FMS Wertmanagement

Zielbild wackelt

FMS Wertmanagement hat die Ziele 2022 erreicht. Es ist aber offen, ob die Finanzmarktturbulenzen den Zeitplan für die weitere Abwicklung zur Makulatur machen.

Zielbild wackelt

mic München

FMS Wertmanagement hält nicht mehr strikt daran fest, im Jahr 2025 über die Form der künftigen Verwaltung der Assets zu entscheiden. „Wenn nötig, werden wir dies anpassen“, sagte Vorstandssprecher Christoph Müller in der virtuellen Jahrespressekonferenz der bundeseigenen Abwicklungsanstalt für die verstaatlichte Hypo Real Estate Holding. Er begründete dies mit den Finanzmarktturbulenzen, die Auswirkungen auf die Liquidität der für die FMS Wertmanagement relevanten Kreditmärkte hätten. Zudem wies er auf inflationsbedingte Kostensteigerungen hin.

Bisher hatte die Abwicklungsanstalt erklärt, sie wolle Optionen schaffen, um 2025 zu prüfen, ob eventuell ein Teil des Portfolios auf externe Anbieter ausgelagert werde. Es sei die Frage, ob Teile des Servicing fremdvergeben werden können, sagte Müller in der Jahrespressekonferenz. IT-Dienstleistungen hat die Bank bereits ausgelagert.

Unter anderem wegen der Unsicherheiten an den Finanzmärkten hätten nicht alle Maßnahmen wie geplant umgesetzt werden können, heißt es im Geschäftsbericht 2022. Andererseits seien einige Schritte vorgezogen worden. Trotzdem folgt die Warnung: Beispielsweise eine anhaltende Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage könne dazu führen, dass man die Ziele „nicht vollumfänglich zum geplanten Zieltermin erreichen kann“. Müller zufolge soll das Portfolio dennoch im laufenden Jahr um ein Nominalvolumen von 4 bis 6 Mrd. Euro abgebaut werden. Das war bereits das Ziel für das vergangene Jahr, als das Portfolio lediglich um 4,5 Mrd. Euro auf 49,6 Mrd. Euro gesunken war. Das Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit solle mindestens ausgeglichen sein, sagte Müller. Im vergangenen Jahr hatte es sich um 75% auf 77 Mill. Euro erhöht.

Hohe stille Lasten

Dem Geschäftsbericht zufolge soll der Verwaltungsaufwand auf unter 114 Mill. Euro sinken, auch wenn man die Sonderkosten von 15 Mill. Euro im Jahr 2022 für die IT-Umstellung herausrechnet. Der Zinsüberschuss, der im vergangenen Jahr um 9,2% auf 391 Mill. Euro stieg, werde leicht zulegen, hieß es. Das Refinanzierungsvolumen soll von 5 Mrd. Euro auf 6 Mrd. Euro steigen, die Mittelaufnahme beim Sonderver­mögen Finanzmarktstabilisierungsfonds von 59,4 auf 55,4 Mrd. Euro sinken. Die Abwicklungsbank schultert einen Saldo von stillen Lasten und Reserven, der mit −9,9 Mrd. Euro das Eigenkapital in Höhe von 1,9 Mrd. Euro deutlich übersteigt. Der Saldo war im vergangenen Jahr auf vergleichbarer Basis auch aufgrund des Zinsanstiegs um 2,9 Mrd. Euro gesunken. Darüber hinaus fiel er um weitere 0,9 Mrd. Euro niedriger aus, weil die Berechnungsmethode verändert wurde. Müller begründete dies damit, dass die Kennzahl nun beispielsweise auch Lasten und Reserven auf Kredite enthalte und sich damit auf das Abwicklungsportfolio beziehe.

Vorständin Carola Falkner erklärte, die Kreditqualität habe durch Ukraine-Krieg und Corona-Pandemie nicht gelitten. Sie fügte allerdings hinzu: „Die besonderen Herausforderungen im Portfolio bleiben aber nach wie vor bestehen.“ Die Laufzeiten seien lang, die Engagements komplex und die Konzentrationsrisiken hoch.

Dem Geschäftsbericht zufolge laufen 34% des Portfolios länger als bis 2040. Die Komplexität der Engagements zeigt sich auch darin, dass die meisten Risikopositionen mit Derivaten gekoppelt sind. Die Zahl der Kontrahenten wurde im vergangenen Jahr um 78 auf 516 reduziert, die Zahl der Länder mit Engagements um drei auf 31, die Zahl der Währungen um zwei auf neun. Die Engagements konzentrieren sich auf die Länder Großbritannien, Italien und USA. Dort liegen 72% des Portfolios.

Müller erklärte, das Jahr 2022 sei erfolgreich gewesen. Er begründete dies mit dem Portfolioabbau, einer Komplexitätsreduktion des Portfolios, der neuen IT-Plattform, der Steigerung des Zinsüberschusses, dem positiven Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit und der erstmals unter 100 Mrd. Euro gesunkenen Bilanzsumme – das höhere Zinsniveau senkt das Volumen an zu stellenden Barsicherheiten für Derivate.

Drei Firmen für die IT

Im vergangenen Jahr gab es einen Swing von jeweils gut 800 Mill. Euro bei Risikovorsorge und Finanzanlageergebnis (siehe Tabelle). Müller wies darauf hin, dass für die Bank der Saldo relevant sei, da beide Positionen über Derivate gekoppelt seien. Dieser verschlechterte sich von −175 Mill. auf −182 Mill. Euro, getrieben auch durch Zuführungen zur Pauschalwertberichtigung von 148 Mill. Euro wegen der Erstanwendung einer Bilanzierungsvorschrift (IDW RS BFA 7).

Die neue FMS-Informationstechnologie läuft seit Oktober 2022. Für die IT-Infrastruktur und die Computer der Nutzer ist Fujitsu zuständig, die Nebenbuch-Applikationen verantwortet IBM, und das Hauptbuch wird auf der IT-Seite von CGI Deutschland betreut. Das Geschäftsvolumen betrage 2023 bis 2025 im Schnitt rund 70 Mill. Euro per annum, heißt es im Geschäftsbericht. Die IT-Migration habe mehrere Tausend Terabyte an Daten umfasst.

Wertberichtigt Seite 2

FMS Wertmanagement
Konzernzahlen nach HGB
in Mill. Euro20222021
Zinsüberschuss391358
Provisionsüberschuss– 14– 12
Verwaltungsaufwand129124
Risikovorsorge1214–643
Finanzanlageergebnis 32– 818
Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit7744
Bilanzsumme (Mrd.)99124
Eigenkapital (Mrd.)1,91,8
Mitarbeiter (Anzahl)2338362
1) negative Vorsorge ist ein Ertrag; 2) mit Service­gesellschaft Börsen-Zeitung
BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.