Indexfonds

Die bunte Welt der ETFs

Das Angebot an ETFs wächst stetig. Anleger haben daher mit den börsennotierten Indexfonds eine Vielzahl an Möglichkeiten. Sie müssen aber genau hinschauen, in was sie investieren.

Die bunte Welt der ETFs

Werner Rüppel

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Only the sky is the limit – dies ist offensichtlich das Motto für börsennotierte Indexfonds, die Exchange Traded Funds, kurz ETFs. Denn diese Aldi-Fonds haben in den vergangenen Jahren nicht allein in Amerika, sondern auch in Europa ein phänomenales Wachstum hingelegt. Und dies auf dem alten Kontinent alles in der Hülle des Ucits-Fonds. So ist denn die Zahl der Ucits-ETFs von 278 im Jahr 2006 über 1 098 im Jahr 2010 bis auf zuletzt 1 976 gestiegen, stellt das Analysehaus ETFGI fest. Noch viel stärker ist die Summe der in Ucits-Fonds angelegten Gelder gestiegen: Von 94 Mrd. Dollar im Jahr 2006 über 281 Mrd. Dollar im Jahr 2010 bis auf inzwischen rund 1,4 Bill. Dollar.

Ein Grund für den Erfolg der ETFs ist sicherlich, dass sie transparent und gemessen an den laufenden Gebühren außerordentlich preiswert sind. Auch fällt beim Fondsmantel ein Emittentenrisiko wie bei Zertifikaten weg. Vor allem hat aber auch die ETF-Industrie in den vergangenen Jahren für Investoren ein breites Angebot geschaffen. Es ist quasi eine bunte Welt der ETFs entstanden, die neben Aktien- auch Anleiheprodukte oder Themenvehikel sowie besonders nachhaltige Produkte umfasst. Es gibt sogar ETFs, um in einem bestimmten Markt short zu gehen. Simon Klein, einer der Protagnisten der passiven Revolution und Global Head of Passive Sales bei der DWS, deren ETF-Marke Xtrackers stetig wächst, bringt es auf den Punkt: „Wie in einem Supermarkt können Kunden bei Xtrackers gute und preisgünstige ETFs auswählen. Wir bieten eine immer größere Palette von börsennotierten Indexfonds an.“ Das machen andere Anbieter wie Marktführer Blackrock mit seiner Tochter iShares, Amundi, UBS oder Vanguard natürlich auch. Und alle ETF-Emittenten wollen auch den am besten geeigneten Index von einem enstprechenden Anbieter abbilden. Hinzu kommt noch ein scharfer Preiswettbewerb, so dass die ohnehin niedrigen laufenden Kosten für ETFs noch weiter fallen dürften.

Nun beleben auch eine wachsende Zahl etablierter Fondsadressen wie Fidelity oder Franklin Templeton sowie etliche Boutiquen wie Van Eck oder Wisdom Tree den Wachstumsmarkt für ETFs. Für den Anleger wird es dadurch aber nicht einfacher. Er droht von einem allzu breiten Angebot erschlagen zu werden. Mithin mag er sich auch allein gelassen fühlen wie in einem großen Supermarkt.

Beim ersten Besuch in der DDR staunten weiland die Besucher aus dem Westen: Als Mittagstisch gab es in einem Lokal nur Schnitzel mit Pommes oder Schnitzel mit Kartoffeln. Soll heißen: Bei einer begrenzten Auswahl fällt die Entscheidung natürlich einfacher. Aber besser ist es doch, mehr Möglichkeiten zu haben. Nur gilt es dann diese genau zu prüfen.

Um in der bunten Welt der ETFs Orientierung zu finden, bieten sich für den Investor, für den privaten wie den institutionellen, zwei Möglichkeiten. Er kann zum einen als Selbstentscheider seine Investmentziele, seine Risikobereitschaft und seinen Anlagehorizont abklären und sich genau über die angebotenen Produkte informieren. Dabei muss frau oder man sich natürlich nicht über jedes Produkt informieren, dazu gibt es auch einfach zu viele ETFs. Aber jeder Anleger sollte zumindest das Produkt, in das er investiert, genau kennen. Zur Orientierung hilft dabei, dass Fonds und ETFs nur eine Hülle sind. Sicher, ETFs sind transparent und preiswert. Wichtig ist aber, was in der Hülle steckt. Sind es hoch bewertete, vielleicht zu hoch bewertete Wachstumsaktien, bewährte Dividendenaristokraten, oder eben kurz laufende Staatsanleihen aus der Eurozone mit einem völlig anderen Risikoprofil? Und natürlich mindert eine breite Streuung das Risiko eines Investments, doch wird das Risiko (und auch die Chance) einer Anlage bekanntermaßen maßgeblich über die gewählte Assetklasse definiert. Das sind die Basics, die es zu beachten gilt.

