Quartalsergebnis

Vorsorge drückt ING Deutschland ins Minus

Das Russland-Geschäft zieht den ING-Konzern im ersten Quartal herunter. Hohe Kreditrisikovorsorge für Firmenkredite haben den Konzerngewinn einbrechen lassen. ING Deutschland schreibt sogar Verlust.

Vorsorge drückt ING Deutschland ins Minus

fir Frankfurt

Hohe zusätzliche Kreditrisikovorsorge infolge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine hat in den Quartalsergebnissen der ING Deutschland wie der Konzernmutter in den Niederlanden deutlich negative Spuren hinterlassen. Rauschte der Nachsteuergewinn der ING Groep in den ersten drei Monaten des Jahres um 57% auf 429 Mill. Euro in die Tiefe, wie sie am Freitag mitteilte, so sackte er hierzulande nicht nur um knapp 300 Mill. Euro ab, sondern auch in die Negativzone. Unterm Strich verblieben minus 49 Mill. Euro nach plus 245 Mill. Euro im Jahr zuvor.

Die Kreditrisikovorsorge der ING Deutschland, zu der auch Interhyp und das nach dem Retail-Ausstieg verbliebene Unternehmenskundengeschäft (Wholesale Banking) in Österreich gehören, verzweiunddreißigfachte sich von 13 Mill. auf 413 Mill. Euro. Davon seien 391 Mill. Euro auf das Wholesale-Banking-Geschäft als Folge des erhöhten Risikos bei Engagements mit Russland-Bezug entfallen, sagte ein Sprecher von ING Deutschland auf Anfrage.

Bei der ING Groep wuchs die Kreditrisikovorsorge um gut das Vierfache auf fast 1 Mrd. Euro. Davon stünden 834 Mill. Euro in Beziehung zum auf Unternehmenskunden konzentrierten Russland-Exposure, hieß es. Alles in allem umfasste das gesamte Kreditportfolio der ING mit Bezug zu Russland einer Unternehmenspräsentation von Freitag zufolge per 30. April noch 5,8 Mrd. Euro nach 6,7 Mrd. Euro zwei Monate zuvor. Der Fokus liege darauf, das bestehende Exposure weiter abzubauen, heißt es in der Analyse.

Der Konzern ist in Russland mit seiner in Moskau ansässigen ING Bank (Eurasia) seit 1993 aktiv. Sie beschränkt sich auf das Unternehmenskundengeschäft. Während viele Firmen und Banken wegen des von Russland entfachten Krieges das Land verlassen haben, will ING bleiben. Es werde jedoch kein Neugeschäft mehr angenommen, heißt es von dem Institut.

Die Einnahmen hielt ING Deutschland weitgehend konstant. Wenngleich der Zinsüberschuss um rund ein Zehntel schwand, vermochte dies eine Zunahme sonstiger Erträge auszugleichen. Dass die Gesamtkosten um 7% auf 353 Mill. Euro zulegten, führte der Sprecher auf gestiegene regulatorische Kosten sowie interne Konzernverrechnungen zurück. Nahmen Sach- und Personalaufwand im Jahresvergleich nur minimal auf 301 Mill. Euro zu, so war bei den Regulierungskosten ein Anstieg um die Hälfte auf 51 Mill. Euro zu verzeichnen. Das Gesamtkreditvolumen an Baufinanzierungen wuchs von 81,3 Mrd. auf 85,6 Mrd. Euro, wohingegen Kredite an weitere Darlehensnehmer, vor allem Unternehmen, von 44,6 Mrd. auf insgesamt 41,5 Mrd. Euro abnahmen. Die einstige Einlagenschwemme hat ING in den Griff bekommen. Das Volumen ging binnen eines Jahres von 148 Mrd. auf 129 Mrd. Euro zurück – sicherlich auch eine Folge der im vergangenen Jahr verschärften Freigrenzen für Einlagen-Strafzinsen.

1,25 Mrd. Euro für Aktionäre

„Die geopolitische Lage hat sich auch auf unser Finanzergebnis ausgewirkt, da wir aufgrund des erhöhten Risikos für unser Russland-Engagement zusätzliche Rückstellungen im Wholesale Banking bilden mussten“, kommentierte ING-Groep-Chef Steven van Rijswijk das Ergebnis. Die Aktionäre können sich über einen Geldsegen von insgesamt 1,25 Mrd. Euro freuen. ING kündigte ein Aktienrückkaufprogramm über 380 Mill. Euro vom 12. Mai bis 2. November an, der Rest entfällt auf eine Zusatzdividende von 0,232 Euro je Aktie, die am 18.Mai gezahlt werden soll.

ING
Konzernzahlen nach IFRS
ING Groep ING Deutschland
1. Quartal 1. Quartal
in Mill. Euro2022202120222021
Zinsüberschuss34153513475522
Provisionsüberschuss933854150150
Sonstige Erträge2222967930
Aufwand29453016353330
Kreditrisikovorsorge98722341313
Ergebnis vor Steuern6681463−61367
Nettoergebnis4291005−49245
Bilanzsumme100792295129018189711900702
Mitarbeiter (Vollzeitäquivalente)570485773163246359
Cost-Income-Ratio (%)64,064,150,046,4
1) Ende 2021; 2) Ende 2020Börsen-Zeitung
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