Nachhaltigkeitsberichterstattung

Führungskräfte sehen Wissenslücken bei ESG

In einigen ESG-Bereichen mangelt es in Unternehmen an Expertise, sagen deutsche Führungskräfte. Das Problem ist ihnen stärker präsent als den Managementteams im Ausland.

Führungskräfte sehen Wissenslücken bei ESG

Führungskräfte sehen Wissenslücken bei ESG

Mangelnde Inhouse-Expertise bei Nachhaltigkeitsberichterstattung – Menschenrechte rücken in den Fokus

sar Frankfurt

Der Anteil der deutschen Unternehmen, die einen Nachhaltigkeitsbericht erstellen, ist in Deutschland zuletzt deutlich gestiegen. Das ist ein Ergebnis des C-Suite-Barometer 2024 der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft Mazars, für das weltweit 800 C-Level-Führungskräfte aus 30 Ländern befragt wurden, davon 52 aus Deutschland.

Ein Treiber dürften die steigenden regulatorischen Anforderungen sein, etwa durch die Corporate Sustainability Reporting Directive. Während 2023 erst 15% der teilnehmenden deutschen Unternehmen über Nachhaltigkeit berichteten, waren es zuletzt 75%. Allerdings hatten 2023 78% angegeben, in den folgenden zwölf Monaten einen Nachhaltigkeitsbericht vorlegen zu wollen (2024: 17%).

Datenlage herausfordernd

Dabei zählen 28% die Datenqualität und -verfügbarkeit zu den beiden größten Herausforderungen bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung, weltweit kämpfen sogar 37% mit der Datenlage. Jeweils rund einem Drittel der deutschen Manager fällt es schwer, die einzubeziehenden Daten für die Berichte auszuwählen und die interne Kapazität und Expertise für die Berichterstattung vorzuhalten.

Wissenslücken im ESG-Bereich stufen die Führungskräfte in Deutschland als deutlich gravierender ein als die internationalen Kollegen: So beklagen weltweit 37% der Befragten mangelnde Inhouse-Expertise bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung, in Deutschland sehen dies 44%. In den Bereichen Diversität und Inklusion sowie Governance beklagt sogar jede zweite Führungskraft aus Deutschland mangelndes Wissen.

Unter den ESG-Aspekten hat das Thema Menschenrechte an Sichtbarkeit gewonnen. Es rücke auf der Vorstandsagenda nach oben und werde auch stärker mit Budgets bedacht, kommentiert Chris Fuggle, Global Head of Sustainability Services bei Mazars, im Report. Viele Unternehmen hätten zwar die Arbeitsbedingungen ihrer eigenen Beschäftigten im Blick, es sei jedoch deutlich schwieriger, die Arbeitsbedingungen von Beschäftigten entlang der Lieferkette in vollem Umfang einzubeziehen.

Bei der stärkeren Beschäftigung mit dem Thema werden aber anscheinend auch Wissenslücken deutlich: 37% der internationalen Führungskräfte beklagen mangelnde Expertise im Bereich Menschenrechte, in der vorangegangenen Befragung waren es nur 27%.

Talente dringend gesucht

Fast jede dritte deutsche Führungskraft zählt das Erstellen oder Überarbeiten der Nachhaltigkeitsstrategie zudem zu ihren drei Top-Prioritäten für die kommenden drei bis fünf Jahre. An erster Stelle steht die Transformation der Firmen-IT (33%). Dabei sind die Manager in Deutschland auffallend stark davon überzeugt, dass die künstliche Intelligenz in ihrer Organisation Jobs ersetzen wird: In Deutschland glauben dies 63% der Teilnehmer, weltweit waren es nur 49%.

Einigen Führungskräften käme es womöglich ganz gelegen, wenn weniger Arbeitskräfte benötigt würden. Die Manager in Deutschland leiden überproportional unter dem Fachkräftemangel. Er ist für 54% der Führungskräfte in Deutschland ein Problem, weltweit berichten immerhin noch 44% der Teilnehmer über Schwierigkeiten bei der Talentgewinnung. Die größte Herausforderung sehen die deutschen Firmenlenker darin, überhaupt erst einmal Bewerbungen von geeigneten Kandidaten zu erhalten (44%), sowie in der generellen Knappheit von Fachkräften am Markt (42%).

Insgesamt blicken die Führungskräfte in Deutschland zuversichtlich auf das Jahr: Der durchschnittliche Prozentsatz der Befragten, die „sehr zuversichtlich“ sind, ist im Vergleich zum Vorjahr von 30 auf 42% gestiegen. Neun von zehn Befragten gehen für 2024 von einem Umsatzwachstum aus, das 63% organisch erreichen wollen.

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