Von Quastenflossern, Kauri-Bäumen und 911ern
Gerade mal eine Woche im Urlaub gewesen, schon quillt das E-Postfach über, und auf dem Schreibtisch türmen sich die Papierstapel. Da finden sich wahre Schätze, die zwar nicht gleich zu Nachrichten oder gar Schlagzeilen in 36-Punkt-Schrift geronnen sind. Doch wäre es extrem schade, bisweilen geradezu frevelhaft, sie einfach abzulegen, womöglich ungelesen im Papierkorb, und den Lesern vorzuenthalten. Drei ausgewählte Beispiele:Das neue “Bulletin” der Credit Suisse ist da, wir hatten es schon vermisst. Das älteste, nämlich seit 1895 erscheinende Bankmagazin der Welt ist immer lesenswert und gehört sicher zu den besten seiner Art. Dem aktuellen Schwerpunktthema “Privatsphäre”, zu der nach traditionellem Verständnis nicht zuletzt das Bankgeheimnis gehört, nähert sich die Redaktion unter anderem mit einer Geschichte über Schneeleoparden im Himalaja und Quastenflosser in der Tiefsee, das “lebende Fossil”. Der Großkatze lässt die menschliche Habgier trotz staatlichen Schutzes selbst auf 6 000 Metern Höhe wenig Privatsphäre und Überlebensraum, während der längst ausgestorben geglaubte Riesenfisch in 200 bis 500 Metern Wassertiefe so diskret wie genügsam und ungestört lebt.Im selben Heft stellt der frühere Schweizer Datenschützer und couragierte Verteidiger der Privatsphäre samt Bankgeheimnis, Hanspeter Thür, fest: “Einige Banken haben aus dem Bankgeheimnis leider ein Steuerhinterziehungsgeheimnis gemacht, ein Geschäftsmodell.” Die Freiheit könne jedoch nicht dazu dienen, ein Delikt zu schützen. Weiterhin schützenswert ist für Thür das Bargeld. Wer es abschaffen wolle, “der will die totale Kontrolle des Bürgers”.Schon etwas älter ist die Mitteilung, dass auf der neuseeländischen Halbinsel Coromandel dank Anleihen der Landwirtschaftlichen Rentenbank in den vergangenen zehn Jahren ein Wald von 1 100 jungen Kauri-Bäumen entstanden sei. Die deutsche Förderbank für die Agrarwirtschaft und den ländlichen Raum refinanziert sich regelmäßig – Gesamtvolumen bisher umgerechnet 2,5 Mrd. Euro – auch am Kapitalmarkt Neuseelands. Die Emissionen heißen, nach dem Namen des größten heimischen Baumes, “Kauri-Bonds”. In einem Programm der Bank of New Zealand, über die die Rentenbank die Anleihen begibt, und einer gemeinnützigen Organisation werden je Transaktion 100 der unter Naturschutz stehenden Bäume gepflanzt.Ein noch etwas einträglicheres Investment als Rentenbank-Papiere (nur nicht so umweltfreundlich) waren in den vergangenen Jahren historische Fahrzeuge. Das zeigt der von der Südwestbank aufgelegte Oldtimerindex OTX. Seit dem Basisjahr 2005 stieg der Index bis Anfang dieses Jahres um gut 321 % (der Aktienindex Dax legte gleichzeitig um 170 % zu), entsprechend jährlichen Wertsteigerungen der enthaltenen Automobile um durchschnittlich 12,73 %. Im vorigen Jahr ging es freilich um 4 % abwärts, weil der stark gewichtete Mercedes 300 SL fast ein Viertel an Wert verlor: von 1,1 Mill. Euro auf 813 000 Euro. Klarer Outperformer blieb mit einem Preisanstieg um 630 % seit 2005 die Porsche-911er-Reihe.