PodcastNachhaltiges Investieren

Nachhaltigkeit bei Schwellenländer-Anleihen

Der Assetmanager DPAM nutzt ein ESG-Tool, um Staatsanleihen von Schwellenländern nachhaltig zu bewerten. Unterschiedliche Rahmenbedingungen soll ein „Trendindikator“ ausgleichen, eine Art Bonussystem.

Nachhaltigkeit bei Schwellenländer-Anleihen

Auf Wunsch eines institutionellen Investors, der nachhaltig in ein Staatsanleihen-Portfolio für Industrieländer investieren wollte, hat der Assetmanager Degroof Petercam Asset Management (DPAM) 2007 begonnen, ein ESG-Bewertungstool zu entwickeln. Mittlerweile nutzt DPAM dieses auch für Analysen von Schwellenländer-Anleihen. „Für uns ist das ein Risikothema“, erklärt Deutschland-Chef Thomas Meyer im Podcast „Nachhaltiges Investieren“ der Börsen-Zeitung.

Demokratische Werte stehen für den Assetmanager mit 4 Mrd. Euro Assets under Management bei der Analyse an erster Stelle. Staaten, die von der Nichtregierungsorganisation Freedom House als autoritär eingestuft werden, seien beispielsweise aus Nachhaltigkeitsperspektive nicht investierbar. „Das hat uns schon in der Vergangenheit vor so manchem Risiko bewahrt“, sagt Meyer.

Fehlende Infos führen zu Abzügen

Insgesamt fließen mehr als 50 Datenpunkte in unterschiedlicher Gewichtung in die Analyse ein. Die Datenqualität hat sich in der Breite in den vergangenen Jahren „deutlich verbessert“, beobachtet der DPAM-Deutschland-Chef. Wichtig sei allerdings, auf vertrauenswürdige Quellen zu achten. Daten kommen beispielsweise vom Internationalen Währungsfonds, der Weltbank oder von Indexanbietern. Lücken machen sich in der Einstufung negativ bemerkbar: „Wenn wir gar keine Informationen haben oder veraltete, dann führt das eben dazu, dass der Datenpunkt nicht bewertet wird“, erklärt Meyer. Das Land falle dadurch im Ranking zurück.

Schwellenländerbegriff weit gefasst

Das Folgen für den Anteil der Mittel, die ein Portfoliomanager allokieren darf. 40% fließen in die Länder, die im obersten Quartil einsortiert sind. Der Schwellenländerbegriff ist allerdings weit gefasst. In der Liste findet sich etwa Singapur, das von der Wertschöpfung her höher liege als so manches Industrieland, wie Meyer einräumt. Andere Länder hätten hingegen keine große finanzielle Basis, aber investierten dennoch in ihr Nachhaltigkeitsprofil. Die unterschiedliche Ausgangsbasis will der Assetmanager über einen Trendindikator ausgleichen. „Dieser Trendindikator bewertet die Entwicklung eines Landes in rollierenden Dreijahreszeitraum“, erklärt Meyer. Wenn sich ein schwaches Land in der Nachhaltigkeitsbewertung steigere, dann gebe es einen Bonus obendrauf. Wer hingegen über finanzielle Mittel verfüge, sich aber schlechter entwickle, werde mit Punktabzügen bestraft.

Länder, die im Nachhaltigkeitsranking gute Werte erreichen, sind Meyers Beobachtung zufolge in vielen Bereichen ein stabileres Investment. Sie seien widerstandsfähiger bei Umweltkatastrophen, „aber auch was deren demokratisches Setup, die Institutionen angeht“.