Private Vermögen

Zahl der Millionäre fällt weltweit stark zurück

Die Kurseinbrüche an den Börsen hat die Zahl der Millionäre im vergangenen Jahr gedrückt. In Deutschland fiel der Rückgang moderater aus als in den USA und China, wie Capgemini ermittelt hat.

Zahl der Millionäre fällt weltweit stark zurück

Zahl der Millionäre fällt so stark wie seit 2008 nicht mehr

Rund 740.000 Menschen rutschen nach Börsenkrach unter die Schwelle – Deutschland baut Abstand zu China aus

jsc Frankfurt

Die Börsenunruhe hat im vergangenen Jahr die Zahl der Millionäre weltweit nach unten gedrückt: Insgesamt nahm die Zahl der Menschen, die jeweils über ein investierbares Vermögen von umgerechnet 1 Mill. Dollar oder mehr verfügen, um schätzungsweise 3,3% auf 21,7 Millionen ab, wie die Unternehmensberatung Capgemini berichtet. Rechnerisch fielen damit netto rund 740.000 Menschen mit ihrem Vermögen unter die Millionenschwelle. Es handelt sich um den weltweit stärksten Rückgang seit 2008, als die Zahl der Dollar-Millionäre im Zuge der Finanzkrise nach damaliger Schätzung um 14,9% auf 8,6 Millionen fiel.

Fast alle Millionäre – auch „High Net Worth Individuals“ (HNWI) genannt – leben in Nordamerika, Asien und Europa. Vor allem in den USA, wo annähernd jeder dritte Millionär auf der Welt zu Hause ist, rutschten viele vermögende Menschen ab, weil der Aktienmarkt unter Druck geraten war. Nicht nur die Zahl der Millionäre, sondern auch ihr Vermögen schrumpfte: Weltweit sanken die Bestände im vergangenen Jahr um 3,6% auf 83,0 Bill. Dollar.

Weniger als 2 Millionen der Vermögenden finden sich im Nahen Osten, Lateinamerika oder Afrika. Wegen der hohen Verdienste im Öl- und Gassektor stieg die Zahl der Millionäre in diesen Regionen jedoch an. In Indien wiederum katapultierte ein starker Aktienmarkt weitere Wohlhabende über die Millionen-Dollar-Marke. Die Zahl der Reichen ist auf dem Subkontinent aber im weltweiten Maßstab ebenfalls noch gering.

Deutschland befindet sich mit geschätzt 1,61 Millionen Dollar-Millionären – umgerechnet liegt die Schwelle damit per Jahresende bei etwa 930.000 Euro – weiterhin weltweit auf Rang 3. Der Schwund der Millionäre fiel hierzulande mit minus 1,3% im internationalen Vergleich moderat aus. China fiel mit seiner aufstrebenden Oberschicht im Krisenjahr stärker zurück als die Bundesrepublik und bleibt somit mit ungefähr 1,50 Millionen Menschen auf Rang 4. Dabei habe Capgemini anfangs erwartet, dass China an Deutschland vorbeiziehe, wie Klaus-Georg Meyer, Leiter für Geschäfts- und Technologieinnovationen in der Finanzbranche, am Mittwoch in Frankfurt sagte. Die Gesellschaft verweist rückblickend auf die strengen Ausgangssperren in der Pandemie, auf einen schwachen Aktienmarkt in Hongkong und auf die Unruhe im chinesischen Immobilienmarkt.

Mehr Vermögende in zweiter Reihe

Um die Zahl der Millionäre zu schätzen, tragen die Analysten zunächst öffentliche Vermögensdaten zusammen, etwa von Weltbank und Internationalem Währungsfonds. Gezählt werden etwa Geld- und Wertpapierbestände sowie geschätzte Auslandsvermögen, während selbstgenutzte Immobilien oder langlebige Konsumgüter wie Autos außen vor bleiben. In einem zweiten Schritt kalkulieren die Analysten eine Verteilungsfunktion und schätzen so die Anzahl der Personen mit Millionenvermögen.

Auch andere Vermögensgruppen lassen sich auf diese Weise schätzen: So leben auf der Welt etwa 210.000 Menschen mit einem Vermögen von mehr als 30 Mill. Dollar – die „Ultra High Net Worth Individuals“ (Ultra-HNWI). Wird die Grenze hingegen bereits bei 250.000 Dollar gesetzt, wo die Schwelle der Wohlhabenden („Affluents“) beginnt, kommt Capgemini auf geschätzt 53,8 Millionen Menschen. Die Zahl ist im vergangenen Jahr um etwa 2,3% gestiegen, also um rund 1,2 Millionen. Neben den Absteigern aus dem Millionärssegment sind also viele Menschen erstmals in die Gruppe aufgerückt.

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