Vorstandsmitglied behielt Mängel für sich

Bericht zum IT-Versagen bei der TSB sickert durch

Vorstandsmitglied behielt Mängel für sich

hip London – Der Chief Information Officer der TSB Bank, Carlos Abarca, hat den Board nicht über “Unzulänglichkeiten” des neuen IT-Systems informiert, die sich bei Tests gezeigt hätten. Das steht Medienberichten zufolge im Untersuchungsbericht der Kanzlei Slaughter & May zu den Vorfällen, die dazu führten, dass fast 2 Millionen Kunden keinen Zugang zu ihren Girokonten mehr hatten. Chief Executive Paul Pester konnte nur noch seinen Hut nehmen (vgl. BZ vom 6.9.2018).Bei der Migration von Millionen von TSB-Kunden auf eine neue IT-Plattform hatte es schwerwiegende Probleme gegeben. Als der Chairman der spanischen Mutter Banco Sabadell, Josep Oliu, bereits verkündete, das Institut habe seine technologischen Managementfähigkeiten auf internationaler Ebene bewiesen, konnten Tausende nicht auf ihre Konten zugreifen oder wunderten sich über unerklärliche Transaktionen. Es sei eine “törichte” Entscheidung Abarcas gewesen, trotz der Mängel mit der Migration fortzufahren, zitiert Sky News aus dem 300 Seiten umfassenden Untersuchungsbericht, der heute veröffentlicht werden soll.Im Juli vergangenen Jahres hatte das Institut offenbart, dass sich die Kosten des IT-Versagens auf gut 176 Mill. Pfund beliefen. Deshalb wies TSB für das erste Halbjahr 2018 einen Verlust aus. Der Finanzausschuss des britischen Unterhauses hatte Pester bereits im Juni das Vertrauen entzogen. Man habe Sorge, dass es der Retailbankenbranche insgesamt schaden könne, wenn er im Amt bleibe, schrieb die damalige Ausschussvorsitzende Nicky Morgan an Richard Meddings, den Chairman des aus der Lloyds Banking Group hervorgegangenen Instituts. Meddings übernahm bis zur Ernennung eines Nachfolgers als Executive Chairman die Führung der Bank. Morgan begrüßte Pesters Rücktritt. Der ehemalige McKinsey-Berater habe für die “selbstzufriedene und irreführende” Kommunikationspolitik der Bank den Ton vorgegeben.Am Ende summierte sich der Schaden für die Bank auf 370 Mill. Pfund. Wie der “Telegraph” berichtet, lagen Entwürfe von Teilen des Berichts bereits vor acht Monaten vor. Allerdings stieß das Ergebnis bei der Führung des Instituts auf wenig Gegenliebe, wie das Blatt unter Berufung auf eine mit den Vorgängen vertraute Person berichtet. “Beim Management oder dem Board kam es nicht gut an”, wird der Insider zitiert. Dort habe man sich vielmehr gefragt, warum man so etwas überhaupt in Auftrag gegeben habe. Man habe den Bericht am vierten Tag der Krise in dem Glauben bestellt, dass er die Absolution erteilen würde. Man sei davon ausgegangen, dass man nichts zu verstecken habe. Aber wenn erst einmal jemand komme und unter die Motorhaube blicke, gebe es auch etwas zu untersuchen.Abarca wurde im März zum Chief Technology Innovation Officer gemacht. Sky News zufolge ist die Personalie wichtig, denn damit unterliege er nicht mehr dem Senior Managers` Regime. Ob er für die Ereignisse davor persönlich belangt werden kann, ist unklar.