Niederrad kehrt zum Ursprung zurück
Niederrad kehrt zum Ursprung zurück
Notiert in Frankfurt
Niederrad kehrt zum Ursprung zurück
Von Thomas List
Heute ist es das Lyoner Quartier, bekannt wurde es als die Bürostadt Niederrad. Der von kleinen und mittelgroßen Bürogebäuden dominierte Frankfurter Stadtteil wurde in den 1960er Jahren als Bürostadt im Grünen geplant. Zum Grünen zurück und weg von der Büro-Monostruktur will die Stadt Frankfurt seit einigen Jahren. Denn es machte sich Tristesse nach Büroschluss und am Wochenende breit. Die Leerstände waren hoch, insbesondere dann, wenn die Wirtschaft an Schwung verloren hatte.
Inzwischen hat sich viel getan. Das Viertel ist mit S-Bahn, Bus und Auto gut erreichbar. Vor allem aber gibts jetzt Wohnungen, und zwar nicht wenige: insgesamt rund 6.000, teilweise in umgebauten Bürohochhäusern.
Ein Beton-Prisma wird grün
Doch auch bestehende Bürogebäude kann man grün machen. Das zeigt das Prisma, ein verglastes dreieckiges Objekt in unmittelbarer Nachbarschaft des S-Bahnhofs Niederrad. Das Gebäude hat der Baukonzern Hochtief 2001 als sein europäisches Hauptquartier erreichtet. Eingezogen ist dann aber die DekaBank, die 2021/22 in ein maßgeschneidertes Gebäude in Sichtweite des Prisma umgezogen ist. Das leere Gebäude hat dann 2022 der Projektentwickler Sonar Real Estate erworben und für einen ungenannten Betrag revitalisiert.
Die Bausubstanz ist zwar so solide, wie es von einem Baukonzern zu erwarten ist. Doch das Klimakonzept mit einer natürlichen Belüftung hat sich in der Praxis nicht bewährt. Durch Einsatz von sieben großen Wärmepumpen unter dem Dach gelang es, den Primärenergiebedarf um 78% zu senken. Die Heizkörper blieben zwar, sollen aber nur bei lang anhaltender arktischer Kälte, also möglichst nie, zum Einsatz kommen. Lohn der Anstrengungen sollen DGNB Platin und Breeam Excellent sein, die allerdings erst ein Jahr nach Betriebsaufnahme verliehen werden können. Der erste Mieter, der IT-Dienstleister Adesso, wird im Frühjahr 2026 einziehen und 6.500 Quadratmeter auf eineinhalb Stockwerken belegen.
Das Atrium ist der Clou
Der Clou des Gebäudes ist ein riesiges Atrium mit einer Fläche von 3.000 Quadratmetern als überdachter Marktplatz. Mindestens ebenso spektakulär sind die Verbindungsbrücken in luftiger Höhe des Atriums, die die Stockwerke miteinander verbinden. Manch ein Interessent soll das als besonders gewichtiges Argument dafür genannt haben, sich das Gebäude näher anzusehen. Klar ist: Ein Gebäude in dieser (Dreiecks-) Form mit so offenem Inhalt würde heute nicht mehr gebaut werden.
Für den Abschied von der geschlossenen Bürowelt und die Öffnung nach draußen stehen das großzügige Restaurant und das Fitnesscenter im Erdgeschoss. Beide sollen Anfang 2026 ihre Pforten öffnen und auch für die Öffentlichkeit zugänglich sein. i-Tüpfelchen für das Gemeinschaftserlebnis wird der Barbecue-Platz. Lohn der Anstrengungen ist eine Spitzenmiete in Niederrad nahe 24 Euro pro Quadratmeter. Das ist aber immer noch weniger als die Hälfte dessen, was man in der Frankfurter Innenstadt zahlt.
