Gesellschaftliches Engagement

Wenn die Taunus Sparkasse zum Stiften anstiftet

Die Gründung einer Stiftung ist nicht nur Reichen vorbehalten, tut sich und anderen gut und beschert obendrein Erträge. So der Tenor eines Festakts für die Stiftergemeinschaft der Taunus Sparkasse.

Wenn die Taunus Sparkasse zum Stiften anstiftet

fir Frankfurt

Die Zahl der Stiftungen ist in Deutschland in den vergangenen Jahren kontinuierlich gewachsen, Niedrigzins hin oder her. 24650 rechtsfähige Stiftungen bürgerlichen Rechts zählt der Bundesverband Deutscher Stiftungen aktuell und damit gut 860 mehr als 2021 – ein Plus von 3%. 91 davon gehören der Stiftergemeinschaft der Taunus Sparkasse an. Die treuhänderisch verwaltete gemeinnützige Stiftung bildet die Dachorganisation, um die gemeinschaftliche Anlage des Stiftungsvermögens zu ermöglichen, Neugründungen zu vereinfachen und die Stiftungsverwaltung zu übernehmen.

Das zehnjährige Bestehen der Stiftergemeinschaft hat die Taunus Sparkasse in Bad Homburg am Montag nachträglich gefeiert. Dass die Veranstaltung um Jahre verschoben wurde, ist der Corona-Pandemie geschuldet. Im Mittelpunkt des Festakts standen die Stiftungsideen, mit denen die Taunus Sparkasse ihre Gäste selbst zum Stiften anzustiften versuchte oder zumindest zum Spenden für die gemeinnützigen Einrichtungen der Region: Gutes tun, Bleibendes schaffen, sind doch Stiftungen grundsätzlich auf Ewigkeit angelegt, und andere teilhaben lassen.

3,35 Prozent Rendite

Die durchschnittliche Ausschüttungsrendite der vergangenen zehn Jahre beziffert die Sparkasse auf 3,35%, das verwaltete Vermögen Ende 2021 auf 10,2 Mill. Euro. Das Stiftungsvermögen werde weltweit breit gestreut am Geldmarkt, in Sparkassenbriefen, in Aktien, Aktienanleihen, Unternehmensanleihen guter Qualität und Immobilien angelegt. Mehr als 300000 Euro habe die Stiftergemeinschaft der Taunus Sparkasse folglich im vergangenen Jahr ausgeschüttet, sagte Horst Ohlmann, Vorstandsvorsitzender der DT Deutsche Stiftungstreuhand, einer bundesweit tätigen Stifterverwaltung, welche die Stiftergemeinschaft in Bad Homburg damals mit auf den Weg gebracht hatte. „Die Motivation war, Stiftungen von dem Nimbus der Reichen und Superreichen zu befreien und dieses Instrument jedermann auf einfachem Weg zugänglich zu machen“, berichtete Ohlmann. „Die Eintrittsschwelle zur Stiftung, um etwas Gutes zu tun, wollten wir senken.“

Der Würdigung des bürgerschaftliches Engagements und der Aussage von Sparkassen-Vorstandschef Oliver Klink, dass der Staat nicht alles tun könne und auch nicht solle, schloss sich Gastredner Kurt von Storch an, Mitgründer von Flossbach von Storch und Kuratoriumsvorsitzender der Flossbach von Storch Stiftung, die sich vor allem der ökonomischen Bildung angenommen hat. Gemeinnützigkeit und Ehrenamt werden seines Erachtens in der Gesellschaft immer wichtiger, die Bürger müssten sich verstärkt selbst helfen. „Es gibt ja momentan eine Entlasteritis in Deutschland. Immer wenn ein Problem kommt, gibt es irgendein staatliches Programm, bei dem man mit Geld beworfen wird“, sagte er bewusst zugespitzt.

Als einschränkend insbesondere im Niedrigzinsumfeld betrachte er rechtliche Vorgaben wie jene, das Stiftungskapital stets erhalten zu müssen, und faktische Beschränkungen wie einen Mangel an personellen Ressourcen und Kapitalmarktwissen, die dazu führten, dass die Anlagepolitik von Stiftungen eher defensiver Natur sei und Investitionen in Liquidität und Anleihen mit sich bringe. „Das führt zu Selbstbeschränkungen und dazu, dass die Möglichkeiten einer Stiftung nicht ausgeschöpft werden“, sagte der Co-Chef von Flossbach von Storch, die ihm zufolge etwa 2 Mrd. Euro an Stiftungsgeldern verwaltet. Der Bundesverband Deutscher Stiftungen gibt das von knapp 12800 deutschen Stiftungen bekannte Stiftungskapital  mit 110 Mrd. Euro an. Angelegt werden die Gelder am liebsten in Festgeld oder Fonds (s. Grafik). Jede vierte Stiftung ist zudem in Immobilien investiert, jede fünfte in Unternehmensanleihen. Staatsanleihen sind mit knapp 9% eher selten vertreten.

Null- und Niedrigzins haben den Stiftungen in den vergangenen Jahren zu schaffen gemacht und die Notwendigkeit erschwert, zum einen das Stiftungskapital zu erhalten und zum anderen mit den erwirtschafteten Erträgen den Stiftungszweck zu verfolgen. Die seit Jahresbeginn steigenden Zinsen helfen angesichts der hohen Inflation wenig. Größere Stiftungen hätten die niedrigen Zinsen dank Immobilieninvestments und besseren Zugangs zum Kapitalmarkt noch abfedern können, sagt eine Sprecherin des Bundesverbands Deutscher Stiftungen, aber kleinere täten sich schwer.

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