Schärfere Kontrollen

Bankenaufsicht knöpft sich Sanierungspläne vor

Im Lichte der Coronakrise hat die bei der Europäischen Zentralbank (EZB) angesiedelte Bankenaufsicht angekündigt, die von den Instituten jährlich einzureichenden Sanierungspläne künftig schärfer zu kontrollieren. Die Ergebnisse der diesjährigen...

Bankenaufsicht knöpft sich Sanierungspläne vor

lee Frankfurt

Im Lichte der Coronakrise hat die bei der Europäischen Zentralbank (EZB) angesiedelte Bankenaufsicht angekündigt, die von den Instituten jährlich einzureichenden Sanierungspläne künftig schärfer zu kontrollieren. Die Ergebnisse der diesjährigen Überprüfung wollen die Aufseher im zweiten Quartal veröffentlichen, heißt es in einem am Donnerstag von der EZB veröffentlichten Newsletter.

Die Überprüfung der 2019 eingereichten Pläne förderte demnach zutage, dass diese nicht ausreichen, um im Falle einer außergewöhnlichen Krise die Wiederherstellung der Kapital- und Liquiditätsausstattung der Institute zu gewährleisten. „Die Pandemie hat uns die Bedeutung solider Sanierungspläne als Instrument des Krisenmanagements in Erinnerung gerufen“, unterstrich Kerstin af Jochnick, Mitglied des Aufsichtsrats des Einheitlichen Bankenaufsichtsmechanismus. Eine durch vergleichbare Ereignisse ausgelöste systemische Krise könne den Handlungsspielraum der Banken, sich aus einer individuellen Schieflage zu befreien, begrenzen. Diesem Umstand trügen die Sanierungspläne nicht ausreichend Rechnung.

Deutlich werde das vor allem bei der Wiederherstellung der Kapitalausstattung. So hätten es sich die von der EZB beaufsichtigten Institute laut ihren Sanierungsplänen zugetraut, ihre Kernkapitalquoten (CET1) im Krisenfall innerhalb eines Jahres um mindestens 3, im besten Fall sogar um 6 Prozentpunkte zu verbessern, indem sie Geschäftsteile veräußern und frisches Kapital aufnehmen. Fehlten für beides die Investoren, würden sich die Kapitalquoten der Banken nach Berechnungen der EZB innerhalb eines Jahres bestenfalls um lediglich zweieinhalb Prozentpunkte verbessern.

Auch die Pläne zur Wiederherstellung der Liquiditätsausstattung wiesen Schwächen auf. Zudem kritisieren die Aufseher, dass einige der Indikatoren, an denen die Banken ihren finanziellen Zustand ablesen, offenbar ungeeignet sind, um pandemiebedingten Stress rechtzeitig anzuzeigen. So hätten Ende August 2020 nur 28 % der von ihr beaufsichtigten Institute gemeldet, dass wichtige makroökonomische Kennziffern gerissen wurden – obwohl bereits im Juli ein historischer Einbruch der Wirtschaftsleistung der EU prognostiziert worden war.