Studie des ZEW

Banken glänzen nicht durch Steuertransparenz

Europäische Finanzkonzerne, die zur Erstellung länderbezogener Berichte verpflichtet sind, tragen bislang wenig zur Steuertransparenz bei.

Banken glänzen nicht durch Steuertransparenz

lee Frankfurt

Europäische Finanzkonzerne, die zur Erstellung länderbezogener Berichte verpflichtet sind, tragen bislang wenig zur Steuertransparenz bei. Zu diesem Schluss kommen die Forscher des ZEW Mannheim und der Universität Mannheim in einer Untersuchung.

Untersucht wurden Angaben zufolge die sogenannten Country-by-Country-Reports für die Geschäftsjahre 2014 bis 2016. Diese müssen gemäß Eigenkapitalrichtlinie CRD IV von allen multinationalen Finanzunternehmen erstellt werden, die ihren Hauptsitz oder zumindest eine Tochtergesellschaft oder Betriebsstätte in der Europäischen Union haben. Die Berichte sollen den Steuerbehörden Zugang zur Gesamtaktivität geben, etwa zu Tochtergesellschaften, Mitarbeitern, Gewinnen oder Steuerzahlungen. Die Wissenschaftler überprüften den Inhalt, die Art der Berechnung der berichtspflichtigen Positionen sowie die zusätzlich bereitgestellten Informationen – mit zum Teil niederschmetternden Ergebnissen.

Zugeknöpfte Österreicher

So kamen etwa mit Blick auf den Inhalt die Finanzunternehmen aus den beiden bestplatzierten Ländern Großbritannien und Deutschland auf lediglich rund 41 bzw. knapp 39 von möglichen 100 Punkten. Am schlechtesten schnitten ausgerechnet die österreichischen Finanzkonzerne ab, die zum Teil über ein breites Netz von Tochtergesellschaften in Mittel- und Osteuropa verfügen. Im Schnitt kamen sie auf gut 23 von 100 Punkten, was nicht dafür spricht, dass die Unternehmen sich mit Blick auf ihre dortigen Aktivitäten gerne in die Karten schauen lassen möchten.

Vergleichsweise gut schneiden Konzerne aus Deutschland und den Niederlanden mit Blick auf die Lesbarkeit des Datenmaterials ab. Hier blieben die Berichte der untersuchten Finanzdienstleister weder an der Spitze noch am Ende des Rankings allzu weit hinter den Vorstellungen der Wissenschaftler zurück, wie gut 72 Punkte für die Berichte aus Deutschland, knapp 68 Punkte für die aus den Niederlanden und knapp 61 Punkte für die am schlechtesten platzierten Berichte aus Italien belegen – auch hier wären maximal 100 Punkte möglich gewesen.

Den Fehler suchen Professor Christoph Spengel von der Universität Mannheim und ZEW-Forscherin Verena Dutt allerdings nicht nur bei den berichtenden Finanzunternehmen, sondern auch bei den zuständigen Standardsetzern. „Das Fehlen klarer und einheitlicher Richtlinien führt zum heterogenen Meldeverhalten zwischen verschiedenen Bankgruppen und Ländern. Das erschwert die Vergleichbarkeit der Berichte und erhöht das Risiko von Fehlinterpretationen“, so Spengel. Die Forscher kommen daher zu dem Schluss, dass die Europäische Kommission Form und Inhalt der Berichte klarer definieren müsse, bevor sie die Berichtspflicht auf alle multinationalen Unternehmen ausweitet. „Eine standardisierte Vorlage liefert etwa die Mustervorlage der OECD“, unterstreicht ZEW-Forscherin Dutt.

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