Vom Poker-Profi zum Immobilienunternehmer
Vom Poker-Profi zum Immobilien-Investor
Unternehmer Marco Mattes über seine Strategie für Bürogebäude – Weniger prominente Lagen im Fokus
Von Nadine Klees, Frankfurt
Der Immobilienunternehmer Marco Mattes investiert nur in weniger prominente Lagen und scheut auch nicht vor Büroimmobilien zurück, obwohl ausgerechnet diese Assetklasse derzeit problematisch ist. Er erklärt, warum er trotz schlechter Voraussetzungen dennoch so gut wie keine leerstehenden Büros hat.
Früher war er professioneller Pokerspieler, heute ist Marco Mattes Immobilienunternehmer und investiert in weniger begehrte Lagen, wie C-Lagen und D-Lagen. So profitiere er von niedrigen Kaufpreisen, aber dennoch guten Mieten: „Der Mindestlohn in Deutschland ist überall gleich, genauso die Tarifgehälter, aber die Kaufpreise sind daran nicht angepasst“, so Mattes. Mit seiner Mattes Unternehmensgruppe investiert er in weniger prominente Standorte, die dennoch wirtschaftlich gut aufgestellt sind und wo die Bevölkerung wächst. „Wichtig ist dabei, dass die Stadt nicht nur von einem Arbeitgeber abhängt.“ Sicher seien es meist auch Orte in der Nähe größerer Städte, aber: „Der Radius vergrößert sich, der Speckgürtel wird breiter.“ Dank Home-Office könnten die Menschen auch weiter weg vom Arbeitsort wohnen. Ihm und seiner Strategie kommt das zugute.
Ein großer Teil seiner Immobilien sind Bürogebäude. Trotzdem habe er keinen großen Leerstand. „Leerstand haben wir eigentlich nur dort, wo wir auf Baugenehmigungen warten.“ Dabei läuft es gerade für diese Assetklasse schon länger schlecht. Die Leerstandsquoten sind hoch, gerade in weniger beliebten Lagen, abseits der großen Städte – damit haben auch Konzerne wie Aroundtown zu kämpfen. Hintergrund dieser Entwicklung ist nicht nur der Homeoffice-Trend, auch die wirtschaftliche Lage lässt Unternehmen bei der Anmietung neuer Flächen eher zurückhaltender agieren. Damit scheint die Assetklasse derzeit wenig attaktiv, vor allem in weniger beliebten Lagen. Fragt man Mattes, wie das sein kann, dass er es schaffe, ausgerechnet Büroimmobilien zu vermieten, hat er eine einfache Erklärung: „Wir kümmern uns intensiver um die Immobilien. Wir sind kleiner und kümmern uns um Bürogebäude in D-Lagen wie andere sich um Gebäude in A-Lagen kümmern.“
Vorgehen bei Büroimmobilien
In diesem Fall ist sein Vorteil sicher auch, dass er vor allem dort investiert, wo er herkommt: In Rheinland-Pfalz. Einige Projekte habe er mittlerweile auch in Nordrhein-Westfalen und im Saarland, aber das seien „Testballons“. In Rheinland-Pfalz ist Mattes gut vernetzt: „Wenn wir ein Bürogebäude vermieten wollen, gehen wir vielleicht auch mehr auf potenzielle Mieter zu und sprechen sie an.“ Außerdem sei er bereit zu investieren, um Mietern entgegenzukommen: „Wir bauen auch nach den Wünschen der Mieter entsprechend um, im Gegenzug für eine längere Laufzeit des Mietvertrags.“
Außerdem baut Mattes auch Gewerbeimmobilien zu Wohnimmobilien um, wenn es sinnvoll ist, erklärt er. Im vergangenen Jahr berichtete die Immobilien-Zeitung über einen seiner Käufe: 65.000 Quadratmeter Mietfläche in 31 Gebäuden in Rheinland-Pfalz und im Saarland. Verkäufer war die regionale Gliederung der Krankenkasse AOK. Innerhalb von vier Jahren sollten daraus zum großen Teil Wohnungen werden, hieß es damals. Auf Nachfrage erklärt Mattes nun allerdings, dass es aktuell alles Büros seien und bisher kein Umbau geplant sei. Der Grund: Es seien alle vermietet. „Solange das so ist, ist nichts Gegenteiliges geplant.“
In seiner Zeit als Profi-Pokerspieler war er selbst noch Mieter. Einmal flog er mit seinem Vermieter zu einem Pokerturnier nach Bulgarien, erinnert er sich. Sein Vermieter habe 20.000 Euro verloren, er habe Geld gewonnen. „Auf dem Rückflug sagte er zu mir: ‚Du denkst, du bist clever. Aber mir ist ein verlorenes Pokerspiel nicht am wichtigsten. Denn heute ist der dritte des Monates und heute kommen meine Mieten rein.‘“ Das gab Mattes zu denken. Heute besitzt er 156 Immobilien, darunter Wohn-, aber auch rund 60 Büroimmobilien. Mit seinen Mieten nimmt der 38-Jährige jährlich nach eigener Aussage 11 Mill. Euro ein.
Wenn er heute an seine Zeit damals zurückdenke, habe er vor alleine eine Sache gelernt, die ihm heute als Unternehmer hilfreich sei: Entscheidungen treffen: „Ich habe so viele Poker-Hände gespielt, da trifft man so oft Entscheidungen.“ Und er habe gelernt, dass manchmal auch gute Entscheidungen kurzfristig keine guten Ergebnisse bringen können – langfristig aber schon.
Mattes beschreibt sich selbst als „Macher“, er kann sich und seine Projekte vermarkten. Neben seinem Podcast „Das Leben ist ein Spiel“ hat er auch ein Buch geschrieben, „Erfolg durch Intuition“ – ein „Spiegel Bestseller“.