Energiewende

Hype um Wärmepumpen kühlt ab

Die gute Nachricht zuerst: Der Absatz von Wärmepumpen wird in Europa bis 2030 weiter steigen. Doch die Investmentbank Jefferies hat erhebliche Abwärtsrisiken für die Nachfrage ausgemacht. Der Markt könnte kleiner sein als gedacht.

Hype um Wärmepumpen kühlt ab

Hype um Wärmepumpen kühlt ab

Jefferies macht in Europa erhebliche Abwärtsrisiken bei der Nachfrage aus – Weitere Konsolidierung wohl unausweichlich

hip London

Jefferies hält es für unwahrscheinlich, dass die von Politikern gesetzten Ziele für die Installation von Wärmepumpen in Europa erreicht werden. Zwischen 2022 und 2025 wollten 14 Firmen insgesamt 5 Mrd. Euro in die Produktion von Wärmepumpen und dafür nötigen Komponenten investieren. Doch Herstellern wie Daikin Industries und Fuijitsu General werde klar, dass sie um einen kleineren Markt als erwartet konkurrieren könnten, heißt es in einer aktuellen Studie der US-Investmentbank. Um die Installationsziele der von ihr analysierten Szenarien zu erfüllen, müsste sich die Renovierungsquote verdreifachen. Eine derartige Beschleunigung sei angesichts der starken, jedoch unterbewerteten Gegenwinde kaum möglich.

Die Verfasser argumentieren mit den hohen Kosten der Installation. Oft müssten zudem Heizkörper ausgetauscht, das Gebäude besser isoliert oder eine Fußbodenheizung installiert werden. Denn in weniger energieeffizienten Häusern ließen sich Wärmepumpen weniger effizient betreiben. Rund ein Drittel der europäischen Haushalte sei nicht in der Lage, unerwartete finanzielle Kosten zu schultern. Die Regierungen fahren derweil ihre Subventionen für Wärmepumpen herunter. Jefferies geht zudem davon aus, dass der europäische Gaspreis nach 2024 sinken wird, der Strompreis die Kostenvorteile regenerativer Energien erst langfristig besser widerspiegeln wird und dass das Vorhaben, mit dem Emissionshandelssystem EU-ETS II die CO2-Emissionen von Gebäuden zu bepreisen, scheitern wird.

Wärmepumpen seien in der EU eine Domäne des Mittelstands, heißt es in der Studie. Dabei gebe es eine kleine Zahl größerer Hersteller. Um Skalenvorteile nutzen zu können, sei eine Konsolidierung der Branche von kritischer Bedeutung. Das Übernahmekarussell dreht sich schon seit einer ganzen Weile. Die chinesische Midea übernahm die Mehrheit an der italienischen Clivet-Gruppe. Stiebel Eltron holte sich Danfoss Varmepumpar. Die chinesische Hisense akquirierte Gorenje. Nibe kaufte Waterkotte. Der Erwerb von Viessman durch Carrier Global sorgte in Deutschland für Schlagzeilen.

Doch führe wohl kein Weg an der Konzentration vorbei, sowohl im Fall einer schnelleren Annahme von Wärmepumpen durch die europäischen Verbraucher als auch zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit gegen die Rivalen aus Asien-Pazifik. Die japanische Daikin Industries will mehr als 40 Mrd. Yen (253 Mill. Euro) in ein neues Werk für Luft-Wasser-Wärmepumpen in Polen stecken, das im Juli 2024 den Betrieb aufnehmen soll. Fujitsu General will ihre Partnerschaft mit Groupe Atlantic zur Expansion in andere europäische Länder nutzen. Panasonic investiert 20 Mrd. Yen in ihr Werk in Tschechien und Mitsubishi Electric hat 13 Mrd. Yen für eine Fabrik in der Türkei eingeplant.

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