Fintech

"Wir haben einen Fonds, der über Kapitalmarktzyklen hinweg funktioniert"

Wie kann man eine Strategie aufsetzen, die nur wenig mit dem Gesamtmarkt korreliert und verlässlich eine Rendite von ca. 8% nach Kosten bei möglichst geringer Volatilität liefern soll? Das Fintech Finlium hat die Antworten.

"Wir haben einen Fonds, der über Kapitalmarktzyklen hinweg funktioniert"

IM GESPRÄCH: FLORIAN MANN

“Das funktioniert über die Kapitalmarktzyklen hinweg”

Der Finlium-CEO will mit dem Fonds den risikoaversen Privatanleger ansprechen – Verlässliche Rendite bei geringer Volatilität ist das Kernmerkmal

Von Björn Godenrath, Frankfurt
Von Björn Godenrath, Frankfurt

Mit der zweiten Fintech-Welle kommt eine ganze Reihe an Geldanlage-Spezialisten neu an den Markt, darunter auch Finlium. Von vier Wirtschaftsingenieuren mit diversen Industrieerfahrungen unter anderem in Luftfahrt, Energie, Medizintechnik und Banking gegründet, hatten sich Florian Mann und Adrian Fabarius während ihrer Finance-Promotionen mit der Optionsbepreisung befasst, bzw. wie man sich interessante Auszahlungsprofile und die sogenannte Volatilitätsschiefe zunutze machen kann. Und dieser akademische Hintergrund findet sich wieder in dem Gründungsgedanken: Wie kann man eine Strategie aufsetzen, die nur wenig mit dem Gesamtmarkt korreliert und verlässlich eine Rendite von ca. 8% nach Kosten bei möglichst geringer Volatilität liefern soll?

“Wir wollen dem Privatanleger mit einem Konzept der geglätteten Rendite einen entspannten Vermögensaufbau bieten. Dafür haben wir einen Algorithmus entwickelt, der mit dem Einsatz von Aktienindexoptionen einen dynamischen Renditekorridor schafft.”

Florian Mann

Das Ergebnis aus vier Jahren Produktentwicklung ist der Fonds „Finlium Ambition“, der seit Ende 2022 investierbar ist. „Damit wollen wir ausdrücklich auch den risikoaversen Privatanleger adressieren, dem wir mit einem Konzept der geglätteten Rendite einen entspannten Vermögensaufbau bieten wollen. Dafür haben wir einen Algorithmus entwickelt, der mit dem Einsatz von Aktienindexoptionen einen dynamischen Renditekorridor schafft“, so der Mitgründer Florian Mann im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.

“Wir haben unsere Strategie mehr als 100.000 Backtests unterzogen, wobei die Kursverläufe der letzten 15 Jahre nachgebildet und dabei realistische Marktbedingungen simuliert wurden.”

Florian Mann

Für die Fachleute: Mit Hilfe stochastischer Szenario-Modellierung optimiert der Algorithmus kontinuierlich das Verhältnis von Rendite zu Risiko und passt das Portfolio an Marktbewegungen an. „Wir haben unsere Strategie mehr als 100.000 Backtests unterzogen, wobei die Kursverläufe der letzten 15 Jahre nachgebildet und dabei realistische Marktbedingungen simuliert wurden. Hinzu kam ein Echtgeld-Test.“ Und in den ersten sechs Monaten des Fonds wurden die Ergebnisse bestätigt.

Volumen noch bescheiden

Dabei ist das Fondsvolumen mit knapp 3 Mill. Euro noch recht dünn – aber nun will sich Finlium stärker in die Vermarktung stürzen. Dafür hat das Fintech auch einige Argumente auf seiner Seite. Die laufenden Kosten des Fonds betragen 0,7%, die Performance Fee (von 15%) entfällt dauerhaft bei der Anteilsklasse S (das Startangebot), einen Ausgabeaufschlag gibt es nicht. Das heißt, Finlium verdient vor allem dann, wenn auch der Anleger im Gewinn ist. „Wir haben eine Anlagestrategie entwickelt, die über die Kapitalmarktzyklen hinweg funktioniert. Das ist genau das, was Anleger brauchen, um entspannt ihr Investment arbeiten zu lassen.“

Ein solcher Fonds, der unkorrelierte und stabile Rendite zeigt, sollte aber auch bei professionellen Portfoliomanagern Interesse wecken. Das kann Florian Mann bestätigen: Man habe bei der Fondsauflage auch mit einem Assetmanager verhandelt, der 20 Mill. Euro in den Fonds legen wollte – aber nur in Verbindung mit einem satten Equity-Anteil. Das wollten die vier Gründer nicht und wurden darin von ihren Angel-Investoren und Beiräten bestärkt. Natürlich sehen sie das B2B-Vertriebspotenzial ihres Vehikels, wollen sich aber auch nicht verzetteln und zunächst mal mit vollem Fokus Retail adressieren – auch wenn man im Prinzip mit „Liquid Alternatives“ ein für B2B passendes Produkt habe.

Funding im Herbst

Für den Herbst wird weiteres Funding für die Firma angestrebt, bei dem man dann auch mit strategischen Investoren ins Gespräch kommen sollte. Mit Family Offices, Vermögensverwaltern und weiteren Angel-Investoren ist das Team bereits im Austausch. Finlium wolle sich aber sehr stark innenfinanziert entwickeln und keine Riesenmengen an Risikokapital aufnehmen, sagt Florian Mann.

Zu den Partnern zählen Universal Investment als Kapitalverwaltungsgesellschaft (KVG), BN & Partners als Haftungsdach sowie Hauck Aufhäuser Lampe für die Verwahrung. Wobei sich der Finlium-Gründer vorstellen kann, künftig weitere Lizenzen zu erwerben und dann selbst individuelle Portfoliozusammenstellung zu betreiben als digitaler Vermögensverwalter. Jetzt gehe es aber erst mal darum, einen Track Record bei der Performance aufzubauen und als Meilenstein 100 Mill. Euro Assets under Management zu erreichen.

Im Prinzip sparplanfähig

Der Zugang zum Fonds funktioniert am besten über alle hierzulande gängigen Banken und Broker wie die Comdirect, ING oder die Consorsbank. Denn dort erfolgt der Kauf ohne Spread. Wer über den Neobroker Scalable geht, hat einen Spread von gut 1% über die Handelsplattform Gettex zu tragen. Und bei Trade Republic gebe es noch keine Fonds, bemängelt Florian Mann. „Sparplanfähig ist der Finlium-Fonds grundsätzlich, aber das ist jeder Bank und jedem Broker selbst überlassen, ob er das anbietet. Es kann auch sein, dass dann ein Mindestanlagebetrag vorgegeben ist, was wir nicht beeinflussen können.“

Mit Finlium geht das nächste Geld- anlage-Fintech in den Markt, das ausdrücklich Retail-Investoren für sich gewinnen will. Dabei haben die vier Gründer um CEO Florian Mann einen Fonds im Angebot, der eine geglättete Rendite zuverlässig darstellen kann. In die Produktentwicklung wurde eine Menge Arbeit gesteckt.