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Deutsche Bank schreibt schwarz – Commerzbank vor radikalem Umbau

Knapp zwei Jahre nach dem Ende der Fusionsgespräche der beiden privaten Großbanken hat die eine die Ergebniswende geschafft und die andere einen tiefgreifenden Restrukturierungsprozess eingeläutet. Wie die Deutsche Bank am Donnerstag bekannt gab,...

Deutsche Bank schreibt schwarz – Commerzbank vor radikalem Umbau

bn/lee Frankfurt

Knapp zwei Jahre nach dem Ende der Fusionsgespräche der beiden privaten Großbanken hat die eine die Ergebniswende geschafft und die andere einen tiefgreifenden Restrukturierungsprozess eingeläutet. Wie die Deutsche Bank am Donnerstag bekannt gab, hat sie das abgelaufene Geschäftsjahr mit einem vorläufigen Vorsteuergewinn von gut 1 Mrd. Euro abgeschlossen. Es ist das erste Mal seit fünf Jahren, dass die Gesellschaft für das vorangegangene Geschäftsjahr schwarze Zahlen ausweist. Nach einem, wie er sagte, „wirklich sehr guten Start ins neue Jahr“ blickt Konzernchef Christian Sewing zuversichtlich in die Zukunft: „Wir streben natürlich für 2021 einen Gewinn an“, sagte er bei der virtuellen Präsentation der Ergebnisse. Auch stellte das Institut, das seine Aktionäre in diesem Jahr leer ausgehen lässt, für das kommende Jahr eine Dividende in Aussicht.

Neben einer florierenden Investmentbank haben entfallene Einmalbelastungen, Kostenkürzungen so­wie eine milliardenschwere Verringerung der Steuerlast dem Institut 2020 zu einem Nachsteuergewinn von 624 Mill. Euro verholfen nach einem Nettoverlust von knapp 5,3 Mrd. Euro im Jahr davor. Erwartet worden war im Markt ein Gewinn von nur 245 Mill. Euro. In Erwartung nachgebender Erträge in der pandemiebedingt boomenden Investmentbank hat das Management den übrigen operativen Sparten Unternehmensbank, Privatkundenbank und Asset Management Ziele fürs Ertragswachstum vorgegeben.

Der Commerzbank steht der Gang durch das Tal der Tränen indes erst bevor. Wie das Institut bereits am späten Mittwochabend bekannt ge­geben hatte, rechnet es nach vorläufigen Zahlen damit, das Jahr 2020 mit einem Konzernverlust von 2,9 Mrd. Euro abzuschließen. Im Vorjahr hatte es noch einen Konzerngewinn von 585 Mill. Euro ausgewiesen. Es ist der höchste Verlust des Instituts seit der Finanzkrise.

Neben bereits Anfang Januar angekündigten Goodwill-Abschreibungen in Höhe von 1,5 Mrd. Euro belasteten auch Aufwendungen für die am Mittwoch beschlossene Restrukturierung des Instituts in Höhe von 800 Mill. Euro das Ergebnis. Auch operativ rutschte die Commerzbank den Angaben zufolge ins Minus. Der operative Verlust von 233 Mill. Euro spiegele die Belastungen der Corona-Pandemie deutlich wider, hieß es in der Mitteilung. 2019 hatte die Commerzbank noch einen operativen Gewinn von knapp 1,3 Mrd. Euro ausgewiesen.

Um die materielle Eigenkapitalrendite auf rund 7% im Jahr 2024 zu hieven, plant die Bank massive Einschnitte. So soll in den kommenden Jahren jede dritte Vollzeitstelle in Deutschland gestrichen werden. Um dies einigermaßen sozialverträglich umzusetzen, prüft das Institut nach Informationen der Börsen-Zeitung die Möglichkeit, eine von der Bundesagentur für Arbeit geförderte Transfergesellschaft zu gründen. Während im Privatkundengeschäft die Zahl der Filialen drastisch sinken soll, sind auch im Firmenkundengeschäft herbe Einschnitte geplant. Aktien beider Banken schlossen leichter.

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