Kreditgenossenschaften

Weser-Ems-Banken für Kreditausfälle gewappnet

Die Ertragserosion hat sich im Geschäftsjahr 2020 bei den Volks- und Raiffeisenbanken im Gebiet des Genossenschaftsverbandes Weser-Ems fortgesetzt.

Weser-Ems-Banken für Kreditausfälle gewappnet

ste Hamburg

Die Ertragserosion hat sich im Geschäftsjahr 2020 bei den Volks- und Raiffeisenbanken im Gebiet des Genossenschaftsverbandes Weser-Ems (GVWE) fortgesetzt. Die Institute hätten aber wie in den Jahren zuvor solide gewirtschaftet und verfügten über eine gute Eigenkapitalbasis, mit der sie für eventuelle Kreditausfälle infolge der Corona-Pandemie gewappnet seien, sagte Verbandsdirektor Axel Schwengels im Online-Jahrespressegespräch.

Mit einem infolge der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) weiter geschrumpften Betriebsergebnis vor Bewertung von 0,90 % (i.V. 0,98 %) der im Vorjahresvergleich um gut 8 % gestiegenen Durchschnittsbilanzsumme (DBS) sieht der Verband die aktuell 56 (i.V. 58) Mitgliedsinstitute in der nordwestdeutschen Region weiterhin vergleichsweise robust aufgestellt. Gleichwohl sank der Zinsüberschuss als wichtigste Ertragsposition auf 1,71 (1,91)% der DBS stärker als der Verwaltungsaufwand, der auf 1,59 (1,66)% der DBS zurückging, während der Provisionsüberschuss mit 0,70 (0,71)% der DBS nahezu auf dem Vorjahresniveau verharrte.

Der Rückgang der Erlöse aus dem Zahlungsverkehrsgeschäft, die bei den GVWE-Instituten etwa die Hälfte des Provisionsergebnisses ausmachen, sei durch höhere Erlöse aus dem Wertpapier- und Vermittlungsgeschäft fast ausgeglichen worden. Bei andauernder Niedrigzinsphase werde das Provisionsergebnis künftig das operative Ergebnis stärker beeinflussen, während der Zinsüberschuss den Verwaltungsaufwand decken müsse, sagte Verbandsdirektor Johannes Freundlieb. Die nordwestdeutschen Volks- und Raiffeisenbanken erheben bislang nicht flächendeckend sogenannte Verwahrentgelte für Privatkundeneinlagen, sondern nur bei größeren Einlagen im institutionellen Bereich.

Im vergangenen Jahr erhöhte sich das Einlagenvolumen bei den GVWE-Banken um 10 % auf insgesamt 22,3 Mrd. Euro, wobei die Sichteinlagen um 16,3 % auf 14,5 Mrd. Euro zulegten. Die Kreditvergabe weiteten die Volks- und Raiffeisenbanken um 8,1 % auf 24,6 Mrd. Euro aus. Langfristig aufgebaute Beziehungen zu Firmenkunden zahlten sich aus und trügen dazu bei, dass die Genossenschaftsinstitute als Hausbank in der Krise erste Ansprechpartner seien. Nicht zuletzt hätten die Volks- und Raiffeisenbanken auch an der Vermittlung der Corona-Hilfskredite bundesweit mit einem Marktanteil von rund 30 % einen maßgeblichen Beitrag geleistet, so Freundlieb.

Anders als im Vorjahr, als Kreditwertberichtigungen aufgelöst und Abschreibungen im Wertpapierbestand rückgängig gemacht wurden, ließen im Coronakrisenjahr Vorsorgen das Betriebsergebnis nach Bewertung auf 0,85 % (1,10 %) der DBS sinken. Das Bewertungsergebnis belief sich laut Verband auf – 0,04 % (+0,11 %) der DBS. Ein Großteil der operativen Ergebnisse werde zur Risikovorsorge verwendet, sagte Schwengels. Anzeichen für eine Pleitewelle in der Weser-Ems-Region seien aber nicht erkennbar. Sorgen bereiten den Banken am ehesten der klassische Einzelhandel in den Städten und der Reisesektor.

Mit Blick auf die Verfassung der Mitgliedsbanken unterstrich der Verband die Dividendenfähigkeit. Einige Institute, die im vergangenen Jahr aufgrund der dringenden Empfehlung der Bankenaufsicht auf Ausschüttungen verzichtet hätten, würden in diesem Jahr höhere Dividenden als üblich zahlen. Es gebe keine Bank in der Region, die nicht ausschütte, so Freundlieb. Für 2021 seien drei Zusammenschlüsse zu erwarten, von einer Fusionswelle könne aber keine Rede sein. Ihre Präsenz haben die GVWE-Häuser 2020 den Angaben zufolge auf 471 (489) Standorte reduziert. Darunter waren 318 (343) mit Personen besetzte Bankstellen.

Genossenschaftsbanken Weser-Ems
Kennzahlen nach HGB
in Mill. Euro20202019
Zinsüberschuss552562
Provisionsüberschuss224209
Verwaltungsaufwand508490
Betriebsergebnis vor Bewertung286290
Betriebsergebnis nach Bewertung272323
Addierte Bilanzsumme (Mrd. Euro)33,430,5
Kreditvol. (Mrd. Euro)24,622,8
Einlagenvol. (Mrd. Euro)22,320,3
Mitarbeiterzahl60006000
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