„Ich verstehe, dass Eltifs auch viel kritisiert werden“
Im Podcast: Robin Binder
„Ich verstehe, dass Eltifs auch viel kritisiert werden“
Gründer der Private-Markets-Plattform Nao sieht die Gefahr einer Zweiklassengesellschaft unter Investoren
Von Philipp Habdank, Frankfurt
Europäische Langzeit-Investmentfonds (Eltif) haben der Ratingagentur Scope zufolge mit über 60 Neuemissionen im ersten Halbjahr alle bisherigen Rekorde gebrochen. In dem speziell auf Privatanleger ausgerichteten Fondsprodukt ruhen die großen Hoffnungen der Privatmarkt-Fondsindustrie, um alternative Anlageklassen wie Private Equity oder Venture Capital für Kleinanleger zu öffnen. Vermögensverwalter wittern hier enormes Fundraising-Potenzial. Doch der Eltif mit seinen semi-liquiden Fondsstrukturen ist unter Assetmanagern umstritten. Ist er auch aus Anlegersicht ein gutes Produkt?
Darüber scheiden sich die Geister. Robin Binder ist Gründer des Wealthtechs Nao und vertreibt über seine Plattform seit neuestem Investments in Privatmarktfonds ab 1 Euro – und setzt dabei ebenfalls auf den Eltif. „Ich verstehe, dass Eltifs auch viel kritisiert werden“, sagt Binder im Private-Markets-Podcast „Beyond Billions“. Ein gutes Private-Markets-Produkt für Privatanleger müsse vor allem breit gestreut und günstig sein, vor allem aber auch institutionelle Qualität haben.
Gefahr einer Zweiklassengesellschaft in den Private Markets
Insbesondere beim Blick auf die Qualität des Dealflows gäbe es je nach Anbieter große Unterschiede, wie die vom Investmentteam geschlossenen Deals anschließend vom Portfolio-Management-Team auf die Investoren verteilt würden. Für Binder sei es beim Eltif das A und O, dass Transaktionen fair auf geschlossene Fonds, Spezialmandate und Retail-Fonds verteilt werden, sodass hier zwischen institutionellen Investoren und Privatanlegern keine Zweiklassengesellschaft entstünde. Erfolgskritisch sei deshalb auch die Auswahl der richtigen Manager. Laut Binder gibt es da draußen „echt viele“ schlechte Manager. „Dass du mit den Private Markets die Public Markets schlägst, kriegst du nur mit einer Managerselektion hin, meint Binder. Der Renditeunterschied von guten zu schlechten Private-Equity-Managern beziffert er beispielsweise auf rund 2.000 Basispunkte. Die Renditen würden zwischen 5 und 25% schwanken, weshalb Binder Plattformen wie Nao eine Art „Gatekeeper“-Funktion zuschreibt.
Bei der Frage, ob Liquidität für ein Privatanlegerprodukt wichtig sei, zeigt sich Binder zwiegespalten: „Wenn du Kleinanleger fragst: ja. Wenn du mich fragst: nein.“ Eine wesentliche Eigenschaft der privaten Kapitalmärkte sei die Illiquidität und die daraus abgeleitete Renditeprämie. Ganz ohne Liquidität ginge es aber auch nicht, sofern die Privatmarktfonds von Privatanlegern für die langfristige Altersvorsorge genutzt werden sollen. „Sonst habe ich ja nur eine idealerweise super gute Wertsteigerung, aber keinen Cashflow“, sagt Binder.
Wie lässt sich das Liquiditätsproblem lösen?
Er würde das Problem allerdings nicht wie die meisten Eltifs über Liquiditätspuffer regeln, die der Fondsmanager stetig vorhalten müsse und den Investor damit Rendite koste. Stattdessen würde Binder seinen Cashflow über zeitversetzte Investments und die unterschiedliche Fälligkeiten einzelner Anlagen steuern. Was er hier beschreibt, ist allerdings ein komplexes Liquiditätsmanagement, was für professionelle Vermögensverwalter sicherlich machbar ist, kleinere Privatanleger aber vor Probleme stellen dürfte.