DIE COMMERZBANK IM UMBAU

Weniger Quartalsverlust als erwartet

Commerzbank überrascht Analysten positiv - Das Risikoergebnis legt zu

Weniger Quartalsverlust als erwartet

bn Frankfurt – Die Commerzbank hat im vierten Quartal ungeachtet eines Nachsteuerverlusts die Prognose des Marktes übertroffen. Dabei halfen ihr unerwartet hohe Erträge sowie positive Überraschungen bei der Entwicklung der Risikokosten und des Verwaltungsaufwands. Dessen ungeachtet ist das operative Ergebnis in den beiden Kernsparten Privat- und Unternehmenskunden sowie Firmenkunden binnen Jahresfrist im Zuge von Sondereffekten, aber auch infolge schwächelnder Erträge jeweils deutlich gefallen.Netto hat der Konzern im Schlussquartal 54 Mill. Euro verloren nach einem Gewinn von 113 Mill. vor Jahresfrist. Das sind 45 Mill. weniger Verlust als von Analysten im Konsens prognostiziert. Die Erlöse erhöhten sich um knapp 7 % auf 2,17 Mrd. Euro, das sind gut 50 Mill. mehr als erwartet. Neben dem Restrukturierungsaufwand, den die Bank im Zuge des geplanten Personalabbaus verbuchte, schlugen Rückstellungen für Fremdwährungskredite bei der zum Verkauf gestellten Tochter MBank sowie das wieder anziehende Risikoergebnis ins Kontor. Im Schlussquartal hat diese Vorsorge binnen Jahresfrist um 62 % angezogen, im Gesamtjahr um 39 %. Der Anstieg 2019 sei von Einzelfällen geprägt gewesen, im vierten Quartal vor allem im internationalen Geschäft im Segment Firmenkunden, erklärte Finanzvorständin Bettina Orlopp. In der Gesamtjahressicht zeige sich kein spezifischer Schwerpunkt in einzelnen Ländern oder Sektoren.Im Retail Banking kamen die Erträge 2019 um gerade einmal gut 2 % voran, obwohl die Sparte ihr Kredit- und Wertpapiervolumen um 15 % ausweitete und netto 473 000 Kunden akquirierte. Sondereffekte wie den Verkauf der Tochter Comdirect-Tochter Ebase herausgerechnet, stiegen die Einnahmen nur um 0,7 % – die ins Schaufenster gestellte MBank, Teil der Retail-Sparte, zog ihre Einnahmen dabei um unbereinigt knapp 8 % hoch. Dank einer Reduktion der operativen Kosten und einem kräftigen Swing in den Sondererlösen hat das Segment sein operatives Jahresergebnis um gut 15 % auf 846 Mill. Euro gesteigert. Im Schlussquartal sorgten indes Rückstellungen für Fremdwährungskredite bei der MBank für einen Ergebnisrückgang um gut ein Viertel auf 126 Mill. Euro. Analysten hatten sich auf 157 Mill. Euro eingestellt.Die zweite Kernsparte Firmenkunden hat ihr Kreditvolumen 2019 zwar um 7 % auf 88 Mrd. Euro ausgeweitet. Gleichwohl sind die um Sondereffekte bereinigten Erträge um knapp 4 % im Jahr und um knapp 3 % im Vergleich der Schlussquartale gesunken, auch weil Einnahmen aus Altportfolios entfielen. Im Geschäft mit Mittelständlern sowie internationalen Unternehmen zogen die Einnahmen um 4 % an, im Geschäft mit Finanzinstituten um 3 %, wie es heißt.Da sich im Schlussquartal zudem die Risikovorsorge binnen Jahresfrist gut verdoppelte, brach das operative Ergebnis der Sparte, die mit 96 Mrd. Euro Risikoaktiva gut doppelt so viel Eigenkapital bindet wie die Sparte Privat- und Unternehmenskunden, im letzten Viertel gegenüber 2018 von 110 Mill. auf noch 42 Mill. Euro ein. Im Gesamtjahr steht in dem Segment, das mit Ex-ING-Chef Roland Boekhout zu Jahresbeginn einen neuen Chef bekommen hat, ein Ergebnisrückgang um 45 % auf 328 Mill. Euro zu Buche. Analysten hatten 351 Mill. Euro erwartet.Angesichts des langsameren Wachstums der deutschen und europäischen Wirtschaft bleibe die Bank bei ihrer vorsichtigen Einschätzung der Risiken und überwache das Portfolio weiter genau, teilt die Commerzbank zum Firmenkundengeschäft mit. Konzernweit rechnet das Management für das laufende Jahr eigenen Angaben zufolge mit einem Risikoergebnis “von mehr als 650 Mill. Euro”. Gegenüber 2019 wäre dies ein Anstieg um mindestens 3 %.