Im Gespräch:Nils Feigenwinter, Bling

"Bei den Finanzinfluencern gibt es viele schwarze Schafe"

Zusammen mit seinen Kerninvestoren und Plattform-Partnern will Bling-Gründer Nils Feigenwinter das Thema Finanzbildung in Deutschland voranbringen.

"Bei den Finanzinfluencern gibt es viele schwarze Schafe"

Im Gespräch: Nils Feigenwinter

"Bei den Finanzinfluencern gibt es viele schwarze Schafe"

Bling-Gründer Nils Feigenwinter baut Fintech für Familienfinanzmanagement – Ausgabekontrolle über an die App gekoppelte Prepaid-Mastercard

Von Björn Godenrath, Frankfurt
Von Björn Godenrath, Frankfurt

Nils Feigenwinter gehört gewiss zu den jüngsten Fintech-Gründern, startete er die auf Kinder- und Familienfinanzen fokussierte Bling-App doch kurz nach dem Abitur zusammen mit Leon Stephan. Schon als Jugendlicher hatte er sich unternehmerisch betätigt und brachte die erste digitale Schülerzeitung der Schweiz heraus und wurde als Kindermoderator im Schweizer Fernsehen bekannt. Heute ist er 23 Jahre alt und mit der Bling-App seit anderthalb Jahren am Markt.

Los ging es mit der Taschengeld-Lösung, eine Prepaid-Mastercard für Kinder ab 7 Jahren, die von den Eltern verwaltet wird. „Unser Gründungsgedanke war es, die Finanzkompetenz der jungen Generation zu verbessern. In der Schulzeit lernt man in der Regel nichts über Geld, also gibt es hier eine Bildungslücke. Und wir wollen als Bling zusammen mit unseren Partnern zu verbesserter Finanzbildung beitragen, indem wir Kinder und Jugendliche zusammen mit ihren Eltern für ein digitales Management der Familienfinanzen ertüchtigen“, so Nils Feigenwinter im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.

Auf konkrete Ziele hinsparen

Im Sommer kamen Investmentprodukte für die nachhaltige Geldanlage, die sogenannten „Sparbäume“ – denen man bildlich beim Wachsen zuschauen kann – ins Angebot. Das wird über den Partner Evergreen realisiert, wobei eingezahlte Gelder in zwei aktiv gemanagte Artikel-8-Fonds investiert werden, die auf 4 bis 8% Rendite zielen. Solche Sparpläne auf der Plattform zu haben sei wichtig, denn so könne auf konkrete Ziele hin angelegt werden, sagt Feigenwinter.

Mitte November kam die Eltern-Karte auf den Markt, womit die Steuerung der Familienfinanzen über die App erstmal rund sei, weil sie alle mitnehme. Die Bilanz Stand heute: Mehr als 50.000 Familien befänden sich auf der Plattform und mehr als 5% hätten bereits ein Depot eröffnet, sagt der Gründer. „Die Depoteröffnung ist so ein bisschen der Heilige Gral im Retail Banking. Das haben wir gut hingekriegt und wollen auf der Basis weiterwachsen.“ Für den Januar kündigt er eine weitere Produktneuheit an, in der Entwicklungs-Pipeline befände sich noch einiges.

Dabei stellt Feigenwinter klar, dass Bling nichts für umsonst anbietet, denn man wolle grundsätzlich stark innenfinanziert aufgestellt sein. Über eine Funding-Runde hatte man 3,5 Mill. Euro bei den VC-Fonds La Famiglia und Peak eingeworben, hinzu kamen Business Angels wie Verena Pausder und Lea-Sophie Cramer. Zusammen mit La Famiglia-Chefin Jeanette zu Fürstenberg gehören Pausder und Cramer zu den wichtigsten Unterstützerinnen von Bling, um das Thema Finanzbildung in Deutschland voranzubringen. Und der Bling-Gründer steht im Dialog mit Gestalterinnen wie Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger.

Schwarze Schafe unter Finanzinfluencern

Kritisch beäugt er das Wirken mancher Finanzinfluencer auf Sozialen Medien. Da gäbe es viele schwarze Schafe – und mangelnde Finanzbildung sei ein Grund, warum junge Menschen auf falsche Experten hören würden. Zusammen mit dem Plattform-Partner Mastercard hatte Bling im Sommer eine Studie zur Finanzbildung durchgeführt, die unter anderem feststellte, dass jedes fünfte Kind unter zehn Jahren bereits Online-Shopping mache – ohne Wissen der Eltern. Da wird deutlich, dass Handlungsbedarf besteht. Außerdem wünschen sich 56% der Eltern, dass Finanzbildung in die Lehrpläne von Schulen einfließt.

Bündnis für Finanzbildung

Solche Themen begleitet und entwickelt Bling über das eigene „Education Board“. Darin hat man vier Experten versammelt, welche die Qualität bestehender und neuer Funktionen auf der Plattform sichern sollen sowie pädagogisch wertvolle Inhalte und Ideen in die Produktentwicklung einfließen lassen. Mitglied des Board sind beispielsweise Sven Schumann, Experte für Wirtschafts- und Finanzbildung bei der Deutschen Börse, der auch stellvertretender Vorsitzender des Bündnisses Ökonomische Bildung Deutschland ist, sowie Business- und Finanzcoach Babett Mahnert, die Mitgründerin von Schulgold, einer Initiative für besseres Finanzwissen für Jugendliche.

Dabei findet sich Bling mit dem Fokus auf Familienfinanzen inmitten eines Zeitgeists wieder, der dem Kern der Gründung entspricht. Das Thema Familienfinanzen wird immer stärker gesellschaftlich diskutiert – und ist damit nicht nur eine weitere Kategorie von Personal Finance. So plädierte die Wirtschaftsweise Ulrike Malmendier kürzlich dafür, ein Startkapital für Kinder und Jugendliche zu schaffen. Das müsse Teil einer Debatte sein, auch um die Aktienkultur zu fördern. Das hat eine andere Qualität als die Forderung linker Politiker für ein pauschales „Grunderbe“: Vermögen will erarbeitet und erspart werden und der Staat ist gefordert, das über das Bildungs- und Finanzsystem zu ermöglichen sowie punktuell zu fördern mit dem Gedanken der Chancengleichheit insbesondere für junge Menschen.

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