GDV-Umfrage

Zinswende stimmt Lebensversicherer optimistisch

Die aktuelle Lage der Lebensversicherer ist – auch aus Sicht der Verantwortlichen selbst – durchwachsen. Doch der Blick auf die kommenden drei Jahre stimmt die Branche optimistisch. Die Zinswende gibt offenbar den Ausschlag.

Zinswende stimmt Lebensversicherer optimistisch

Lebensversicherer zuversichtlich wie nie

Nach der Zinswende erwartet mehr als die Hälfte eine Verbesserung der Ertragslage – Aktuelle Situation durchwachsen

jsc Frankfurt

Die aktuelle Lage der Lebensversicherer ist – auch aus Sicht der Verantwortlichen selbst – durchwachsen. Doch der Blick auf die kommenden drei Jahre stimmt die Branche optimistisch. Die Zinswende gibt offenbar den Ausschlag.

Die deutschen Lebensversicherer blicken nach der Zinswende zuversichtlich auf ihr künftiges Geschäft: 54% der Branchenvertreter rechnen mit einer "günstigen" Entwicklung der Ertragslage in den kommenden drei Jahren, wie der Branchenverband GDV in Kooperation mit dem Münchener Ifo-Institut in einer Umfrage herausfand. Die übrigen Versicherer sehen eine "befriedigende" Lage, ein "ungünstiges" Bild gibt niemand zu Protokoll. Damit steigt das Stimmungsbarometer auf den höchsten Wert seit Beginn der Aufzeichnung im Jahr 2011 (siehe Grafik). "Ertragserwartungen signalisieren Zukunftsoptimismus", schreibt der Verband.

Der Blick nach vorn steht im Kontrast zur aktuellen Lage: Die meisten Lebensversicherer vermerken hier eine neutrale Sicht, darüber hinaus halten sich die positiven und negativen Einschätzungen nahezu die Waage. Damit bewertet die Branche die aktuelle Lage etwas negativer als vor einem Jahr. Insgesamt werteten die Analysten 96 Antworten aus der Versicherungswirtschaft aus, darunter 31 aus der Lebensparte.

Trendwende in Trippelschritten

Von der Zinswende profitiert die Branche zeitverzögert: Die Versicherer halten hohe Anleihebestände aus der langen Phase der Tiefzinsen. Mit der Zinswende verloren die Papiere an Wert. Außerdem können Banken mit Tages- und Festgeldangeboten schneller auf das höhere Zinsniveau reagieren als Lebensversicherer. Nach und nach kann die Branche aber wieder mit höher verzinsten Verträgen neue Anleger locken.

Die Branche stand lange unter Druck: Die Anzahl der Verträge ist in der Lebensversicherung in den vergangenen zehn Jahren bis 2021 um 7% auf 86,9 Millionen gesunken, wie aus jüngsten GDV-Daten hervorgeht. Die Beiträge sind zwar im Laufe der Jahre gestiegen, allerdings im Jahr 2021 leicht auf 99,7 Mrd. Euro gefallen. Die Zahl der Versicherer nahm im Laufe der Jahre ab.

Fondsgebundene Verträge statt klassischer Produkte

Mit der fortlaufenden Abnahme der Garantiezinsen schwenkte die Branche nach und nach auf garantiefreie und fondsgebundene Verträge um. In einer weiteren Ifo-Umfrage in der Branche bewerten die Befragten die Situation für fondsgebundene Verträge weiterhin besser als für klassische Rentenversicherungen. Besonders schlecht schneidet in der Befragung die Kapitalversicherung ab. Das Produkt verliert schon seit Jahren an Bedeutung.

In den Sparten Krankenversicherung sowie Sach- und Unfallversicherung änderte sich in der aktuellen Umfrage im Vergleich zum Vorjahr derweil wenig: Hier wie dort sind die Unternehmen für die Entwicklung der Ertragslage in den kommenden drei Jahren optimistisch gestimmt. In der Krankenversicherung steigt die Zuversicht leicht, doch sehen die Befragten die aktuelle Lage tendenziell negativ und viel schlechter als noch vor einem Jahr.

Notorische Optimisten

In der Sach- und Unfallversicherung fiel der Optimismus für die kommende Entwicklung auf hohem Niveau leicht ab. Mit 53% der Befragten, die eine "günstige" Ertragslage voraussehen, ist die Stimmung gleichwohl fast so gut wie unter Lebensversicherern. Die Pandemie hatte die Sachversicherer 2020 mit Blick auf die aktuelle Lage in ein Stimmungstief gestürzt. Zugleich stieg der Optimismus für die Zukunft an, getreu dem Motto: Laufen die Geschäfte schlecht, kann es nur besser werden. Auch in den Jahren zuvor überwog stets die Zuversicht in der Sach- und Unfallversicherung.

Der Blick auf die Einzelsparten zeigt aber auch hier deutliche Unterschiede, wie aus der weiteren Umfrage hervorgeht. Die Haftpflicht und die private Sachversicherung erfahren positive Bewertungen, während die vom harten Preiskampf geprägte Kraftfahrtversicherung von den Branchenvertretern in Summe negativ gesehen wird.

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