Staatsfonds zur Finanzierung der deutschen Atomendlager

Kenfo meidet fossile Investitionen nicht

Von Atomenergie zu Kohle und Gas? Ausgerechnet der für seine Nachhaltigkeitsstrategie gerühmte Staatsfonds Kenfo ist in Konzernen investiert, die mit fossilen Energieträgern Geld verdienen.

Kenfo meidet fossile Investitionen nicht

Kohle- und Gasaktien in
Kenfo-Staatsfonds gefunden

wbr Frankfurt

Die Umweltschutzorganisationen Urgewald und Fossil Free haben den deutschen Staatsfonds Kenfo scharf angegriffen. Das Vermögen zur Finanzierung der deutschen Atommülllager sei zum Teil in fossile Unternehmen investiert. Der Fonds mit einem Volumen von 22 Mrd. Euro habe per Ende 2022 rund 771 Mill. Euro in Aktien und Anleihen von 107 fossilen Unternehmen angelegt, die in einschlägigen Listen aufgeführt seien.

Den weitaus größten Anteil würden Investitionen in 98 Öl- und Gasunternehmen ausmachen, darunter Total Energies, Shell oder BP. „Alle gefundenen Öl- und Gasunternehmen wollen ihre fossilen Geschäfte ausbauen und gefährden damit die Pariser Klimaziele durch die Erschließung neuer Öl- und Gasfelder sowie den Bau von Pipelines, LNG-Terminals oder Gaskraftwerken“, schreibt Urgewald in einer Mitteilung.

"Politisches Versagen"

Die Organisationen monieren, dass der Kenfo sich einer grünen Anlagestrategie rühme und Mitglied in der von den Vereinten Nationen gegründeten Net Zero Asset Owner Alliance (NZAOA) sei. „Wenn staatliche Stellen die Klimaschäden der Fossilindustrie ignorieren und durch Finanzgeschäfte auch noch anfeuern, ist das ein politisches Versagen“, sagt Mathias von Gemmingen von Fossil Free.

Fonds braucht Rendite

Kenfo teilte mit, dass man die Nachhaltigkeitsgrundsätze konsequent umsetze. Gleichzeitig sei man verpflichtet, den Stiftungsauftrag zu erfüllen und die Finanzierung der Kosten für die sichere Entsorgung radioaktiver Abfälle bis Ende dieses Jahrhunderts sicherzustellen. Hierzu müsse man die notwendige Rendite erwirtschaften. Zudem habe sich der Kenfo zu einem klimaneutralen Anlageportfolio verpflichtet. Hierbei sei man auf einem guten Weg.

Der Staatsfonds räumt ein, dass man Investitionen in Unternehmen, deren Geschäftsmodell noch auf fossilen Energiequellen basiert, tätige. Allerdings sei das Portfolio aufgrund seines Nachhaltigkeitsansatzes im Vergleich zum Markt hier deutlich untergewichtet: Ende 2023 machten Investitionen in Papiere im Öl-, Gas- und Kohlesektor rund 3% des Kenfo aus im Vergleich zu rd. 6% in den großen globalen Indizes.

NGO Urgewald kritisiert Anlagepolitik von Atomfonds

wbr Frankfurt
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