Vorsorge schmälert ING-Gewinn

Auch Personalkosten legen zu - In Deutschland steigt Retail- und schwindet Firmenkunden-Ergebnis

Vorsorge schmälert ING-Gewinn

Höhere Ausgaben für Geldwäscheprävention und Personal sowie mehr Risikovorsorge lassen den Quartalsgewinn des ING-Konzerns bei stabilen Erträgen um 10 % schrumpfen. Anders ist die Lage in Deutschland: Hier stagniert der Nachsteuergewinn bei schwächeren Erträgen und verminderten Kosten. fir Frankfurt – Die niederländische ING-Gruppe hat im dritten Quartal wegen höherer Kreditrisikovorsorge und Ausgaben u. a. für Geldwäscheprävention sowie geringerer sonstiger Erträge gut ein Zehntel weniger Gewinn gemacht. Vor Steuern belief er sich auf 1,91 Mrd. Euro, nach Steuern auf 1,34 Mrd. Euro. Die Bank konnte Zins- und Provisionsüberschuss leicht ausbauen, hatte aber mit 2,44 Mrd. Euro fast 6 % höhere Kosten als im Vorjahresquartal. Der Anstieg geht der Quartalsmitteilung von Donnerstag zufolge unter anderem auf das Konto von Mehrausgaben für die Identifikation von Neukunden (+50 Mill. Euro) sowie von höheren Löhnen. Gleichzeitig stieg die Kreditrisikovorsorge im Firmenkundengeschäft von 215 Mill. auf 276 Mill. Euro. Für einige Unternehmen sei Vorsorge getroffen worden, wobei hier keine Branche besonders betroffen gewesen sei, erklärt die ING: “Die Einzelfälle weisen auf keinen Trend hin.”Die Geschäftsdynamik sei solide, teilte die größte niederländische Bank mit, wenn auch etwas abgeschwächt. Hatte das Institut im Vorjahresquartal noch 200 000 neue Hausbankkunden gewinnen können, so waren es jetzt nur noch 165 000. Insgesamt 13,1 Millionen Menschen nutzen die ING demnach als ihre Primärbank. 38,7 Millionen Kunden zählt sie insgesamt. “Wir haben im dritten Quartal gut abgeschnitten”, kommentierte CEO Ralph Hamers das Quartalsergebnis. “Trotz Minuszinsumfelds hat sich unser Zinsüberschuss behauptet. Darüber hinaus ist der Provisionsüberschuss gestiegen.”Wegen Nachlässigkeiten in der Geldwäschebekämpfung ist die ING im September 2018 zu einer Strafe von 775 Mill. Euro verdonnert worden, die den Nachsteuergewinn im dritten Quartal 2018 in Höhe von 1,5 Mrd. Euro auf 740 Mill. Euro dezimierte. Seitdem hat das Institut nach eigenem Bekunden seine Anstrengungen zur Verbesserung der Prävention, insbesondere bei der Legitimationsprüfung von Neukunden (Know your customer/KYC), erhöht, was sich in höheren Aufwendungen bemerkbar macht. Ein entsprechendes Programm umfasse neben KYC-Modifikationen die Stärkung der Governance und eine einheitliche KYC-Lösung für alle ING-Landesgesellschaften, die bereits eingeführt worden sei. 3 500 von insgesamt 54 000 Mitarbeitern (Vollzeitäquivalente) gingen KYC-bezogenen Tätigkeiten nach, heißt es im Quartalsbericht.Für das Deutschlandgeschäft, das auch Österreich umfasst, weist ING anders als im Gesamtkonzern niedrigere Erträge von 664 (i.V. 678) Mill. Euro und auf 284 (292) Mill. Euro gesunkene Kosten aus. Das Vorsteuerergebnis sank von 386 auf 377 Mill. Euro, das Nachsteuerergebnis verharrt mit 254 Mill. Euro auf Vorjahresniveau. Vermochte das Retailgeschäft, das Ergebnis um 6 Mill. auf 268 Mill. Euro zu steigern, so ging es im Firmenkundengeschäft von 125 Mill. auf 110 Mill. Euro bergab – ein bemerkenswerter Rückgang, hatte es die ING doch zunächst geschafft, den Gewinn der Sparte von 104 Mill. im dritten Quartal 2017 auf 125 Mill. Euro im Jahr darauf zu erhöhen. Die Direktbank hat das Ziel ausgegeben, bis 2022 zur fünftgrößten Firmenkundenbank Deutschlands aufzusteigen und hat von November 2018 an vier Regionalbüros zur Firmenkundenbetreuung in Essen, Hamburg, Stuttgart und München eingerichtet. Im Retailgeschäft seien 50 000 neue Hauptkunden hinzugewonnen worden, hieß es. Im Vorjahresquartal waren es 45 000.