WERTBERICHTIGT

Zyklisches Geschäft

Börsen-Zeitung, 1.12.2020 Zyklisch ist nicht nur das Geschäft von Bauträgern, Chemieunternehmen und Chipherstellern, sondern auch von Bankenaufsehern. Fahren sie ihre Anforderungen herauf, wenn es glatt läuft, dann haben die Banken, wenn es kriselt,...

Zyklisches Geschäft

Zyklisch ist nicht nur das Geschäft von Bauträgern, Chemieunternehmen und Chipherstellern, sondern auch von Bankenaufsehern. Fahren sie ihre Anforderungen herauf, wenn es glatt läuft, dann haben die Banken, wenn es kriselt, Puffer, die sie auflösen können – so weit die Theorie, die die Pandemie zu bestätigen scheint. Tatsächlich aber läuft es nicht immer so rund. Zyniker könnten gar meinen, es sei wenig mehr als Zufall, dass die Aufsehergemeinde just zu Beginn der Covid-19-Krise Kapitalpolster freizugeben vermag. So hatte sie mit dem Eigenkapitalakkord Basel II die Anforderungen noch heruntergefahren, bevor 2007 die Finanzkrise einsetzte. Und nicht zuletzt die Lobbyarbeit des Bankensektors hat dazu geführt, dass die sich anschließende Phase der Reregulierung, deren Ende die Kontrolleure des Baseler Ausschusses für Bankenaufsicht am Montag verkündeten, sich dank großzügiger Einführungsfristen noch bis 2028 hinzieht. Womöglich hat bis dahin schon die nächste Krise eingesetzt. Dann wären die Aufseher nicht mehr hinter, sondern schon wieder vor der Welle. bn