Wells Fargo will 4 Mrd. Dollar einsparen

Langjähriges Effizienzziel wird 2017 dennoch verfehlt

Wells Fargo will 4 Mrd. Dollar einsparen

sp New York – Die US-Retailbank Wells Fargo, die mit den Folgen eines Skandals wegen unlauterer Vertriebspraktiken zu kämpfen hat, verdoppelt ihre Sparanstrengungen und prüft laut Insidern den Verkauf des hauseigenen Versicherungsbrokers, um die Rentabilität des Instituts zu verbessern. Für das laufende Jahr stellt CEO Tim Sloan dennoch eine Verschlechterung der Aufwand-Ertrag-Relation in Aussicht. Die Aktie von Wells Fargo, die in den vergangenen Monaten deutlich hinter der Entwicklung des KBW Bank Index zurückgeblieben war, notierte am Donnerstag mehr als 1 % im Minus und war damit einmal mehr der schlechteste Wert unter den wichtigsten US-Branchentiteln.Bis 2019 sollen insgesamt 4 Mrd. Dollar eingespart werden, erklärte Sloan im Rahmen der jährlichen Konferenz vor institutionellen Investoren und Analysten. Erst im Januar hatte die Bank ein Sparprogramm im Umfang von 2 Mrd. Dollar bis Ende des nächsten Jahres angekündigt, wobei allein 1,3 Mrd. Dollar durch die Zentralisierung von Marketing, Finanzen und Personalwesen zusammenkommen sollten. Noch einmal 170 Mill. Dollar hat sich Wells Fargo durch den Abbau von “Überlappungen” ihrer Filialen vorgenommen, von denen bis Ende nächsten Jahres 450 geschlossen werden sollen. Weitere 550 Mill. Dollar will die Bank unter anderem durch Effizienzverbesserungen im Risikomanagement erreichen. Die jetzt zusätzlich angekündigten Einsparungen sollen durch die weitere Konsolidierung und Verbesserung von Prozessen mit Hilfe des gesteigerten Einsatzes von Technologie und Automation sowie durch Outsourcing erreicht werden. Entsprechend werden die Investitionen in neue Technologie, die sich im vergangenen Jahr auf 7 Mrd. Dollar beliefen, fortgeführt.Das über Jahre geltende Effizienzziel bei Wells Fargo, eine Cost-Income Ratio zwischen 55 und 59 %, wird die Bank im laufenden Jahr trotz der Sparanstrengungen verfehlen. Das Institut geht jetzt von 60 bis 61 % für 2017 aus, nachdem die Kennziffer im ersten Quartal mit 62,7 % auf den schlechtesten Wert seit 2008 gestiegen war. Eine Aufwand-Ertrag-Relation zwischen 55 und 59 % sei weiterhin ein angemessenes Ziel und schon im nächsten Jahr erreichbar, sofern die Bank ihre Erträge um 1 % steigere und die Kosten in ähnlichem Umfang reduziere, stellte CFO John Shrewsberry klar, ohne eine Rückkehr zu einer Cost-Income Ratio unterhalb von 59 % bereits für 2018 als Ziel auszugeben.Grund zur Vorsicht gibt dem Finanzvorstand der Vertriebsskandal, der die Bank seit September knapp 500 Mill. Dollar gekostet hat. Erst im April hatte Shrewsberry angekündigt, dass Wells Fargo im laufenden Jahr allein für Anwälte und Berater 70 Mill. bis 80 Mill. Dollar pro Quartal ausgeben werde, nachdem er zuvor von einem Viertel dieser Aufwände ausgegangen war. Die Untersuchungen des Justizministeriums und anderer Behörden in dieser Sache sind noch nicht abgeschlossen. Größtes Divestment geplantUm die Rentabilität der Bank zu steigern, prüft Wells Fargo laut Insidern den Verkauf ihrer Aktivitäten als Versicherungsbroker für bis zu 2 Mrd. Dollar. Es wäre die bisher größte Divestition der Bank, nachdem das Geschäft mit Ernteversicherungen im vergangenen Jahr knapp 1 Mrd. Dollar erzielt hat, rechnet Bloomberg vor. Interesse an Versicherungsbrokern zeigte zuletzt Private Equity. KKR legte mit Caisse de Dépôt et Placement du Québec für Onex rund 2 Mrd. Dollar auf den Tisch. Blackstone ist an Aktivitäten von Aon interessiert und hat dafür knapp 5 Mrd. Dollar aufgerufen.