480 Milliarden Euro

Vermögensverwalter stehen vor Umbruch

Unabhängige Vermögensverwalter verwalten in Deutschland ein Vermögen in dreistelliger Milliardenhöhe. Die Analyse von Oliver Wyman zeigt, wie Wachstum, Regulierung und Nachfolgefragen die Branche bis 2029 verändern.

Vermögensverwalter stehen vor Umbruch

Vermögensverwalter stehen vor Umbruch

Oliver-Wyman-Studie sieht mehr große Einheiten und weniger Kleinsthäuser im Markt unabhängiger Anbieter

Unabhängige Vermögensverwalter steuern in Deutschland ein Vermögen in dreistelliger Milliardenhöhe. Strukturell bleibt der Markt aber kleinteilig. Die Analyse von Oliver Wyman zeigt, wie Wachstum, Regulierung und Nachfolgefragen die Branche bis 2029 verändern und größere Player hervorbringen dürften.

wbr Frankfurt

Der Markt für unabhängige Vermögensverwalter in Deutschland gilt manchen noch immer als Nische. Doch rund 480 Mrd. Euro verwaltetes Vermögen entfallen auf diese Anbieter, das entspricht 15 bis 16% des Anlagevermögens der vermögenden Privathaushalte, also jener mit einem Vermögen von mehr als 300.000 Euro. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Unternehmensberatung Oliver Wyman. Bis 2029 dürfte das Volumen demnach auf etwa 750 Mrd. Euro steigen, was einem jährlichen Wachstum von rund 8% entspricht.

Zum Vergleich: Der Verband unabhängiger Vermögensverwalter (VuV) kommt mit seinen mehr als 300 Mitgliedsinstituten zum Jahresende 2023 rund 250 Mrd. Euro Kundenvermögen. Der VuV schätzte den deutschen Vermögensverwalter-Marktes auf insgesamt rund 410 Mrd. Euro. Die Oliver-Wyman-Wert von 480 Mrd. Euro für den Markt passt zu ordnet sich in dieser Größenordnung und basiert auf einer breiteren, über die Verbandsmitglieder hinausgehenden Marktstichprobe.

Fragmentierter Markt

Trotz dieser Milliarden wirkt der Markt auf den ersten Blick kleinteilig. Die unabhängigen Vermögensverwalter sind überwiegend kleine und mittelgroße Gesellschaften, die häufig aus wenigen Beratern bestehen und regional verwurzelt sind. Von einer seit Jahren beschworenen großen Konsolidierungswelle war lange wenig zu sehen, der Markt blieb stark fragmentiert. Doch die Lage verändert sich: Die Oliver Wyman verweist auf eine Reihe von Faktoren, die den Druck verstärken: Von der Nachfolgesuche über steigende Kosten und Margenbelastung bis hin zu immer komplexeren regulatorischen Vorgaben und digitalen Anforderungen.

Ein Blick auf die Lizenzlandschaft zeigt die Verschiebung. Die Zahl der unabhängigen Vermögensverwalter mit eigener Zulassung lag nach Angaben von Oliver Wyman Ende 2024 bei rund 425 Häusern. Etwa 390 von ihnen verwalten jeweils weniger als 2,5 Mrd. Euro, weitere 24 Gesellschaften liegen in einer Bandbreite von 2,5 bis 5 Mrd Euro. Anbieter mit mehr als 5 Mrd. Euro an Assets under Management stellen damit nur einen kleinen Teil der Branche.

Lizenzen rückläufig

In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Lizenzen laut der Studie bereits rückläufig: Einige Vermögensverwalter geben ihre Kundenbücher gegen Ertragsbeteiligung ab oder schließen sich einem Haftungsdach an, andere suchen gezielt Fusionspartner oder Käufer. Parallel dazu ziehen die Transaktionen an. Bis 2020 wurden im Durchschnitt weniger als drei Deals pro Jahr gezählt, meist kleinere Zusammenschlüsse. In den letzten fünf Jahren hat sich diese Zahl auf im Schnitt mehr als sieben Transaktionen pro Jahr erhöht, 2022 waren es sogar zwölf.

Auf Basis eines Fünfjahresszenarios, das diese Entwicklung fortschreibt, erwartet Oliver Wyman bis 2029 eine mehr als doppelte Zahl größerer Häuser mit einem verwalteten Vermögen zwischen 2,5 und 5 Mrd. Euro sowie in der Klasse von 5 bis 10 Mrd. Euro. Etwa die Hälfte dieses Wachstums geht auf organische Zuwächse zurück, die andere Hälfte auf Konsolidierung.

Kleine Verwalter unter Druck

Bleibt das Konsolidierungstempo auf dem Niveau der vergangenen fünf Jahre, könnte die Zahl der Vermögensverwalter bis 2029 von heute rund 425 auf etwa 390 Gesellschaften sinken. Besonders betroffen wären die kleinsten Einheiten mit weniger als 2,5 Mrd. Euro an verwaltetem Vermögen; ihre Zahl dürfte auf etwa 280 zurückgehen – teils, weil sie in größere Gruppen aufgehen, teils, weil sie durch Wachstum selbst in die nächsthöhere Größenklasse aufsteigen.

In einem Szenario mit stärkerer Konsolidierung halten die Berater Studienautoren sogar einen Rückgang auf rund 365 unabhängige Vermögensverwalter für realistisch. Dann würde sich die Struktur deutlicher zugunsten größerer Anbieter verschieben, die mit gebündelter Marktmacht verstärkt in den Wettbewerb mit Privatbanken eintreten.