Zum anderen stellt die bunte Welt der ETFs für Berater, insbesondere für Honorarberater, eine große Gelegenheit dar. Denn sie können, wenn sie gut informiert sind, weniger mit dem Kapitalmarkt vertrauten Anlegern Orientierung geben. Sie können Risikoprofile abfragen und danach passende Produkte aussuchen. Zudem können sie Investoren auf die erheblichen Risiken mancher sehr spezieller ETFs hinweisen und vor extrapolativen Erwartungen warnen. Denn noch immer kaufen viele Anleger am liebsten die Aktien, Fonds oder ETFs, die zuletzt stark gestiegen und von der Bewertung her teuer sind. Und die jüngeren Anleger sind ohnehin ob ihres Alters Kinder der Hausse. Wer hingegen den Neuen Markt, das Platzen der Dotcom-Blase sowie die Lehman-Insolvenz nebst ihren Folgen erlebt hat, weiß, welche Risiken am Kapitalmarkt drohen.

Sparpläne im Trend

Bei entsprechender Risikobereitschaft und einem längerfristigen Zeithorizont sind zum Beispiel breit gestreute, über einen Sparplan getätigte Investments in den Weltaktienmarkt sinnvoll. Zumindest haben sich solche Investments in der Vergangenheit meist gelohnt. „Unser beliebtestes Produkt ist der Vanguard FTSE All-World Ucits ETF“, sagt zum Beispiel Sebastian Külps, Head of Germany & Northern Europe bei Vanguard. „Dies spiegelt unserer Ansicht nach den Wunsch vieler Anleger, möglichst breit diversifiziert in die Weltwirtschaft zu investieren und damit das Risiko so breit wie möglich zu streuen – ein entscheidendes Grundprinzip der langfristigen Geldanlage und im aktuellen Umfeld volatiler Märkte ein absolutes Muss.“ Auf der Anleiheseite verweist Külps auf Vanguard-ETFs, die Staatstanleihen der Eurozone sowie globale Bonds abbilden. Beide Produkte würden niedrige Tracking Errors und niedrige Kosten aufweisen. „Vanguard ist kein Trend-Investor, das heißt, wir bieten keine ETFs an, die kurzfristigen Trends hinterherjagen“, betont Külps. Wichtig seien langfristige Trends wie Nachhaltigkeit und auch Multi-Asset-Strategien. Dazu habe Vanguard eine eigene LifeStrategy-Reihe im Angebot, die auch in den USA sehr populär sei.

„Außerdem sind Fondssparpläne im Trend“, führt Külps aus. „Das Geschäft mit Privatanlegern legt deutlich zu und immer mehr nutzen regelmäßige ETF-Sparpläne“, sagt auch Klein von DWS Xtrackers. Inzwischen sind sich junge Menschen zunehmend darüber bewusst, dass die staatliche Rentenversicherung nicht genügen dürfte, sondern dass sie auch selbst vorsorgen müssen, um im Alter auskömmlich leben zu können. Und ETFs profitieren bei langfristigen Sparvorgängen von ihren niedrigen Gebühren. Die Zahl der ETF-Sparpläne in Deutschland ist in den vergangenen Jahren jedenfalls massiv gestiegen und dürfte auch weiter zulegen.

Bei ETFs gibt es darüber hinaus einige Gelegenheiten. Ein Reichmacher war über viele Jahre der MDax, der auch den Dax langfristig deutlich geschlagen hat. Zuletzt hat der MDax aber einen deutlichen Rückschlag erlitten, was bei Mid-Cap-Indizes wiederholt vorkommt. Bessert sich das Börsenumfeld für deutsche Aktien allerdings wieder, dürfte auch der MDax erneut deutlich zulegen.

Auch einem lang anhaltenden hohen Anstieg der Inflation lässt sich über börsengehandelte Indexfonds begegnen, wie über Produkte auf Inflation Linker. Auch vom Anstieg von Öl- oder Gasaktien können Investoren über entsprechende Produkte profitieren. Die Auswahl ist groß in der bunten Welt der ETFs, entscheiden muss aber jeder Investor selbst.