KommentarChemieindustrie

Klimaschutz muss sich lohnen

Wenn die EU und Deutschland klimaneutral werden wollen, kommt der Chemieindustrie, die noch immer große Mengen Gas und Öl verbraucht, eine Schlüsselrolle zu.

Klimaschutz muss sich lohnen

Chemieindustrie

Klimaschutz
muss sich lohnen

Von Lisa Schmelzer

Wenn die EU und Deutschland klima-
neutral werden wollen, kommt der Chemieindustrie eine Schlüsselrolle zu. Dafür braucht es konkrete Anreize.

Noch nie haben sich die Herausforderungen vor der Chemieindustrie so aufgetürmt wie derzeit: Eine schwache Nachfrage, verunsicherte Abnehmer und hohe Energiekosten treffen auf einen kaum nachlassenden Druck zur Transformation hin zu einem nachhaltigeren Geschäftsmodell. Die Transformation zahlt sich leider in der Regel erst langfristig aus, die Kosten für den Umbau fallen aber kurzfristig an. Weil das Geschäft gerade schlecht läuft, können die notwendigen Investitionen allerdings kaum gestemmt werden.

In ihrer Not reagieren die Unternehmen in altbekannter Manier. Produktionsstätten werden stillgelegt, Stellen gestrichen. Gestern hat Wacker Chemie den Wegfall von mehr als 1500 Stellen angekündigt, vor allem in Deutschland. Denn vor allem hier ächzt die Branche unter hohen Energiekosten und ausufernder Bürokratie. Dabei hat gerade hier die Branche die Chance, von einem grünen Umbau der Wirtschaft zu profitieren. Denn die Nachfrage nach klimafreundlich hergestellten Produkten dürfte weltweit weiter steigen - und deutschen (und europäischen) Unternehmen wird nach wie vor die dafür nötige Innovationsstärke und Technologieführerschaft attestiert.

Emissionshandel steuert in die richtige Richtung

Wenn die EU und Deutschland klimaneutral werden wollen, kommt der Chemieindustrie, die nach wie vor große Mengen Gas und Öl verbraucht, eine Schlüsselrolle zu. Insofern muss es nun darum gehen, die Rahmenbedingungen für den grünen Umbau zu verbessern. Erleichterungen bei den Energiepreisen etwa müssen an die Transformation hin zu grünem Strom geknüpft sein, damit der Umstieg attraktiver wird. Warum nicht die Mehrwertsteuer für klimafreundliche Produkte senken, das würde nicht nur in der Chemieindustrie die Nachfrage nach grünen Erzeugnissen anregen? Auch der Emissionshandel zahlt sich für die, die Emissionen herunterfahren, aus und steuert so in die richtige Richtung.

Die Denkfabrik Agora Industrie empfahl der deutschen Industrie kürzlich in einer Studie, stärker auf Recycling und heimische Biomasse zu setzen – 90.000 neue Stellen und 10 Mrd. Euro zusätzliche Wertschöpfung könnten so entstehen. Eine Abkehr von fossilen Rohstoffen biete die einmalige Chance, diese Potenziale zu nutzen und sich zukunftsfest aufzustellen. Zunächst einmal braucht es aber vor allem eins: einen langen Atem.