Die deutschen Privatbanken haben Vorschläge für ein eigenständiges, prinzipiengeleitetes Rahmenwerk erarbeitet, wie Übergangsaktivitäten von Unternehmen in der EU besser finanziert werden können (Transition Finance). "Um Klimaschutz wirklich voranzutreiben, müssen alle Sektoren der Wirtschaft grüner werden", heißt es in einem vom Bundesverband deutscher Banken (BdB) veröffentlichten Positionspapier. Allerdings reiche der alleinige Fokus auf "dunkelgrüne Finanzierung" nicht aus, um die EU-Klimaziele zu erreichen. Dies gilt nach Einschätzung des Bankenverbands insbesondere für energieintensive Sektoren wie Stahl, Zement oder Aluminium.

Auch der schon bestehende Taxonomie-Rahmen sei unzureichend, um die Finanzierung der grünen Transformation zu gewährleisten, hieß es. Dies liege am binären Charakter der EU-Taxonomie mit der Aufteilung in "grün" und "nicht grün", an der unvollständigen Erfassung von Wirtschaftsaktivitäten und der restriktiven Definition von Übergangsaktivitäten. Mit Hilfe eigenständiger Transition-Finance-Regeln bekämen die Unternehmen dem Positionspapier zufolge "eine Orientierung, wo sie auf dem Weg der Transformation stehen". Damit könnten sie auch motiviert werden, nachhaltiger zu werden, indem sie ihre Geschäftsmodelle sektorabhängig darauf ausrichten.

Dem Modell des Bankenverbands zufolge sollte der Anwendungsbereich eines möglichen Transition-Finance-Regelwerks daher über die EU-Taxonomie hinausgehen und speziell die Transitionsbemühungen auf Unternehmensebene in den Fokus nehmen. Die Unternehmen wiederum sollten ihre Bemühungen in "Transitionsplänen" dokumentieren und sie mit bestimmten Benchmarks abgleichen können, zum Beispiel an wissenschaftsbasierten sektoralen, globalen Übergangspfaden, die von der Politik zusammen mit der Industrie entwickelt würden. Unternehmen sollten jährlich über ihre Transitionspläne berichten. Bei den Banken sollte Transition Finance nach Ansicht des Verbands allerdings nicht Teil der obligatorischen Meldepflichten werden, um einen zusätzlichen bürokratischen Aufwand zu vermeiden.

Die EU-Kommission schätzt, dass jährlich zusätzliche Investitionen von gut 620 Mrd. Euro in Europa nötig sind, um die Ziele des Grünen Deals und von RePowerEU zu erreichen. Zur Umsetzung der sogenannten Netto-null-Industrie-Verordnung sind demnach bis 2030 Investitionen in Höhe von 92 Mrd. Euro im Jahr erforderlich. Die Brüsseler Behörde hatte im Juni bereits Empfehlungen veröffentlicht, wie die Finanzierung für die Umstellung auf eine nachhaltige Wirtschaft vereinfacht werden könne.

Der BdB bewertete diese nun als einen "nützlichen ersten Schritt", der jedoch durch zusätzliche Leitlinien – etwa für sektorale Übergangspfade – ergänzt werden müsse. Es bleibe zudem abzuwarten, wie die Empfehlung von den Marktteilnehmern aufgenommen werde und ob sie in der Praxis ausreichend sei, hieß es.

Bei Transition Finance gehe es darum, eine stärkere Dynamik hin zu mehr Nachhaltigkeit zu entwickeln. Den Autoren des Positionspapiers zufolge steht damit der Ansatz eines eigenständigen Transition-Finance-Modells im Gegensatz zu der statischen Bewertung von Nachhaltigkeit – wie sie etwa durch die EU-Taxonomie vorgenommen werde.

Ein möglicher neuer EU-Rahmen für die Übergangsfinanzierung sollte dem Bundesverband deutscher Banken zufolge auf einer freiwilligen Reihe von Grundsätzen beruhen, die wissenschaftlich fundiert, benutzerfreundlich und ganzheitlich sind. Pauschale Ansätze lehnt der Verband dabei ab: Ein neuer Rahmen solle maßgeschneiderte Ansätze ermöglichen, da Unternehmen je nach Branche, Größe und Standort auch unterschiedliche Ansätze wählten, um die Klimaneutralität zu erreichen.