UNION INVESTMENT ZIEHT BILANZ

Wenige Fonds, hoher Absatz

Union Investment ist mit einem schlanken Geschäftsmodell groß geworden - Niedrigzinsen sind Treiber

Wenige Fonds, hoher Absatz

jsc Frankfurt – Steigende Börsen und sinkende Zinsen haben der Fondsgesellschaft Union Investment im zurückliegenden Jahrzehnt ein hohes Wachstum ermöglicht: Von Ende 2009 bis Ende 2019 stieg das verwaltete Vermögen von damals 166 Mrd. auf 368 Mrd. Euro, womit der Bestand sich auf das 2,2-Fache erhöht hat, wie aus den Zahlen der Gesellschaft hervorgeht. Damit wuchs der Fondsanbieter der Kreditgenossenschaften etwas stärker als die deutsche Branche insgesamt, die ebenfalls das verwaltete Vermögen im zurückliegenden Jahrzehnt deutlich ausgebaut hat. Auch im neuen Jahrzehnt bleibe der Treiber des Geschäfts intakt, sagte Firmenchef Hans Joachim Reinke auf der Jahrespressekonferenz am Donnerstag in Frankfurt. “Die Evolution des Sparens wird durch zementierte Niedrigzinsen weiter beflügelt.”Dabei hat sich die Tochter der DZ Bank als schlank aufgestelltes Fondshaus etabliert: Während Allianz Global Investors aus mehreren Fondsgesellschaften entstanden ist, die börsennotierte Deutsche-Bank-Tochter DWS als global aufgestelltes Haus etliche Geschäftsfelder bedient und das Sparkassenhaus DekaBank auch als Kreditinstitut agiert und im Wertpapiergeschäft Zertifikate verkauft, hat Union Investment das Geschäftsmodell eng abgesteckt.Im Massenvertrieb an private Sparer, das angesichts vergleichsweise hoher Erträge besonders relevant ist, verkauft die Gesellschaft im wesentlichen eine übersichtliche Anzahl an Fonds, und zwar ausschließlich für eine Finanzgruppe, zu der neben Volks- und Raiffeisenbanken, Sparda- und PSD Banken etwa auch fondsgebundene Versicherungen der R+V zählen oder der Außenvertrieb der Schwäbisch Hall. Allein die Mischfonds-Reihe “Privatfonds”, die Aktienfonds “UniRak” und die Immobilienfondsreihe “UniImmo” tragen mit 7,4 Mrd. Euro, die der Fondsverband BVI ausweist, den Löwenanteil des Privatkunden-Neugeschäfts. Vor allem Immobilienfonds, vorneweg der “UniImmo: Wohnen ZBI”, werden rege verkauft.Die genossenschaftliche Gruppe ist im Fondsvertrieb eng an Union Investment gebunden, ein Selbstläufer ist das Geschäft für die DZ-Bank-Tochter aber nicht: Manchmal verkaufen die Banken auch Fonds von Drittanbietern, etwa über die Plattform Attrax. Einige Institute wie die Deutsche Ärzte- und Apothekerbank oder die ethisch orientierte GLS Bank haben eigene Fondskonzepte auf den Weg gebracht. Für manche Häuser, etwa für Kirchenbanken, schmiedet Union Investment zusätzliche, auf die jeweiligen Adressen zugeschnittene Fonds. Der digitale Fondsvertrieb mit der Marke “MeinInvest”, die Genossenschaftsbanken in ihr Online-Angebot einbinden können, trägt bisher wenig zum Neugeschäft der Gesellschaft bei. “Kleinvieh macht Mist”Sparpläne sind, ähnlich wie beim Sparkassenhaus DekaBank, derweil ein Treiber. 2,7 Millionen gewöhnliche Sparpläne zählt Union Investment für Ende 2019 nach 2,3 Millionen im Jahr zuvor; inklusive der staatlich geförderten Riester-Rente und vermögenswirksamer Leistungen stieg die Zahl sogar von 4,8 auf 5,2 Millionen. Für ihre Sparpläne sei Union Investment anfangs belächelt worden, sagte Firmenchef Reinke, ehe gerade in jüngerer Zeit die Zahl der Verträge gewachsen sei. “Macht Kleinvieh Mist? Ja, es macht Mist!”In Schwung kommt auch der Absatz nachhaltiger Fonds: Im Privatkundengeschäft erzielen nachhaltige Varianten der “PrivatFonds”- und “UniRak”-Reihe bereits 2,2 Mrd. Euro, nachdem die Produktkategorie im Jahr zuvor nur ein Nischendasein pflegte. Ein zusätzlicher Obolus für den Vertrieb fließt dabei aber offenbar nicht: Der “UniRak: Nachhaltig” sieht laut Produktangaben genau wie die herkömmliche Variante einen Ausgabeaufschlag von bis zu 3 % vor, der ganz überwiegend für die Vertriebsstelle bestimmt ist. Laufende Vertriebsprovisionen von jährlich 0,3 bis 0,42 % kommen noch hinzu. Der “PrivatFonds: Nachhaltig” wiederum kommt ohne Aufschlag aus, setzt aber auf laufende Vertriebsprovisionen von 0,60 bis 0,72 %. Die gleiche Kostenstruktur findet sich beim “PrivatFonds: Kontrolliert”, der größten Fondsvariante der Reihe.Robust ist auch das Neugeschäft mit institutionellen Investoren, das 2019 netto 11,3 Mrd. Euro erreicht hat. Nachdem sich im Frühsommer abzeichnete, dass die Zentralbanken vorerst keine Zinswende anstreben, haben viele Investoren die Risikopositionen erhöht, sagte Reinke. Das habe auch das Fondsgeschäft gestärkt. Während die nachhaltige Kapitalanlage bei privaten Anlegern gerade erst in Fahrt kommt, spielt sie bei institutionellen Kunden schon lange eine wesentliche Rolle. Ausschüttung an DZ BankDie Gebührenmarge, von der die Gesellschaft lebt, bezifferte Reinke auf 0,4 % – das ist etwas mehr als die breit aufgestellte, international tätige DWS, die auf 0,3 % kommt. 0,16 % rechnet Reinke dem Ergebnis zu. Im vergangenen Jahr erzielte Union Investment ein Betriebsergebnis von 650 Mill. Euro nach 502 Mill. Euro im Jahr zuvor. Für die Konzernmutter DZ Bank ist eine Ausschüttung von 200 Mill. Euro vorgesehen. Der Schwung im Neugeschäft hält unterdessen an. Im laufenden Jahr kamen bereits 3,5 Mrd. Euro zusammen, davon 1 Mrd. Euro im Privatkundengeschäft.