Versicherer hoffen auf mehr Geschäft

GDV: Beiträge sollen 2017 um mindestens 1 Prozent zulegen - Bei Zinszusatzreserve "überreserviert"

Versicherer hoffen auf mehr Geschäft

Nach einem Jahr der Stagnation hoffen die deutschen Versicherer auf eine Belebung des Geschäfts. Die Beitragseinnahmen sollen laut Branchenverband GDV um mindestens 1 % zulegen.ge Berlin – Die deutschen Versicherer erwarten im neuen Jahr eine deutliche Belebung des Geschäfts. Verbuchten die Unternehmen im Vorjahr ein Beitragsplus von 0,2 % auf 194,2 Mrd. Euro, geht Alexander Erdland, der Präsident des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), für 2017 von einem Wachstum von mindestens 1 % aus. Das größere Plus ist Folge des absehbar geringeren Rückgangs bei Lebensversicherungen, wo der GDV Licht am Ende des Tunnels sieht. In dieser Sparte dürften die Beitragseinnahmen nur noch um 0,5 % sinken nach minus 2,2 % im Jahr zuvor. Die Schaden- und Unfallversicherung soll weiterhin stabil wachsen, wobei Erdland allerdings nur noch ein Plus von 2,1 % (nach 2,9 %) prognostiziert. Auch die Private Krankenversicherung (PKV) dürfte 2017 wieder ein Beitragswachstum zeigen, kalkuliert der GDV.Den deutlichen Rückgang der Beitragseinnahmen in den Lebensversicherungen begründete Erdland mit dem schwankungsanfälligeren Geschäft mit Einmalbeiträgen, das 2016 um 6,1 % auf 26,3 Mrd. Euro einbrach. Die Einnahmen aus laufenden Beiträgen – also das traditionelle Geschäft – ging dagegen moderat um 0,5 % auf 64,3 Mrd. Euro zurück. Das Neugeschäft gegen laufenden Beitrag zeigte im Vorjahr aber ein Plus von 2,0 % auf 5,4 Mrd. Euro. Angesichts der niedrigen Zinsen bei den herkömmlichen Lebensversicherungen mit klassischen Garantiezusagen – deren garantierter Zins Anfang 2017 weiter auf 0,9 % abgesenkt wurde – schließen laut GDV immer mehr Kunden Produkte mit eingeschränkten Garantien ab – in der Hoffnung auf höhere Renditen (siehe Grafik). “Die Kunden sind in der Niedrigzinsphase offenbar bereit, etwas mehr Risiko für ihre Altersvorsorge einzugehen”, sagte Allianz-Leben-Chef Markus Faulhaber. Schmerzhafter AufbauUm die in der Vergangenheit versprochenen hohen Zinsgarantien bei Altverträgen abzusichern, mussten die Versicherer die Zinszusatzreserve mit weiteren 13 Mrd. Euro dotieren, womit per Ende 2016 bereits rund 45 Mrd. Euro zurückgestellt sind. 2017 könnte diese Summe – je nach Zinsentwicklung – auf bis zu 65 Mrd. Euro klettern, sagte Erdland, der zugleich einen langsameren Aufbau der Zusatzreserve forderte. Es ergebe wenig Sinn, dass die Branche “überreserviert” sei, assistierte auch Faulhaber. Um Mittel für die Zinsreserve freizubekommen, müssten Assekuranzen hoch verzinste Anleihen aus ihren Beständen verkaufen. “2016 und 2017 dürften noch alle Lebensversicherer die Zinszusatzreserve stemmen können”, sagte Faulhaber. Mittelfristig könne der Aufwand aber manchen Adressen an die Substanz gehen.In der Schaden- und Unfallversicherung standen im Vorjahr Einnahmen von 66,3 Mrd. Leistungen von 49,9 Mrd. Euro gegenüber. Der versicherungstechnische Gewinn sank von 2,5 auf 2,3 Mrd. Euro. Von den PKV-Einnahmen entfielen 35 Mrd. auf Kranken- und 2,2 Mrd. Euro auf Pflegeversicherungen.