Warum sind die Schweizer Banken so unerschrocken?
Warum sind die Schweizer Banken so unerschrocken?
Zwei Jahre nach der Notübernahme der Credit Suisse durch die UBS ist die Zuversicht verdächtig groß
Von Daniel Zulauf, Zürich
Der große Sturm, der vor zweieinhalb Jahren die Credit Suisse weg fegte, hat im Bankenbarometer der Schweizerischen Bankiervereinigung kaum Spuren hinterlassen. Dass fast alle Banken 2025 Rückgänge beim Zinsertrag und damit auch beim Geschäftserfolg erwarten, kann angesichts der Leitzinsentwicklung nicht überraschen. Schließlich ist die Schweiz schon seit Juni zurück im Nullzinsregime. Dennoch rechnen 96% der befragten Banken im weiteren Jahresverlauf mit einer stabilen oder gar zunehmende Beschäftigungslage.
UBS-Restrukturierung im Inland läuft jetzt erst an
Das ist erfreulich vor dem Hintergrund, dass die Restrukturierung der alten Credit Suisse in der Schweiz erst jetzt richtig anzulaufen beginnt und Viele in den nächsten Monaten eine neue Stelle suchen müssen. Aber angesichts der wirtschaftlichen Umstände stellt sich die Frage, ob es der Schweizer Kreditwirtschaft so wohl ist, weil sie wenig Wettbewerb hat?
Nach den offiziellen Darstellungen schadete die Großfusion dem Wettbewerb nicht. So betonte die Schweizerische Nationalbank unlängst anlässlich der Publikation des Berichtes zur Finanzstabilität: „Nach der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS stieg die Zahl der Kundinnen und Kunden, die Kreditbeziehungen mit einer neuen Bank eingehen wollen. Der Bankensektor konnte diese Nachfrage insgesamt erfolgreich auffangen.“ Aber wie glaubwürdig sind solche Einschätzungen von Behörden, die direkt oder indirekt selbst daran beteiligt waren, eine einzige Schweizer Großbank zu formen?
Wenig Angst vor Bankdiscountern
Einige Umfrageergebnisse lassen zumindest aufhorchen. Etwa die Antwort auf die Frage nach möglichen Auswirkungen von Bankdiscountern auf die künftigen Profitmargen. Nicht weniger als 28% gaben an, das Thema sei „unwichtig“. In hart umkämpften Märkten wie Deutschland oder Großbritannien würde man andere Antworten erwarten. Wenig überzeugend auch die Erklärung, die Chefökonom Martin Hess auf der Medienkonferenz des Verbandes lieferte: Die meisten Schweizer Bankkunden mit einer Beziehung zu einem Discounter unterhielten auch eine Hauptbankbeziehung zu einem etablierten Institut.
Seltsam fiel die Erwartung der Banken hinsichtlich des erwarteten Kreditwachstums im Vergleich zu den vergangenen Jahren aus. Während eine Mehrheit der Institute bei den Hypothekarkrediten 2025 erwartungsgemäß von höheren Wachstumsraten ausgeht, rechnen bei nicht hypothekarisch gedeckten Krediten Unternehmenskrediten nur 11% mit höheren Volumina. Vor dem Hintergrund des sich auch in der Schweiz abschwächenden Wirtschaftswachstum und der schleppenden Konjunktur erstaunt das. Denn erfahrungsgemäß nimmt die Kreditnachfrage in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten nämlich eher zu.
Bild der Banken hat gelitten
Das könnte als Hinweis darauf gelesen werden, dass manche Banken bei der Kreditvergabeauf die Bremse treten – und niemand da ist, um in die Bresche zu springen. Doch für eine abschließende Analyse der volkswirtschaftlichen Folgen der Credit-Suisse-Rettung ist es noch zu früh. Unverkennbar ist aber, dass das Bild des Bankensektors in der Bevölkerung wie auch in der Politik weniger positiv ist als zu früheren Zeiten. Auf die Frage, wie die Schweiz ihre Banken sieht, antwortete Martin Hess, das Land schaue in allen strategischen Wirtschaftsfeldern, wie sich deren Aktivitäten in der Schweiz halten ließen. „Ich habe deshalb nie verstanden, warum gewisse Leuten sagen es wäre ihnen egal, wenn die größte Schweizer Bank ihren Sitz nach Singapur verlegen würde.“