VW-Finanzdienstleister mischt Kfz-Versicherung auf

Neue Produkte rund ums Auto - Geschäft brummt

VW-Finanzdienstleister mischt Kfz-Versicherung auf

kb Hannover – Bei VW Financial Services (VW FS) brummt das Geschäft. Der konzerneigene Finanzdienstleister steigerte in Deutschland die Zahl der Neuverträge im ersten Halbjahr kräftig, wie Vertriebsvorstand Lars-Henner Santelmann in einem Pressegespräch erklärte. “Das erste Halbjahr war sehr zufriedenstellend”, sagte er. 380 000 neue Finanzierungs- und Leasingverträge wurden abgeschlossen, dies sind 36 000 mehr als vor Jahresfrist. Auch die Übernahme von Risikoträgerfunktionen durch den Finanzdienstleister wird angesichts wirtschaftlich unsicherer Zeiten rege nachgefragt. So wurden im ersten Halbjahr 13 % mehr Verträge abgeschlossen, die Dienstleistungen rund um Wartung und Verschleiß abdecken, und 16 % mehr Verträge für den Reifenersatz. Das Tankkartengeschäft legte um 22 % auf 32 000 Verträge zu.Zudem kletterte die Anzahl neuer Versicherungsverträge im Halbjahresvergleich um 25 000 auf 408 000 Stück. Der 2011 gegründete Erstversicherer, der als Risikoträger einsteigt, habe einen “sehr guten Zulauf” verzeichnet, unterstrich Andreas Götz vom Volkswagen Versicherungsdienst. Eine Vielzahl neuer Produkte bei Versicherungen entwickele sich positiv, so der Schweizer Götz, der nach zwölf Jahren in wenigen Tagen das Unternehmen verlassen wird, um in sein Heimatland zurückzukehren. Hierzu zähle die Anschlussgarantieversicherung, also eine Versicherung ohne Selbstbeteiligung des Kunden im Anschluss an die zweijährige Herstellergarantie.Von dem erst im Oktober 2011 eingeführten “Kaufpreisschutz” versprechen sich die Finanzdienstleister noch einigen Zulauf. Diese Versicherung ersetzt den kompletten Kaufpreis eines Fahrzeuges bei Totalschaden oder Diebstahl und nicht etwa nur die Differenz zwischen Zeitwert und ursprünglichem Kaufpreis. Der Kunde erhalte also die komplette Liquidität und könne so ein neues Fahrzeug kaufen, wofür die sonst nur erstattete Differenz nicht ausreiche, so Götz. “Der Kunde will eine höchstmögliche Kalkulierbarkeit”, erklärt der seit April amtierende Sprecher der Geschäftsführung der zu VW FS gehörenden Tochter Volkswagen Bank, Anthony Bandmann. Produkte müssten zudem nicht gleich beim Kauf eines Fahrzeuges erworben werden, sondern könnten auch in einem zweiten Schritt gekauft werden, etwa die Anschlussgarantie nach Ablauf der zweijährigen Herstellergarantie.Der VW-Finanzdienstleister will in der Kfz-Versicherung für Privatkunden auch 2013 neue Wege gehen. Dabei soll die langjährige strategische Partnerschaft mit der Allianz ausgebaut werden. Ziel sei es, so Götz, einfachere Produkte zu schaffen. In den vom Markt angebotenen Kfz-Versicherungen seien zu umfassende Leistungen enthalten, die ein Kunde oft gar nicht oder nur zu bestimmten Anlässen benötige, wie etwa den Auslandsschutz. “Wir wollen die Produkte einfacher und individuell zuschneidbar machen”, kündigt der Finanzdienstleister an. Die entsprechenden Module, die an einen Fahrzeugtyp gebunden sind, sollen über die Autohäuser, also nicht online vertrieben werden.Erfahrung mit derartigen Produkten hat VW FS bereits im Flottengeschäft mit gewerblichen Kunden gesammelt, wo man laut Santelmann einen Marktanteil von etwa 45 % in Deutschland habe, da fast jedes zweite Flottenfahrzeug in Deutschland aus dem VW-Konzern stamme. 60 % dieser Flottenfahrzeuge würden geleast, was jährlich etwa 260 000 bis 270 000 neue Leasingverträge bedeute. Der Kaskoschutz, für den der Leasingnehmer keine separate Versicherung abschließe, sei in einer höheren Leasingrate enthalten. Die auf die Rate zu entrichtende Mehrwertsteuer könne der gewerbliche Kunde als höheren Vorsteuerabzug nutzen. Das Risiko aus der Versicherung übernehme VW FS als Leasinggeber. Angesichts von 25 Jahren im Leasinggeschäft kenne man Autos und Kunden und könne entsprechend die Risiken kalkulieren. Zuwachs in SüdeuropaOffenbar baut VW FS auch in südeuropäischen Ländern wie Griechenland, Portugal und Spanien auf Erfahrung in der Risikokalkulation. Obwohl diese Länder erhebliche Einbrüche im Automarkt verzeichneten, könne VW FS überproportional Marktanteile gewinnen, da lokale Banken angesichts der Krise ihre Bilanzsummen reduzieren müssten, so Santelmann. In Portugal, “wo andere aussteigen”, habe man erst vor einigen Wochen eine Filiale eröffnet. “Per se ist es ja unser Geschäft, Risiken einzugehen”, so Bandmann.