CursivDigitaler Zahlungsverkehr

Wer den Bitcoin nicht ehrt, ist des Talers nicht wert

Der Wunsch nach digitalen Zahlverfahren, die so anonym wie Bargeld sind, treibt viele um. Trivial ist das neue Projekt mit EU-Beteiligung nicht. Einfach dagegen der Name: Taler heißt es.

Wer den Bitcoin nicht ehrt, ist des Talers nicht wert

Wer den Bitcoin nicht ehrt, ist des Talers nicht wert

Von Wolf Brandes, Frankfurt

Die Quadratur des Zahlungsverkehrs: Ein anonymes Bezahlverfahren für kleine Summen, günstig, datenschutzfreundlich, digital und schnell.

Zweifellos ist die Macht der Internet- und IT-Giganten groß. Sie dominieren mit ihren Geräten und ihrer Software die Arbeitswelt genauso wie unser privates Leben. Und wenn es ums Einkaufen geht, sind Apple und Google Pay auch immer häufiger dabei. Sie können uns dabei theoretisch über die Schulter schauen.

Anonymität erhalten

Der Cafébesuch, das Lösen eines Parkscheins und der Kauf einer Theaterkarte sind keine großen Geheimnisse. Gleichwohl möchten die meisten Menschen nicht, dass ihre Spur über Bezahlvorgänge elektronisch verfolgt wird. Das ist das Schöne am Bargeld, dass Anonymität gewahrt bleibt. Und hinterher keiner mehr sagen kann, wer was wo gekauft hat.

Um zwischen Bargeld und herkömmlichen digitalen Zahlungsmitteln ein neutrales Angebot zu finden, gibt es seit Dezember ein Projekt, das von vielen Seiten unterstützt wird und sich Taler nennt. Der Begriff für solch altmodisches Zahlungsmittel steht dabei im Kontrast zu dem, was die Projektentwickler vorhaben.

Es geht um die Entwicklung einer elektronischen Börse, die man mit traditionellem Geld und mit Kryptogeld füttern kann. Elf europäische Unternehmen, Universitäten, Banken und Organisationen haben sich zusammengeschlossen, um das digitale Bezahlen auf eine neue Stufe zu heben.

Das Projekt ist zunächst auf drei Jahre ausgelegt und wird von einer Schweizer Einrichtung für Forschung und Innovation und der EU-Kommission mit 5,3 Mill. Euro aus dem Programm „Next Generation Internet“ (NGI) gefördert.

Offene Architektur

Natürlich wirken Softwareentwickler, die sich auf offene Systeme spezialisiert haben, wie GNU, beim Taler-Projekt mit. Und weil ein solches System auch sozial und nachhaltig sein soll, ist aus Deutschland die GLS Bank involviert.  

Nachhaltig sei Taler vor allem durch den sozialen Aspekt, weil Menschen anonym online bezahlen können. Die elektronischen Token würden ohne Personenbezug erstellt, zudem gebe es eine starke Verschlüsselung, heißt es von der Bank.

Das System soll auf E-Geld-Token basieren und browserbasiert oder in einer App genutzt werden. Die Taler-Wallet wird aufgeladen, die E-Geld-Token werden gespeichert und dann kann es losgehen. Eine Verbindung zur traditionellen digitalen Welt gibt es auch, Auszahlungen auf ein Girokonto sollen möglich sein.

Kosten kein Argument

Man darf gespannt sein, ob der Taler fliegt. Vor fast 30 Jahren haben die deutschen Kreditinstitute die „GeldKarte“ eingeführt als Ersatz für kleinere Bargeldzahlungen. Ein Flop. Aber die Technik im Zahlungsverkehr hat sich dramatisch entwickelt, das hilft dem E-Taler.

Entwickelt haben sich auch die Gebühren fürs Zahlen mit Karte und Handy. Bei Entgelten von 5 bis 10 Cent pro Transaktion und einer Miete für ein Kartenlesegerät von 10 bis 30 Euro im Monat müssen auch „kleine und nachhaltige Händler“ nicht auf den Taler warten.

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