich, wenn der hohe Abfluss zu Beginn der Coronakrise im März 2020 herausgerechnet wird.

Die Zahlen legen nahe, dass die hohen Geldvermögen, die deutsche Privathaushalte mangels Konsummöglichkeiten in der Pandemie zusätzlich ansparen, allmählich auch den Fondsvertrieb beleben. Zwar werden Publikumsfonds auch von institutionellen Anlegern genutzt, so dass eine Zuordnung der Absatzdaten zu den privaten Haushalten nicht möglich ist. Zu den gefragten Fondskategorien gehörten aber insbesondere Aktienfonds und Mischfonds, die das Massengeschäft mit privaten Sparern wesentlich prägen. Mit netto 4,3 Mrd. Euro und 2,5 Mrd. Euro liegen sie im ersten Quartal jeweils deutlich über dem mehrjährigen Durchschnitt ihrer Kategorie. Offene Immobilienfonds, die ebenfalls gerade im Massengeschäft zum Einsatz kommen, liegen mit 2,5 Mrd. Euro derweil leicht unter dem langfristigen Niveau.

Das zurückliegende Jahr ist durch ein heterogenes Absatzergebnis gekennzeichnet, auf Gesamtjahressicht lag der Absatz nahezu exakt auf dem Niveau der Vorjahre. Im November zog das Geschäft aber wieder an. Im Herbst hatte die Aussicht auf eine Impfung der Bevölkerung die Aktienmärkte beflügelt, zugleich haben private Haushalte im Schlussquartal erneut sehr viel Geld beiseite gelegt. Beide Triebfedern – steigende Aktienmärkte und aufgestaute Geldvermögen der privaten Haushalte – dürften auch im Startquartal den Fondsabsatz geprägt haben.

Das Vermögen schwoll insgesamt weiter an: Per Ende März brachten deutsche Fonds 2,61 Bill. Euro auf die Waage, 17% mehr als ein Jahr zuvor. Auf Publikumsfonds entfällt mit 604 Mrd. Euro der kleinere Anteil: Das liegt auch daran, dass ausländische Vehikel wie die verbreiteten Luxemburger Fonds nicht mitgezählt werden. Für Fondsbranche und Vertrieb sind gerade Publikumsfonds relevant, weil hier Vertriebsprovisionen und höhere Fondsgebühren üblich sind.

Versicherer auf der Flucht

Im Spezialfondssegment haben institutionelle Anleger wie Unternehmen, Banken und Altersvorsorgeeinrichtungen im ersten Quartal wie gewohnt hohe Summen neu angelegt – mit einer wesentlichen Ausnahme: Inländische Versicherer zogen im Februar netto 5,8 Mrd. Euro ab und damit so viel wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnung im Jahr 1993. Aus der Statistik geht weiter hervor, dass es sich dabei um Anlagen jenseits der Lebensversicherung gehandelt hat. Mit einem Spezialfondsvermögen von 637 Mrd. Euro sind inländische Versicherer die größte Anlegergruppe im Spezialfondssegment. Schon im vergangenen Jahr hatten die Versicherer in der Coronakrise zeitweilig Milliardenbeträge abgezogen und somit die Fondsstatistik belastet.