„Durch Handeln gewinnt ESG an Glaubwürdigkeit“
„Haltung muss Handlungen nach sich ziehen“
wbr Frankfurt
Von der Marktseite ins Zentrum der strategischen Nachhaltigkeit – der Karriereweg von Patricia Posch ist nicht nur ein Musterbeispiel für interne Entwicklung, sondern auch für die Transformation eines Berufsbilds. Seit dem 1. Juni 2023 ist die 34-Jährige Chief Sustainability Officer (CSO) der BayernLB. Damit tritt sie die Nachfolge von Franz Dohnal an, der das Nachhaltigkeitsressort in den vergangenen Jahren aufgebaut hatte.
Ihre Geschichte bei der BayernLB beginnt 2010. Damals kommt die gebürtige Münchnerin als duale Studentin in die Bank, entscheidet sich für Banking & Finance an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg. Später folgt ein MBA an der FOM Hochschule für Oekonomie & Management. Sie durchläuft verschiedene Stationen im Firmenkundengeschäft und wird zur Expertin für Corporate Banking.
Auf der Marktseite gestartet
„Ich bin auf der Marktseite gestartet und habe dann eine tiefe Faszination für ein Thema entwickelt, das strategischer kaum sein könnte: Nachhaltigkeit“, sagt Posch. Den Wandel ermöglicht ihr eine Rolle mit Weitblick: Als Executive Assistant des Vorstandsvorsitzenden bekommt sie Einblick in die gesamte Wertschöpfungskette der Bank. Gleichzeitig nimmt Nachhaltigkeit im Unternehmen deutlich an Fahrt auf.
Früh wird klar: Posch ist nicht nur fachlich versiert, sondern auch konzeptionell stark. Als 2020 eine neue Stabsabteilung für Nachhaltigkeit direkt im CEO-Ressort entsteht, gehört sie zum Gründungsteam. Sie gestaltet die Nachhaltigkeitsstrategie der Bank mit, entwickelt Programme, formuliert Selbstverpflichtungen. Dabei erlebt sie, wie dynamisch das Feld ist: „Nachhaltigkeit ist ein Thema, das sich ständig weiterentwickelt – kaum ein Jahr vergeht ohne neue Impulse oder Perspektiven.“
Schritt zur Professionalisierung
Wo damals noch Spielräume sind, wird das Feld heute zunehmend enger geregelt. Die wachsende ESG-Regulatorik – von der EU-Taxonomie bis zur CSRD – sieht sie als notwendigen Schritt zur Professionalisierung.
Besonders wichtig ist ihr das Thema Reputationsrisikomanagement. Hier geht es um Grundsatzfragen: „Unsere Finanzierungsentscheidungen definieren sich nicht nur durch das, was wir ermöglichen – sondern ebenso durch das, was wir bewusst ausschließen.“ ESG-Risiken – ob ökologischer oder sozialer Natur – werden engmaschig geprüft. Die zugrunde liegenden Leitplanken wurden von ihr und ihrem Team erarbeitet.
Klare Spielregeln für nachhaltige Kredite
Trotz regulatorischer Herausforderungen verliert Posch den Markt nie aus dem Blick. „Wir waren eine der ersten Banken mit einem Sustainable Lending Framework und haben damit klare Spielregeln für nachhaltige Kredite geschaffen.“ Doch der Absatz stockt. „Wir haben frühzeitig die Grundlagen für ESG-Produkte geschaffen – aktuell beobachten wir jedoch eine rückläufige Nachfrage.“ Gründe dafür liegen in der konjunkturellen und geopolitischen Unsicherheit – und in einer Ermüdung am Markt.
ESG ist kein Etikett
Gerade jetzt sei es wichtig, Nachhaltigkeit nicht nur als Pflichtübung zu begreifen, sondern als strategische Chance. „Haltung ist wichtig – doch erst durch konsequentes Handeln gewinnt ESG an Substanz und Glaubwürdigkeit.“ Mit ihrer Expertise in Nachhaltigkeit, ihrer Marktkenntnis und ihrem Verständnis für unternehmerische Gesamtzusammenhänge sieht sie sich gut gerüstet – auch für die nächste Phase der ESG-Transformation.