Volksbankenfusion geplatzt

Vorhaben von Hamburg und Lübeck verfehlt im kleineren Haus die erforderliche Zustimmungsquote

Volksbankenfusion geplatzt

Der vor Beginn der Coronakrise entstandene Plan eines Zusammenschlusses der Volksbanken Hamburg und Lübeck ist – für die Führung beider Häuser überraschend – gescheitert. Von dem Projekt konnten nicht genügend Eigentümervertreter des kleineren Fusionskandidaten in Lübeck überzeugt werden.ste Hamburg – Der in diesem Jahr geplante Zusammenschluss der Hamburger Volksbank mit der Volksbank Lübeck kommt nicht zustande. In der Vertreterversammlung des kleineren Fusionspartners aus Lübeck wurde am Dienstagabend die erforderliche Zustimmungsquote von 75 % verfehlt. Wie Peter Kling, Vorstandsmitglied der Volksbank Lübeck, in der gestrigen Bilanzpressekonferenz der Hamburger Volksbank mitteilte, stimmten von 91 Eigentümervertretern je 44 für und gegen den Zusammenschluss, drei Vertreter enthielten sich in der geheimen Abstimmung.Den Ausgang des Votums bezeichnete Kling als “für uns sehr überraschend”. Offensichtlich sei die Sorge um den Verlust der Identität einer der Haupttreiber für die Ablehnung der Fusion gewesen. Vorstände und Aufsichtsräte beider Häuser hatten die Fusion, mit der die Hamburger Volksbank gemessen an einer Bilanzsumme von rund 4,9 Mrd. Euro unter die 30 größten der bundesweit noch knapp 840 genossenschaftlichen Primärbanken aufgestiegen wäre, den Angaben zufolge einstimmig befürwortet.”Wir haben die Chancen der hanseatischen Allianz nicht so richtig vermitteln können”, erklärte Kling, der im Fall einer Fusion Mitglied der Hamburger Volksbank geworden wäre. Dabei sei vertraglich geregelt gewesen, dass die Volksbank Lübeck als Niederlassung ihren Namen behält. Doch hätten die Restriktionen infolge der Coronakrise den persönlichen Kontakt mit den Vertretern erschwert. Jetzt müsse man sich “erst mal sammeln und analysieren, was da geschehen ist”. Mit Blick auf einen möglichen neuen Fusionsanlauf fügte Kling hinzu, die Tür nach Hamburg sei nicht zugeschlagen. “Bis ins Mark” getroffenReiner Brüggestrat, langjähriger Vorstandschef der Hamburger Volksbank, sagte, das Abstimmungsergebnis treffe ihn “bis ins Mark”. Die beiden Häuser stünden “kulturell und beim Marktverständnis nah beieinander”. Niedrigzinsumfeld, die Digitalisierung sowie immer strengere regulatorische Anforderungen erforderten größere Einheiten, die Kompetenzen bündeln könnten. Er verwies auf Einsparungen sowie auf zusätzliche Erträge, die im Falle eines Zusammenschlusses möglich gewesen wären. Wichtiger als Synergieeffekte wäre es jedoch gewesen zu zeigen, dass Volksbanken, die sich verstehen, Zukunft gestalten können. Hier sei eine Chance vertan worden, betonte Brüggestrat, der Ende September in den Ruhestand wechselt und den Sprecherposten an Thorsten Rathje übergibt, der derzeit für das Marktfolgeressort der Bank verantwortlich ist (vgl. BZ vom 11. Februar).Das Fusionsprojekt, das den Angaben zufolge aus Lübeck angestoßen worden war, basierte, wie Brüggestrat weiter erläuterte, auf der Idee, in der Metropolregion Hamburg eine für weitere Institute anschlussfähige “Nord-Ost-Achse” zu schaffen. Der Volksbankchef verwies auf eine im vorigen Jahr veröffentlichte Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), die zu dem Ergebnis kommt, dass sich die Metropolregion Hamburg, verglichen mit anderen Regionen in Deutschland, wirtschaftlich schwächer entwickle. Mit der Fusion der Volksbanken, deren Geschäftsgebiete nicht direkt aneinanderliegen, habe man erreichen wollen, “imaginäre Grenzen” zu verringern, so Brüggestrat. Der Vorstandschef der Hamburger Volksbank bedauerte, dass die Coronakrise persönliche Begegnungen mit den Eigentümervertretern in Lübeck verhindert habe, und bezeichnete die Versammlung als “politische Veranstaltung”. Alle rationalen Argumente hätten für die Fusion gesprochen, “auch aus Lübecker Sicht”. Das Abstimmungsergebnis in Lübeck machte ein Votum in der Vertreterversammlung der Hamburger Volksbank gestern obsolet.Die Bank, deren Teilbetriebsergebnis 2019 wegen höherer Sachkosten auf 17,8 (i. V. 20,4) Mill. Euro schrumpfte, hält ihren Zielwert von mindestens 15 Mill. Euro auch in den kommenden Jahren für erreichbar – auch ohne Berücksichtigung von bis zu 1 % Zinsen pro Jahr im Zuge eines neuen Langtenders der EZB zur Ankurbelung der Kreditvergabe. Die Volksbank, die bereits in den vergangenen Jahren von Zinszahlungen profitiert hatte, will in Kürze 450 Mill. Euro bei der Notenbank aufnehmen – eine Verdopplung der vorherigen Beteiligung an den Refinanzierungsgeschäften. Zehn von 28 Filialen, die infolge der Coronakrise geschlossen wurden, will die Bank nicht wieder öffnen und künftig mit 15 Standorten auskommen. Für das Geschäftsjahr 2019 will die einlagenlastige Volksbank, sobald die Folgen der Coronakrise das zulassen, wieder eine Basisdividende von 3 % zahlen. – Wertberichtigt Seite 6