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Wells Fargo holt neuen Finanzchef von BNY Mellon

Von Norbert Kuls, New York Börsen-Zeitung, 22.7.2020 Charlie Scharf, der Vorstandschef der angeschlagenen US-Großbank Wells Fargo, setzt für die Umsetzung seines Sanierungsplans auf alte Weggefährten. Ab Herbst soll Mike Santomassimo neuer...

Wells Fargo holt neuen Finanzchef von BNY Mellon

Von Norbert Kuls, New YorkCharlie Scharf, der Vorstandschef der angeschlagenen US-Großbank Wells Fargo, setzt für die Umsetzung seines Sanierungsplans auf alte Weggefährten. Ab Herbst soll Mike Santomassimo neuer Finanzchef (CFO) werden. Er hatte seit 2018 die Finanzen der großen Depotbank BNY Mellon verantwortet – die Scharf bis zu seinem Wechsel zu Wells Fargo im Oktober des vergangenen Jahres als Vorstandschef geleitet hatte.Santomassimo folgt als CFO auf John Shrewsberry, der seit 22 Jahren für Wells Fargo tätig war, die vergangenen sechs davon als Finanzvorstand. Shrewsberry war einer der wenigen Spitzenmanager von Wells Fargo, der nicht im Zug des 2016 bekannt gewordenen Skandals um Scheinkonten abgelöst wurde. Angestellte von Wells Fargo hatten unter hohem Vertriebsdruck 2 Millionen fiktive und gebührenpflichtige Konten eröffnet. Die daraus resultierende Imagekrise und die als unzureichend kritisierten Reformbemühungen der Bank hatten unter anderem zwei Vorstandschefs den Job gekostet. Santomassimo, der vor seiner Karriere bei BNY Mellon verschiedene leitende Funktionen bei J.P. Morgan Chase bekleidete, ist das jüngste Beispiel für Scharfs Neubesetzung hochkarätiger Führungspositionen von außen. Erst am Montag hatte Wells Fargo mitgeteilt, dass Ather Williams als Strategiechef dazustoßen wird. Williams, einer der höchstrangigen Afroamerikaner an der Wall Street, leitete zuletzt die Sparte für mittelständische Firmenkunden der Bank of America. Scharf hatte zuvor ehemaligen Spitzenmanagern von J.P. Morgan Chase die Leitung des Verbraucherkreditgeschäfts sowie der Vermögensverwaltung für Privatkunden übertragen.”Mike ist ein strategisch denkender CFO, der erfolgreich globale Finanzteams aufgebaut und geleitet hat, die zur Verbesserung des Geschäfts beitragen”, sagte Scharf. Die Verbesserung des Geschäfts hat hohe Priorität. Im zweiten Quartal hatte Wells Fargo als einziges der vier größten US-Kreditinstitute einen Verlust von 2,4 Mrd. Dollar ausgewiesen. Auch die Rekordsumme von 9,5 Mrd. Dollar als Risikovorsorge für faule Kredite war überraschend hoch ausgefallen. Wells Fargo war als einzige der großen Banken auch gezwungen, die Dividende zu kürzen – von 51 Cent auf 10 Cent. Die Notenbank Fed hatte allen großen Banken angesichts der angespannten wirtschaftlichen Lage untersagt, ihre Dividenden im laufenden Quartal zu erhöhen. Die Höhe der Ausschüttung machte die Fed allerdings von den Konzernergebnissen der vergangenen Quartale abhängig.Wells Fargo hat im Gegensatz zu Konkurrenten wie J.P. Morgan nur eine vergleichsweise kleine Wertpapiersparte. Die Konkurrenz profitierte zuletzt von starken Einnahmen im Anleihehandel und bei Wertpapieremissionen. Scharf, der schon in der Vergangenheit ein überhöhtes Kostenniveau bei Wells Fargo bemängelt hatte, ließ das allerdings nicht als Ausrede gelten. “Wells Fargo unterscheidet sich strukturell durch nichts, was uns daran hindern sollte, so effizient zu sein wie unsere großen Wettbewerber, aber wir sind weit davon entfernt”, sagte Scharf in einer Telefonkonferenz mit Analysten. Um so wirtschaftlich zu arbeiten wie die Konkurrenz, müsse Wells Fargo “rechnerisch mehr als 10 Mrd. Dollar” an Ausgaben eliminieren. Der neue Finanzchef Mike Santomassimo hat also seinen Marschbefehl.