sck München – Der nach einem Bilanzskandal pleitegegangene Zahlungsabwickler Wirecard zieht nach Auskunft seines Insolvenzverwalters viele potenzielle Kaufinteressenten an. Nach einer Gläubigerversammlung teilte Michael Jaffé mit, “dass sich zwischenzeitlich mehr als 100 Interessenten gemeldet” hätten. Als “fortgeschritten” bezeichnete er den eingeleiteten Verkaufsprozess für die amerikanische Tochtergesellschaft Wirecard North America. Die Aktie drehte nach der Nachricht ins Plus und beendete den Xetra-Handel bei 3,14 Euro (+ 23 %).Der vom Amtsgericht München vorerst als vorläufiger Verwalter des Dax-Mitglieds tätige Rechtsanwalt versucht, mit Erlösen aus dem Verkauf von Unternehmensteilen die Forderungen der Gläubiger zu befriedigen. Das läuft auf eine Zerschlagung des vor 21 Jahren als Start-up an den Markt gegangenen Technologiekonzerns hinaus. Der im Skandal als Beschuldigter geführte Ex-Vorstandschef Markus Braun hatte Wirecard 1999 gegründet. Nach aufgedeckten mutmaßlichen Bilanzfälschungen im größeren Umfang trat er im Juni von seinem Amt zurück.Wirecard beschäftigt weltweit rund 5 800 Personen. Das Insolvenzverfahren beschränkt sich bislang auf die Kerngesellschaft Wirecard AG. Deren Mitarbeiter erhalten zunächst Insolvenzgeld. “Mehr als 1 500 Mitarbeiter der insolventen Gesellschaften erhalten eine Vorfinanzierung des Insolvenzgeldes”, so Jaffé.