Bundesbank-Vorstand

Wuermeling animiert zu mehr Mut zum Risiko

Der für die Bankenaufsicht zuständige Bundesbank-Vorstand lässt in Brüssel mit einem bemerkenswerten Plädoyer aufhorchen. Erleichterungen für Banken erteilt er hingegen eine klare Absage.

Wuermeling animiert zu mehr Mut zum Risiko

rec Brüssel

Bundesbank-Vorstand Joachim Wuermeling redet der Finanzbranche ins Gewissen, in der Finanzierung des klimafreundlichen und digitalen Umbaus der Wirtschaft neue Wege einzuschlagen. „Als Bankenaufseher sage ich das ungern: Aber wir müssen in Zukunft mehr Risiken nehmen als in der Vergangenheit, wenn wir die Transformation wirklich wollen“, sagte Wuermeling bei einem Auftritt in der hessischen EU-Landesvertretung in Brüssel.

Die Äußerungen des im Bundesbank-Vorstand für die Bankenaufsicht zuständigen Wuermeling sind durchaus bemerkenswert. Die primär auf Finanzstabilität bedachten Zentralbanken stehen nicht gerade im Verdacht, Finanzinstitute, Anleger und Sparer zu größeren Risiken zu verleiten – vor allem seit der Weltfinanzkrise. Andererseits forcieren Europas Regierungen, angeführt von der EU-Kommission, den Weg zur Klimaneutralität, was hohe Investitionen erfordern wird.

Darauf hob Wuermeling in Brüssel ab. Klimawandel und Digitalisierung macht er als Treiber der Transformation aus. Es werde womöglich unterschätzt, wie hoch der Bedarf an Investitionen und Finanzierungen dafür sei. Als konkretes Beispiel nannte er den Arbeitskräftemangel. Dieser werde unweigerlich einen „riesigen Automatisierungsschub zur Folge haben“.

Mehrere Optionen

Europas Banken und Kapitalmärkte müssten diese Transformation finanzieren, um nicht ausländischen Investoren das Feld zu überlassen. Dafür sei „eine Reihe von Veränderungen nötig“. Wuermeling brachte Fondslösungen, den Verbriefungsmarkt, digitale Plattformen und Instrumente­ für Sparer nach Art des langfristigen Investmentfonds (Eltif) ins Spiel. EU-Kommission, EU-Parlament und Mitgliedstaaten sind dabei, die relativ neuartigen Eltif-Fonds insbesondere für Kleinanleger attraktiver zu machen, gerade mit Blick auf die grüne Transformation. Es sei nun „die Fantasie der Finanzakteure gefordert“, um möglichst viele Akteure und neue Risikonehmer einzubinden, ermunterte Wuermeling die Branche. „Für den Finanzsektor liegt allerdings die Versuchung nahe, die Finanzierung der Transformation in der Warteschleife zu lassen“, räumte Wuermeling mit Blick auf Zinswende und Energiekrise ein. Umbrüche an sich seien für die Banken nichts Ungewöhnliches, Dimension und Geschwindigkeit der anstehenden Transformation schon.

Keine Lockerungen

Wuermeling dämpfte die Hoffnung von Banken, dass die Aufsicht in dieser Zeit des Umbruchs regulatorische Vorgaben lockern könne. „Dafür haben wir keine Bereitschaft, in dieser Situation schon gar nicht“, stellte das Bundesbank-Vorstandsmitglied klar. Denn im kommenden Jahr seien mehr Kreditausfälle zu erwarten, in Teilen des Mittelstands werde die Luft bereits dünn.

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