Grüne Transformation

Versicherer wollen verstärkt klimaneutral investieren

Die deutschen Versicherer wollen stärker zur Transformation der Wirtschaft in Richtung Klimaneutralität beitragen. Um mehr in diesen Bereich zu investieren, müssten aber Hindernisse wie ein geringes Angebot und umständliche Genehmigungsverfahren überwunden werden, heißt es beim Versicherungsverband GDV.

Versicherer wollen verstärkt klimaneutral investieren

Versicherer wollen klimaneutrale Anlagen forcieren

Bisher geringe Investments in Transformation – Branchenverband schlägt Maßnahmenpaket zur Beseitigung von Hindernissen vor

Die deutschen Versicherer wollen stärker zur Transformation der Wirtschaft in Richtung Klimaneutralität beitragen. Um mehr in diesen Bereich zu investieren, müssten aber Hindernisse wie ein geringes Angebot und umständliche Genehmigungsverfahren überwunden werden, heißt es beim Versicherungsverband GDV.

tl Frankfurt

Die deutschen Versicherer gehören zwar mit ihren Kapitalanlagen von rund 1,9 Bill. Euro zu den größten institutionellen Investoren in Deutschland. In Relation dazu ist ihr Engagement bei der Transformation der Wirtschaft in Richtung Klimaneutralität aber sehr überschaubar: Versicherer haben bisher 0,9% ihrer Kapitalanlagen (17 Mrd. Euro) in erneuerbare Energien investiert, heißt es in einem am Donnerstag vom Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) veröffentlichten Positionspapier. Davon entfallen etwa zwei Drittel (5,7 Mrd. Euro) auf Beteiligungen (Equity) und ein Drittel (11,4 Mrd. Euro) auf Kredite (Debt), geht aus einer Präsentation von Harald Epple hervor, Vorsitzender des GDV-Ausschusses Kapitalanlagen und im Hauptberuf CFO des Gothaer Konzerns, die er am Donnerstag bei einem Online-Workshop hielt. Zumindest zum Teil zur Transformation der Wirtschaft dürften Infrastrukturinvestments von insgesamt 93,1 Mrd. Euro beitragen, davon jeweils rund die Hälfte Equity und Debt.

Hürden beiseiteräumen

Die Versicherer zeigen sich aber bereit, einen deutlich größeren Beitrag zur Finanzierung des Wandels zu leisten. Dazu müssten jedoch einige Hürden beiseitegeräumt werden. Bei anerkannten Technologien wie Windkraft und Fotovoltaik sollten Planungs- und Genehmigungsverfahren durch Digitalisierung und Standardisierung beschleunigt werden, aber auch der Anlagekatalog für Immobilien- und Spezial-AIF erweitert werden, wie es im Entwurf des Zukunftsfinanzierungsgesetzes vorgesehen ist. Insbesondere gelte es zu verhindern, dass der Betrieb von Anlagen mit erneuerbaren Energien und die Einnahmen aus Stromlieferungen im Rahmen von Spezialinvestmentfonds zur Gewerbesteuerpflicht führen.

Bei der Finanzierung neuer und innovativer Technologien wie Wasserstoff und Batteriespeicher will die Branche die eigenen Risiken minimieren, indem sich zum Beispiel der Staat an solchen Projekten über eine Junior-Position beteiligt. Hilfreich könnten aus Sicht Epples auch die Befreiung von der EEG-Umlage, Steuererleichterungen für Wasserstoffproduzenten sowie garantierte Abnahmemengen bzw. Preisuntergrenzen sein. Schließlich seien auch Finanzierungsmodelle denkbar, bei denen Förderbanken einen Teil der Risiken übernehmen.

Investitionen in Strom-, Wärme- und Verkehrsinfrastruktur hat die Branche schon in nicht unerheblichem Umfang durchgeführt. Mehr wäre hier laut Epple drin, wenn sich Kommunen, Länder und der Bund, aber auch die Bundesministerien untereinander verstärkt in einem institutionalisierten Rahmen austauschen würden. Zur Beschleunigung der Abläufe sollten Verträge standardisiert und die Genehmigung, Förderung, Finanzierung und Umsetzung von Projekten einheitlich geregelt werden – ein im Föderalismus schwer umzusetzender Vorschlag.

Der Klimawandel betrifft nicht nur Deutschland und Europa, sondern auch und teilweise verstärkt Schwellen- und Entwicklungsländer. Hier tun sich Versicherer aufgrund der unsicheren politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen besonders schwer zu investieren. Der GDV will deshalb auch hier Förderbanken verstärkt ins Boot holen.

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