BILANZPRESSEKONFERENZ DER DEUTSCHEN BÖRSE

"Wir werden auch 2018 deutlich wachsen"

Deutsche Börse setzt Guidance nur noch auf den strukturellen Komponenten auf - Ergebnisanstieg von mindestens 10 Prozent avisiert

"Wir werden auch 2018 deutlich wachsen"

Nachdem sie ihre Zielvorgaben im zurückliegenden Jahr verfehlt hat, ist die Deutsche Börse für 2018 zuversichtlich. Der Marktbetreiber erwartet ein strukturelles Erlöswachstum von mindestens 5 % und auf dieser Basis einen Anstieg des bereinigten Konzernüberschusses von wenigstens 10 %. ck Frankfurt – “Wir werden auch im Jahr 2018 deutlich wachsen.” Das sagte der seit Jahresbeginn amtierende neue Vorstandsvorsitzende der Deutschen Börse, Theodor Weimer, am Mittwoch in der Bilanzpressekonferenz des Unternehmens. Im zurückliegenden Jahr hat der Marktbetreiber einen um 3 % höheren Erlös von 2,46 Mrd. Euro und einen um 6 % gesteigerten bereinigten Konzernüberschuss von 857,1 Mill. Euro erwirtschaftet. Damit sind die ursprünglich für 2017 ausgegebenen Ziele einer Steigerung von Erlös und Ergebnis um 5 bis 10 % bzw. 10 bis 15 % verfehlt worden. Den Aktionären wird eine von 2,35 auf 2,45 Euro angehobene Dividende vorgeschlagen. Für das laufende Jahr gab die Deutsche Börse eine modifizierte Guidance aus. Sie setzt nun nur noch auf den strukturellen Komponenten auf und lässt die zyklischen wie vor allem die Marktvolatilität und die Zinsentwicklung außen vor. Die Deutsche Börse erwarte, dass “mindestens 5 % strukturelles Wachstum der Nettoerlöse zu mindestens 10 % Wachstum des Konzernperiodenüberschusses führen”, sagte Weimer. Strukturelles Wachstum erwarte das Unternehmen insbesondere im außerbörslichen Clearing, im Bereich Rohstoffe und Devisen, bei Clearstream und den Investmentfondsdienstleistungen sowie im Index- und Datengeschäft. Kein zyklischer GegenwindVon den zyklischen Faktoren erwarte das Unternehmen zumindest keinen weiteren Gegenwind mehr, so Weimer. “Wir sehen nach den ersten Wochen, dass die Marktvolatilität nach oben geschnellt ist”. Die Erfahrung zeige, dass die Volatilität, wenn sie gestiegen sei, auch eine Zeit lang oben bleibe. Gefragt, warum die Guidance trotz der zuletzt stark gestiegenen Handelsaktivitäten nicht aggressiver ausgefallen ist, erklärte Weimer, dass er es nicht für ratsam halte, die Entwicklungen der ersten Wochen auf das Jahr hochzurechnen. Zu den Auswirkungen der sich abzeichnenden drei Leitzinserhöhungen der US-Zentralbank Fed um jeweils 25 Basispunkte auf die Clearstream-Zinseinnahmen erklärte der Finanzvorstand, Gregor Pottmeyer, dass ein Anstieg der Dollar-Zinsen um einen Prozentpunkt die Zinseinnahmen um ca. 70 Mill. Euro erhöhe. Für dieses Jahr erwarte er ein zweistelliges Wachstum des Zinsergebnisses.Zum Ergebnisanstieg soll auch ein effizientes Kostenmanagement beitragen. Nach Einsparmöglichkeiten befragt betonte Weimer, dass die Mitarbeiter angesichts des Wachstums des Unternehmens keine größeren Sorgen wegen Stellenabbaus machen müssten. Die Dinge seien im Grunde genommen sehr einfach. Es sei etwa nicht einzusehen, warum es im Kommunikationsbereich drei Managing Directors geben müsse. Auch müssten nicht pro Jahr 450 Events veranstaltet werden. 250 reichten aus.Trotz der Zielverfehlung kommentierte Weimer das Ergebnis des Geschäftsjahres 2017 positiv. Es sei ein ungewöhnliches Jahr mit einer historisch niedrigen Marktvolatilität gewesen. Die Marktteilnehmer hätten auf Absicherung verzichtet. Angesichts dieses Umstands sei das Ergebnis recht ordentlich ausgefallen. Das strukturelle Wachstum habe mit 5 % die Ziele erreicht, die zyklische Seite habe 2 % Wachstum gekostet. Erlös der Eurex sinktDie niedrige Marktvolatilität sorgte im zurückliegenden Jahr dafür, dass die Handelsumsätze in den volumenstärksten Produkten der Eurex, den Euro-Stoxx-50-Futures und -Optionen um 25 % und 8 % auf 282 Millionen bzw. 263 Millionen Kontrakte gesunken sind. Der im Aktienindexderivate-Handel generierte Erlös sank um nahezu 50 Mill. auf 391 Mill. Euro. Nur zum Teil konnte dies durch andere Produkte kompensiert werden, etwa durch den Zinsderivatehandel, dessen Erlös von 189,7 Mill. auf 208,5 Mill. Euro stieg. Im Ergebnis war Eurex die einzige Sparte, für die mit 1,002 Mrd. nach 1,035 Mrd. Euro ein rückläufiger Erlös ausgewiesen wurde. Das um Einmaleffekte bereinigte Ebitda (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) der Sparte sank im zurückliegenden Jahr auf 562,4 Mill. nach 595,4 Mill. Euro.Hauptumsatztreiber war die Clearstream-Sparte. Hier erhöhte sich der Erlös von 797,4 Mill. auf 886,9 Mill. Euro. Dazu trugen aufgrund steigender Dollar-Zinsen insbesondere die Nettozinserträge mit einem kräftigen Anstieg von 62,6 auf 106,3 Mill. Euro bei. Das bereinigte Ebitda der Sparte erhöhte sich von 432,5 Mill. auf 516,2 Mill. Euro. In der Sparte Xetra stiegen der Erlös und das Ebit von 164,6 auf 176,5 Mill. und von 76,1 auf 93,4 Mill. Euro. Die Sparte Market + Data Services steigerte Erlös und Ebitda von 391,4 auf 396,8 Mill. und von 241,5 auf 259,1 Mill. Euro. Aktie auf ZehnjahreshochAm Aktienmarkt stieß die Berichterstattung der Deutschen Börse auf ein positives Echo. Die Aktie stie bis auf ein Zehnjahreshoch von 108,25 und beendete den Handel als Spitzenreiter im Dax mit einem Gewinn von 2,9 % bei 108,15 Euro. Analysten reagierten zum Teil mit Kurszielerhöhung, ohne aber ihre Einstufungen zu verändern. So hob die Nord/LB ihr Kursziel für die weiter zum Halten empfohlene Aktie von 83 auf 99 Euro an. Der Kursanstieg der letzten Wochen habe den Rückenwind für die Börse aufgrund steigender Zinsen und der Rückkehr der Volatilität bereits vorweggenommen.