Diskussionsveranstaltung der Börsen-Zeitung

Mikus verteidigt Kenfo-Anlagestrategie gegen Kritik von Klimaschützern

Anja Mikus verteidigt die Anlagestrategie des Atom-Altlasten-Fonds Kenfo gegen Kritik von Urgewald. Wie auf einer Veranstaltung der Börsen-Zeitung deutlich wurde, führt die zunehmende Regulierung zu einer gewissen ESG-Müdigkeit in der Branche.

Mikus verteidigt Kenfo-Anlagestrategie gegen Kritik von Klimaschützern

Mikus verteidigt Kenfo-Anlagestrategie

Diskussion über die Rolle von Banken, Märkten und Politik für die Transformation

wbr Frankfurt

Nach scharfer Kritik durch die Klimaschutzinitiative Urgewald am Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung (Kenfo) hat die CEO des Fonds, Anja Mikus, die Anlagestrategie verteidigt. Urgewald hatte dem größten deutschen Staatsfonds vorgeworfen, zu einem erheblichen Teil in klimaschädlichen Investments engagiert zu sein.

Mikus wies das auf einer Veranstaltung der Börsen-Zeitung am Donnerstagabend in Frankfurt zurück. Es sei ein zu kleiner Ausschnitt, sich nur auf die Reduktion von Investments im Bereich Öl und Gas zu konzentrieren. Deren Anteil liege bei 3%, sagte Mikus und rückt damit die Aussagen von Urgewald zurecht.

Ohnehin sei es aus ihrer Sicht entscheidend, welche Art von ESG-Strategie ein Investor verfolge. „Wir sind kein Nachhaltigkeits- und kein Impact-Fonds, sondern ein Fonds mit Nachhaltigkeitskriterien“, sagt die Anlagechefin des Atom-Altlasten-Fonds.

Dreckige Investments weggefallen

Im Mittelpunkt der ESG-Strategie des Kenfo, der auch für die 12 Mrd. Euro des Generationenkapitals zuständig sein wird, steht das Thema Emissionsreduktion und Klimawandel. Dieser Fokus passe zur Idee eines Fonds, der mit der Energiewende zu tun habe, unterstrich Mikus.

Mikus zufolge sind die mit dem Portfolio im Zusammenhang stehenden CO2-Emissionen mittlerweile um 30% gesunken. Dafür seien einerseits die Unternehmen verantwortlich, die ihre Emissionen reduziert haben. Andererseits seien durch den Ausschluss von Unternehmen der Kohleverstromung CO2-intensive
Investments herausgefallen. „Das ist keine große Leistung von uns“, so Mikus, sondern resultiere aus der Portfolio-
konstruktion.

Mit 24 Mrd. Euro sei der Kenfo unter institutionellen Investoren aus Sicht von Mikus eher ein kleines Vehikel. Das führe auch dazu, dass man die kritische Interaktion mit den Unternehmen, also das Engagement, mangels Größe nicht selbst durchführe, sondern zusammen mit den Assetmanagern. Im Rahmen von Engagement wirken Investoren auf Unternehmen ein, um beispielsweise den Prozess der Transformation zu nachhaltigen Geschäftsmodellen voranzutreiben.

Firmenkunden unter Druck

Im Rahmen der Diskussion über die Transformation plädiert Alexandra Themistocli, Head of Sustainability der SEB Deutschland, dafür, die Kundensicht nicht zu vergessen: „Man kann nicht jedem Kunden eine grüne Finanzierung aufs Auge drücken.“

Gleichzeitig hat Themistocli festgestellt, dass durch den Trend zu Nachhaltigkeit in der Kreditwirtschaft etliche Kunden unter Druck kommen. Ihr Haus habe fünf große Kunden verloren, weil sie keinen Transitionsplan vorgelegt haben. Bei der SEB werde jeder Kunde einmal im Jahr durch ein ESG-Screening geschickt, so Themistocli. Kunden, die durch das Raster fallen, wandern dann zu anderen Instituten, Debt-Fonds oder gar chinesischen Banken ab.

Nicht alle Regulierungsvorhaben gleichermaßen gelungen

Die Bedeutung der ESG-Regulierung spielt auch bei der Transition eine große Rolle. Dabei sind nach Einschätzung der Diskussionsteilnehmer einige Projekte gelungen, andere weniger. Die Nachhaltigkeitsberichterstattung der Unternehmen gemäß CSRD-Richtlinie sei auf jeden Fall hilfreich, sagt Bettina Storck, Head of Group Sustainability bei Commerzbank.

Gespalten ist Storck dagegen bei der Taxonomie. Insbesondere sei die Einführung der Green Asset Ratio (GAR) für Banken schiefgegangen. Diese Kennzahl sei nicht aussagekräftig und nicht vergleichbar. Dem stimmt Erich Süß, ESG-Experte und Partner bei BCG, zu: „Bei der GAR kann man nur sagen: Thema verfehlt. Damit kann man nicht arbeiten.“

Kritik an Transitions-Taxonomie

Die ESG-Chefin der Commerzbank ist auch mit Blick auf die Diskussion um eine zusätzliche Taxonomie für den Bereich Transition skeptisch. Es sei schwierig, Transitionspläne mit Standardmustern zu unterlegen. Dies würde einen erheblichen Aufwand bedeuten. Die zunehmende Regulierung im Bereich der Nachhaltigkeit führt aus Sicht von Süß zu einer gewissen ESG-Müdigkeit: „Viele akzeptieren ESG nicht mehr so wie früher.“

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