Umfrage zur MaRisk

Banken kritisieren unklare ESG-Kreditregeln

Eine Studie zur Berücksichtigung von ESG-Risiken bei Krediten zeigt Schwachpunkte. Banken bemängeln unklare Vorgaben und hohe Aufwände.

Banken kritisieren unklare ESG-Kreditregeln

Banken kritisieren unklare ESG-Kreditregeln

Studie zu Nachhaltigkeit im Firmenkundengeschäft – Kaum Einfluss auf Konditionen

wbr Frankfurt

Zwei von drei Banken in Deutschland bemängeln, dass die Aufsicht zu ESG-Risiken bei Firmenkundenkrediten keine verständlichen Vorgaben mache. Durch diese Unklarheiten steige der Aufwand unnötig. Das ist ein Ergebnis einer Studie zur Berücksichtigung von ESG-Kriterien im Kreditprozess für Firmenkunden der Beratungsgesellschaft PPI und der Fachhochschule Münster.

Anforderungen zur Berücksichtigung von ESG-Risiken im Kreditgeschäft mit Firmenkunden werden von 65% der befragten Institute als zu hoch bewertet. Damit stünden Aufwand und Nutzen nicht mehr in einem ökonomisch angemessenen Verhältnis. Zudem seien die Vorgaben in ihren Folgen für das Geschäft faktisch wirkungslos. Befragt wurden 55 deutsche Kreditinstitute, darunter zehn Großbanken, die als „Significant Institution“ (SI) direkt von der Europäischen Zentralbank beaufsichtigt werden.

Die Regulierung schreibt vor, dass Banken und Sparkassen ESG-Risiken einbeziehen müssen, wenn sie Kredite an Firmenkunden vergeben. Das schreiben die Mindestanforderungen an das Risikomanagement (MaRisk) der BaFin seit der 7. Novelle verbindlich vor. Die neue MaRisk gilt ab Anfang 2024.

Wenig Einfluss auf Kreditkonditionen

Zwar haben die Häuser Fortschritte bei der Auswahl und Implementierung der Methoden gemacht, wie die Studie hervorhebt. Ein Einfluss auf Konditionen oder die Ablehnung einer Finanzierung angesichts eines schwachen ESG-Scores sei allerdings selten. 71% der Institute erklären, dass sich durch die ESG-Maßnahmen am Pricing für einen Kredit nichts verändert habe – obgleich 100% die Vorgaben einhalten müssen. „Die Ermittlung von Kreditkonditionen kann bereits ohne den Einbezug von ESG-Kriterien sehr komplex sein“, sagt PPI-Manager Thomas Paulat. „Wenn dann noch ESG-Aspekte dazukommen, die oft schwer zu beziffern sind, schreckt das viele ab.“

Aktuell berücksichtigen 62% der Institute ESG-Kriterien bei der Entscheidung, ob sie einen Kredit vergeben wollen. Auch hier gelten die Regeln für alle Häuser. „Inwiefern die Aufsicht die Nichtberücksichtigung – immerhin bei fast vier von zehn Banken und Sparkassen – als Verstoß gegen die MaRisk beanstanden wird, bleibt abzuwarten“, sagt Paulat. Fast alle der befragten Banken planten aber, daran etwas zu ändern. Bei der laufenden Kreditüberwachung haben 29% Maßnahmen ergriffen, um ESG-Kriterien zu berücksichtigen.

ESG-Score weniger wichtig

Der Nutzen von ESG-Daten im Kreditgeschäft ist umstritten. 73% der befragten Banken und Sparkassen geben an, dass ein positiver ESG-Score allein keine Verbesserung der Kreditwürdigkeit des Antragstellers bewirke. „Eine Strategie, die darauf abzielt, durch grüne Projekte die eigene Kreditwürdigkeit zu verbessern, zahlt sich demnach selten aus“, saht Christian Tallau von der FH Münster.

Die Umfrage zeigt erneut, dass unter den ESG-Komponenten Umweltaspekte die entscheidende Rolle spielen. 98% der Institute bezeichnen Umweltaspekte als relevant oder sehr relevant. Danach folgen soziale Faktoren mit 63% und Governance-Kriterien mit 60%.

ESG-Kriterien seien aber mitunter in der Vergangenheit im Rahmen der Bonitätsprüfung schon länger als Risikofaktoren berücksichtigt worden, erklärt Tallau. Es sei noch zu früh, Nutzen und Aufwand der ESG-Kriterien nach MaRisk bei der Kreditvergabe zu bewerten.

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