Nachhaltigkeit in PersonEva Meyer

ESG-Chefin hält Green Asset Ratio für wenig hilfreich

Eva Meyer von der BNP hat eine gewisse ESG-Müdigkeit ausgemacht. Das bremst sie nicht in ihrem Elan als Nachhaltigkeits-Chefin der BNP in Deutschland.

ESG-Chefin hält Green Asset Ratio für wenig hilfreich

ESG-Chefin hält wenig von Green Asset Ratio

wbr Frankfurt

Als gestandene Firmenkundenbankerin reichten Eva Meyer die Zahlen der Finanzanalyse irgendwann nicht mehr. Vor rund zehn Jahren ergaben sich so die ersten Berührungspunkte mit ESG. „Damals haben wir angefangen, im Kreditgeschäft nachhaltige Kriterien zu berücksichtigen. BNP Paribas hatte als eine der großen internationalen Banken beispielsweise schon früh eine Kohle-Policy“, erinnert sich Meyer, die 2014 zur deutschen Einheit der französischen Großbank stieß.

Start im Firmenkundengeschäft

Meyer (Jahrgang 1985) kam seinerzeit von der Commerzbank und war bei der BNP zuletzt als Senior Relationship Manager für die Betreuung von Unternehmenskunden zuständig – bis sie sich ganz darauf besann, sich grünen Themen im Bankgeschäft zu widmen.

Ihr Lebenslauf deutete nicht darauf hin, sie hat eine duale Ausbildung an der Hochschule Baden-Württemberg gemacht und ist Diplom-Betriebswirtin. Zu Commerzbank-Zeiten folgte der Master an der FOM Hochschule für Ökonomie & Management.

"ESG ist spannend"

Seit drei Jahren ist Meyer die ESG-Chefin der BNP in Frankfurt. Ihr 13-köpfiges Sustainable Business Team ist als Center of Expertise für alle Geschäftseinheiten der Gruppe sowohl intern als auch bei der Beratung der Kunden zuständig. Meyer steuert damit auch die Nachhaltigkeitsstrategie der Bank in Deutschland.

„ESG und Nachhaltigkeit sind spannend, weil sie strategische Themen sind“, sagt Meyer. Die Nachhaltigkeitsanalyse habe das Bankgeschäft um einen wichtigen Baustein bereichert. „Nachhaltigkeit sollte heute normaler Bestandteil des Geschäfts sein. Wir müssen davon wegkommen, das Thema losgelöst vom Kerngeschäft zu betrachten.“ Um bei ESG voranzukommen, müssen dicke Bretter gebohrt werden. Gerade bei der Transition sei viel zu tun.

„Man kann die größte Wirkung erzielen, wenn man Unternehmen aus der Realwirtschaft dahin bringt, nachhaltig zu werden. Niemand gewinnt etwas, wenn man sich ausschließlich auf die grüne Taxonomie fixiert.“

Green Asset Ratio wenig hilfreich

Ohne Regulierung geht ESG nicht, doch nicht alles sei gut. „Wenig hilfreich ist die neue Green Asset Ratio (GAR), die Banken berichten müssen. Das Konzept ist sehr statisch, und es bildet die Transformation nicht ab“, sagt Meyer. Wegen des engen Zuschnitts sei die Aussagekraft eher gering, und deshalb würden auch Investoren kaum auf die GAR achten.

"Das globale Rad drehen"

Regulierung kann aus Sicht von Meyer kontraproduktiv sein. „Es gibt eine gewisse ESG-Müdigkeit“, hört sie von Ansprechpartnern im Markt gelegentlich. Das habe vor allem mit der Komplexität zu tun. „Das sollte uns aber nicht davon abhalten, das Thema weiter voranzutreiben. Ziel sollte sein, bei ESG das globale Rad zu drehen.“ In diesem Zusammenhang setzt Meyer viel Hoffnung auf den International Sustainability Standards Board (ISSB) und andere internationale Standards.

Von Wolf Brandes, Frankfurt

Eva Meyer leitet seit drei Jahren als Chief Sustainability Officer die ESG-Aktivitäten der BNP Paribas in Deutschland. Meyer startete ihre Karriere 2005 bei der Commerzbank und kam 2014 zur BNP Paribas.

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